Das Klinikum St. Georg hat ein Neurozentrum gegründet, das als Koordinationsstelle unterschiedlicherer Fachrichtungen fungiert und besonders bei Patienten mit einem Schlaganfall eingesetzt wird. Geleitet wird es von Dr. Torsten Kraya.
Kopfschmerzen kennt jeder. Ein stechendes Gefühl, als ob der Kopf platzen würde. Fast fünf Prozent der Deutschen leiden täglich darunter, bei 70 Prozent treten Kopfschmerzen anfallsweise oder chronisch auf. Manchmal kann ein Kopfschmerz aber nicht nur ein Zeichen von Stress, Wetterfühligkeit oder Wassermangel im Körper sein, sondern ein Vorzeichen für einen möglichen Schlaganfall. Dr. Torsten Kraya ist seit August 2019 Chefarzt der Klinik für Neurologie des Klinikums St. Georg Leipzig und zugleich Experte für beide Welten: Den Kopfschmerz und den Schlaganfall. Schlaganfälle zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen solch einen Anfall und am Klinikum St. Georg werden zwischen 500 und 600 Patienten jährlich behandelt. „In den letzten 25 Jahren haben sich zwar die Sterbefälle halbiert, doch die Zahl der Fälle ist exponentiell gestiegen“, erklärt der Chefarzt. Um in Zukunft vor allem Schlaganfall-Patienten noch besser behandeln zu können, gründete das Klinikum St. Georg das Neurozentrum. Unter der Leitung von Dr. Kraya als Experte für Kopf- und Gesichtsschmerzen werden hier sozusagen die Neuro- und Kopfdisziplin zusammengeführt.
Neurozentrum bündelt Expertisen
Das Neurozentrum vertritt einen interdisziplinären Ansatz, von dem Patienten am Klinikum entscheidend profitieren. Denn dort wird die Zusammenarbeit zwischen den Fachrichtungen Neurologie, Neurochirurgie, HNO, Neuroradiologie und Neuroanästhesie kompetent gebündelt. Um für Patienten mit Schlaganfällen und anderen Hirngefäßerkrankungen eine optimale Behandlung und Versorgung zu gewährleisten, erstellte das Klinikum einheitliche Struktur- und Qualitätsmaßnahmen. Zudem treibt es durch eine Kooperation mit der Neurologie und Intensivmedizin im Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf den Aufbau einer ambulanten Versorgungsstruktur voran, etabliert Neuro- bzw. Kopf-Intensivstationen und die Analyse einer möglichen Reha-Struktur für Neuropatienten. So soll ein neurovaskuläres Netzwerk entstehen, von dessen enger Verzahnung der Fachrichtungen die Patienten profitieren werden – durch eine bessere Beratung, Diagnose, Therapie, Behandlung und Betreuung. „Wir bündeln im Neurozentrum Qualitäten, Kompetenzen sowie Sicherheiten und können damit individuelle Therapieansätze zum Wohl des Patienten anbieten“, erklärt Dr. Kraya.
TESSA als Grundlage
Grundlage für die Gründung war das Schlaganfallnetzwerk TESSA, das sich mit seiner neurologischen Expertise im Norden und Westen des Freistaats Sachsen bereits etabliert hat. Darin arbeitet das Klinikum St. Georg bereits mit dem Klinikum in Wermsdorf sowie weiteren Krankenhäusern im Umkreis von Leipzig auf diesem medizinischen Fachgebiet zusammen. Im Rahmen dieses Netzwerkes werden speziell Patienten mit akuten Schlaganfallsymptomen in der Stroke Unit behandelt. Dort arbeiten spezialisierte Pflegekräfte sowie Physio-, Sprach- und Ergotherapeuten daran, mit standardisierten Behandlungs-Algorithmen die Folgen eines Schlaganfalls zu mindern.
Universitäre und interne Kooperationen
Das Klinikum St. Georg kooperiert im Bereich der Neurologie unter anderem mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Universität Leipzig. Dr. Kraya, der zuvor leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurologie sowie Leiter der Kopfschmerzambulanz am Universitätsklinikum Halle war, betreut mehrere Doktoranden bei ihren Dissertationen. Intern haben Dr. Kraya und Prof. Dr. Amir Hamza, Chefarzt für Urologie und Andrologie, eine Checkliste für Visiten auf den Weg gebracht, um bei der Übergabe von Patienten deren Behandlung in anderen Abteilungen präziser vorzubereiten. „Für die klinische Entwicklung am Klinikum im Allgemeinen sowie im Neurozentrum im Besonderen ist das eine wichtige Voraussetzung, um Krankheitsfälle besser zu priorisieren, Patientenströme effektiver zu leiten und damit individuelle Therapien zu ermöglichen.“, sagt Dr. Kraya
Covid-19 als erste Bewährungsprobe
Das Team von Dr. Kraya erlebte bei der Corona-Pandemie gleich seine erste Bewährungsprobe. „Corona war und ist für uns natürlich eine besondere Herausforderung“, erklärt der Chefarzt. „Denn wir müssen unseren Patienten bei ihrer komplexen neurologischen Rehabilitation helfen und natürlich zugleich die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau sichern.“ So hielt das Neurozentrum Kapazitäten für neurologische Patienten frei und separierte sie von jenen mit einer Covid-19-Erkrankung. „Wir haben gemeinsam die organisatorischen und strukturellen Herausforderungen, die Corona uns bescherte, gut gemeistert“, blickt Dr. Kraya zufrieden auf die Arbeit seines engagierten Teams während der Krise zurück. „Das zeigt, wie wichtig gutes Teamwork auch in der Medizin ist. Deshalb stimmt bei uns für unsere Patienten alles: Technik, Fachwissen und Teamgeist.“