Die Bandscheiben – Stoßdämpfer der Wirbelsäule

Januar 17, 2019
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Wolfgang Unger litt seit Jahren unter altersbedingten Knochenveränderungen an seiner Wirbelsäule. Der Grund: Ein Bandscheibenvorfall. Mit einer minimalinvasiven Operation wurde dem 85-jährigen ehemaligen Diplom-Ingenieur und engagierten Hobbysammler von Zinnfiguren im Klinikum St. Georg geholfen.

Zahlen und Fakten zum Thema „Bandscheibenvorfall“

Einen Rücken so stark und stabil wie eine Zinnfigur zu besitzen – das dürfte sich so mancher Mensch wünschen, der an Rückenschmerzen leidet. Und von diesen Menschen gibt es gar nicht so wenige. Rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung hatten bereits mindestens ein Mal in ihrem Leben Rückenprobleme oder sogar dauerhafte Beschwerden. Natürlich ist nicht jedes dieser Leiden ein Bandscheibenvorfall. Dieses Krankheitsbild ist besonders ernst, teilweise sogar kritisch für Patienten.

Der Rücken muss beim Menschen einiges mitmachen. Er hält uns aufrecht beim Sitzen, trägt uns durch den Tag, muss Fehlhaltungen und Stöße ausgleichen. Dabei wird er nicht nur von Muskelsträngen unterstützt, sondern auch von der Wirbelsäule. Sie besteht aus 33 Wirbelkörpern und 23 Bandscheiben, die wie Puffer zwischen diesen Wirbeln liegen. Dank ihrer Konsistenz aus Knorpelfasern und einem gelartigen Kern (Gallertkern) sind sie wunderbar elastisch und fungieren deshalb zugleich als Stoßdämpfer und Kräfteverteiler.

Doch wenn wir älter werden, verlieren die Bandscheiben ihre Festigkeit und Flexibilität. Kommt dann noch eine schlechte Körperhaltung hinzu oder sind die Muskeln entlang der Wirbelsäule zu wenig ausgeprägt, droht ein Bandscheibenvorfall. „Bei einem Bandscheibenvorfall wird der Gallertkern aus dem Faserring zwischen den Wirbelkörpern herausgeschoben“, erklärt Dr. Oliver Sorge, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum St. Georg. „Dabei können die Bandscheiben auf die Nerven der Wirbelsäule drücken, diese reizen oder sogar beeinträchtigen. Das ist mindestens schmerzhaft, teilweise sogar gefährlich.“

90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle betreffen den Lendenwirbelbereich, kreist Dr. Sorge das Schmerzzentrum ein. Dabei treten oft heftige Ischiassymptome auf. „Das fühlt sich dann an wie stromschlagartig stechende Schmerzen, die man bis in die Beine spürt.“ Seltener betroffen ist der obere Wirbelbereich, wo Bewegungsschmerzen in Nacken, Schultern und Arme ausstrahlen. Doch auch Taubheitsgefühle, Schmerzen beim Niesen und Husten sowie organische Beeinträchtigungen wie Blasenschwäche können auftreten. Manchmal sind sogar partielle Lähmungserscheinungen an den Beinen möglich, wie es bei Wolfgang Unger der Fall war. Der rüstige Diplom-Ingenieur aus Leipzig und Sammler von Zinnfiguren war einst ein sportlicher Mensch gewesen. Doch eine Bandscheibenkomplikation führte bei ihm zu Phasen totaler Bewegungsunfähigkeit. Teilweise fiel er sogar einfach um und konnte nicht mehr aufstehen. Eine genauere Diagnose war daher bei ihm dringend angeraten.

Symptome eines Bandscheibenvorfalls

Diagnose Bandscheibenvorfall: Das macht der Arzt

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls erfolgt im Klinikum St. Georg zunächst über eine klinisch-neurologische Untersuchung. Hier prüft der Arzt, ob charakteristische schmerzhafte oder neurologische Bewegungseinschränkungen vorliegen. Mittels vielfältiger Untersuchungspraktiken und Reflextests kann er dabei bereits den betroffenen Wirbelbereich eingrenzen. Sollte sich hier der Verdacht erhärten, liefert eine Kernspintomografie (MRT) dann ein aussagefähiges Bild des betroff enen Wirbelabschnitts, ohne den Patienten durch Röntgenstrahlen zu belasten.

So erfolgt die Behandlung

Beruhigende Neuigkeiten: Nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operativ behandelt werden. In rund 90 Prozent der Fälle bessern sich die Beschwerden durch kurzfristige Medikamentengabe in Kombination mit Wärme- und Physiotherapie. „Wichtig ist dabei, dass man den Patienten zu richtigem Alltagsverhalten aufklärt und er regelmäßig Übungen zur Stärkung seiner Rücken- und Stützmuskulatur ausführt“, weiß Dr. Sorge. Bei chronischen Schmerzen bietet das Klinikum St. Georg außerdem eine multimodale Schmerztherapie an. Hier werden psychologische, psychosoziale und Bewegungstherapien kombiniert mit Schmerzmedikamenten, Entspannungstechniken, Massagen sowie Übungen zur Körperwahrnehmung.

Operation – wann?

Operative Eingriffe am Rücken sind trotz moderner Operationsmethoden risikobehaftet. Daher werden sie bei einem Bandscheibenvorfall erst in Erwägung gezogen, wenn trotz der oben genannten Therapien immer wieder Lähmungs- oder Ausfallerscheinungen oder unbeeinflussbare Schmerzen auftreten. Am Klinikum St. Georg werden Eingriffe mikrochirurgisch, endoskopisch, minimal-invasiv und mit dem Einsatz moderner Technologien durchgeführt. So auch bei Wolfgang Unger. Bei ihm öffnete Dr. Sorge mittels eines kleinen Hauteinschnitts den Spinalkanal und weitete ihn an jenen Stellen, an denen der Nerv eingeklemmt war. Die OP war ein voller Erfolg. Heute kann Wolfang Unger wieder beschwerdefrei Gymnastik treiben und die Muskeln seines linken Beins aufbauen, das aufgrund der Lähmung einst geschwächt war. Zum Dank schenkte er dem Chefarzt der Neurochirurgie eine Zinnfigur aus seiner Sammlung, die den Heiligen Georg als Drachentöter abbildet. Seitdem ziert sie den Arbeitstisch von Dr. Sorge. „Die Zinnfigur passt gut zu uns. Einerseits erfordert die Herstellung dieser Figuren eine „mikrochirurgische Arbeitsweise“, ähnlich wie bei einer minimal-invasiven Bandscheibenoperation. Deshalb habe ich großen Respekt gegenüber der filigranen Arbeitsweise von Herrn Unger“, freut sich der Chefarzt über das Geschenk. „Zugleich ist der „Heilige Georg“ natürlich Namenspatron unseres Klinikums und damit eine wichtige Symbolfigur – ein wunderbares Geschenk!“

Mit täglichen Übungen den Rücken stärken

Die Wirbelsäule ist ein Gerüst aus Knochen, Bändern und Knorpeln. Für eine gute und gesunde Funktionsweise ist eine starke Muskulatur, die den Rücken „aufrecht hält“ erforderlich. Darum stärken Sie Ihr Rückgrat – mit gezielten Übungen für Ihre Rückenmuskulatur!

Rückenübungen zur Stärkung des Rückgrats

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