Prof. Dr. Köhler, wird die Erkrankung früh erkannt haben Brustkrebspatientinnen heutzutage, gute Heilungschancen. Was kann Frau neben der jährlichen Untersuchung beim Arzt tun?
„Frauen sollten in regelmäßigen Abständen ihre Brüste auf Knötchen kontrollieren. Ertasten Sie eine Schwellung, sollten Sie diese bei ihrem Gynäkologen untersuchen lassen. Dies gilt auch für Hautveränderungen oder Absonderungen aus der Brustwarze. Bestätigt der Gynäkologe den Tastbefund, wird die Patientin an eine Klinik überwiesen. Dort kann mit Hilfe moderner Diagnoseverfahren, beispielsweise durch eine Mammografie oder Sonografie, festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um Krebs oder nur um Fett- oder Drüsenzellen handelt.
Bei einer abschließenden Biopsie wird der Tumor klassifiziert. Es wird also geklärt, ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt und in welchem Stadium er sich befindet.“
Wenn tatsächlich Brustkrebs diagnostiziert wird, sollte die Patientin schnell handeln.
Was ist bei der Wahl der Klinik zu beachten?
„Längst nicht jede Klinik ist für die Behandlung von Brustkrebs geeignet. Falls die Möglichkeit besteht, sollten Betroffene sich an ein zertifiziertes und geprüftes Brustzentrum wenden, diese haben sich auf Tumoren in der Brust spezialisiert.
So muss ein Brustzentrum nachweisen, dass pro Jahr mindestens 150 Frauen mit Brustkrebs operiert und mindestens 800 Zyklen Chemotherapie bei erkrankten Frauen durchgeführt werden. Neben den Erfahrungen ist es außerdem von Vorteil, wenn das Zentrum alle Bereiche – von der Diagnostik und Therapie über die Strahlenbehandlung und die Brustrekonstruktion bis hin zur Nachsorge – unmittelbar vor Ort anbietet.
So wie bei uns im St. Georg. Das erspart der Patientin Zeit und vor allem Wege.“
Wie wird Brustkrebs behandelt?
„Jede Behandlung wird individuell auf die Patientin und ihren Tumor abgestimmt. Dabei kommt es unter anderem auf das Stadium an. Im Falle einer Brusterhaltenden Therapie erhält die Patientin im Anschluss einer Operation meist eine Bestrahlung. Hier gibt es inzwischen sehr innovative und gewebeschonende Möglichkeiten.
Im Brustzentrum am St. Georg arbeiten wir beispielsweise mit der sogenannten INTRABEAM-Methode, bei der das Tumorbett unmittelbar nach der Tumorentfernung bestrahlt wird, ohne dabei umliegendes Gewebe oder die Haut zu strapazieren. Möglich ist jedoch auch eine Chemotherapie durch Medikamente. Muss die Brust amputiert werden, kann die Patientin sich für einen Wiederaufbau der Brust durch eine Rekonstruktion entscheiden. Aber Achtung, längst nicht jede Klinik bietet die rekonstruktive Mammachirurgie an.“
Unabhängig von der medizinischen Behandlung ist auch die psychologische Unterstützung für Betroffene wichtig. Was empfehlen Sie?
„Mit der Diagnose Brustkrebs verändert sich das Leben einer Frau grundlegend. Auch nach einem erfolgreichen Eingriff kann dies psychische Folgen nach sich ziehen. Vor allem bei Frauen, die ihre Brust verloren haben. Die meisten Frauen brauchen seelische Unterstützung. Diese muss nicht ausschließlich aus der Familie kommen. Selbsthilfeorganisationen können beim Umgang mit der Krankheit helfen. Am Brustzentrum St. Georg haben wir für Betroffene und ihre Angehörigen unter anderem eine Hotline eingerichtet, über die man jederzeit professionelle Hilfe erhält. Außerdem bieten wir immer freitags eine Brustsprechstunde an, in der ehemalige Patientinnen ihre Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit weitergeben. Diese ist selbstverständlich auch Brustkrebspatientinnen aus anderen Kliniken zugänglich. Wie auch immer die Patientinnen sich entscheiden: Seien Sie sich immer darüber im Klaren, Sie müssen nicht allein mit Ihrer Krankheit fertig werden.“
Wie werden die Patientinnen nach einem Eingriff medizinisch weiter betreut?
„Im Normalfall liegt die Nachsorge in der Verantwortung des niedergelassenen Gynäkologen. Viele Brustzentren betreuen ihre Patientinnen jedoch auch nach der OP weiter. Bei uns erfolgt die Nachsorge auf Wunsch beispielsweise bis zu fünf Jahre nach der Operation, denn unser Ziel ist es, dass sich die Patientin zu jeder Zeit bestens aufgehoben fühlt.“