Die Nuklearmedizin blickt tief in den Menschen hinein, ohne invasiv einzugreifen. Davon profitieren seit Juni 2023 auch die Patientinnen und Patienten des Klinikums St. Georg. Denn im letzten Jahr eröffnete die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin unter Chefarzt Prof. Arnd-Oliver Schäfer die neu etablierte Abteilung für Nuklearmedizin. Leiterin ist Dr. med. univ. Theresa Kluge.
Frau Dr. Kluge, was genau ist eigentlich Nuklearmedizin?
In der Nuklearmedizin werden schwachradioaktive Substanzen eingesetzt, um gesunde und krankhafte Prozesse des Körpers oder den Stoffwechsel auf zellulärer Ebene darzustellen. Der Vorteil ist: Durch das Spritzen dieser Substanzen können sehr spezifische Prozesse dargestellt werden, wie z.B. die Durchblutung der Herzmuskulatur oder Umbauprozesse im Knochen. Wir können auch spezielle Tumoren oder neurologische Erkrankungen erkennen. Und falls sich jemand Sorgen machen sollte — die Strahlenexposition bei den Untersuchungen liegt im geringen und unbedenklichen Bereich.
Welche Vorteile ergeben sich aus der neuen Abteilung für Nuklearmedizin?
Die Patienten können die betreffenden Untersuchungen ohne zusätzliche Wege oder lange Wartezeiten unmittelbar an unserem Standort in Eutritzsch wahrnehmen. Zusätzlich profitieren sie von den speziellen ambulanten spezialfachärztlichen Versorgungen, kurz ASV. Dabei arbeiten wir mit niedergelassenen Ärzten zusammen, um Tumorerkrankungen leichter ambulant behandeln bzw. therapieren zu können.
Was hat sich für gesetzlich Krankenversicherte verändert?
Seit November 2023 können wir nuklearmedizinische Leistungen auch ambulant über KV-Zulassung für gesetzlich Krankenversicherte anbieten. Hierfür benötigen Patienten nur einen Überweisungsschein ihrer Haus- oder Fachärzte. Die Terminvereinbarung erfolgt telefonisch über die 0341 909-2870.
Welche Rolle spielt die neue Abteilung für Nuklearmedizin in Leipzig?
Die Nuklearmedizin spielt in Leipzig eine zentrale Rolle bei der Erkennung von Tumoren, deren Ausbreitungsstadium und der Kontrolle der Therapie. Wir können beispielsweise bei Lungenveränderungen gleichzeitig feststellen, ob der Tumor bös- oder gutartig und wie das Ausbreitungsstadium fortgeschritten ist. Anschließend entscheiden wir mit Kollegen anderer Fachdisziplinen in der Tumorkonferenz, wie die weitere Therapie erfolgt. Letztlich können wir am Standort Leipzig mit neuesten Geräten essenzielle Diagnostik in hervorragender Qualität in sehr kurzer Zeit anbieten.
Welche Ziele verfolgen Sie als neue Leiterin der Abteilung Nuklearmedizin?
Viele Patienten können von nuklearmedizinischen Untersuchungen profitieren. Allerdings sind die Möglichkeiten der Nuklearmedizin teilweise noch zu wenig bekannt. Daraus ergibt sich leider, dass nicht jeder Patient Zugang zu diesen Untersuchungen erhält. Daher ist es mein Ziel, für eine größere Bekanntheit der nuklearmedizinischen Methoden zu sorgen. Die Patienten sollen wissen, dass wir im Klinikum St. Georg sowohl ambulant als auch während eines stationären Aufenthalts oder über die ASVs nuklearmedizinische Untersuchungen anbieten. So wollen wir die Patientenversorgung in Leipzig sowie in Nordsachsen und Umgebung nachhaltig verbessern.
Mit welchen Maßnahmen wollen Sie die Patientenerfahrung in der Nuklearmedizin verbessern?
Mit Empathie, Professionalität und Schnelligkeit. Jedem Mitarbeitenden unseres Teams ist ein freundlicher und empathischer Umgang mit den Patienten wichtig. Durch hervorragende Qualität und schnelle Ergebnisübermittlung tragen wir dazu bei, dass Patienten so schnell wie möglich und gezielt weiterbehandelt werden. Um das noch zu verbessern, setzen wir uns auch für ein Portal zur Befundübermittlung ein. Sie und Ihr Team zeigen viel Engagement.
Was hat Sie persönlich bewogen, in die Nuklearmedizin zu gehen?
Mich haben die Naturwissenschaften schon immer interessiert. In der Medizin werden verschiedene naturwissenschaftliche Erkenntnisse miteinander verbunden und angewandt. Die Nuklearmedizin habe ich während eines Praktikums am Ende des Studiums genauer kennengelernt. In der Nuklearmedizin werden chemische und physikalische Wirkungen genutzt, um gesunde und krankhafte Prozesse im menschlichen Körper sichtbar zu machen. So können Krankheiten überhaupt erkannt und optimale, individuelle Therapiemöglichkeiten gefunden werden. Das hat mich fasziniert und das tut es bis heute.
Leistungsspektrum
- Schilddrüsendiagnostik: Ultraschall, Szintigraphie, Punktionen und Krebsnachsorge
- Nebenschilddrüsenszintigraphie
- Skelettszintigraphie
- Nierenszintigraphie
- Herzszintigraphie
- Lungenszintigraphie
- Hirnszintigraphie zur Parkinsondiagnostik
- Wächterlymphknotendiagnostik
- PET/CT-Untersuchungen bei onkologischen, neurologischen sowie entzündlichen Fragestellungen
- Weitere spezielle Untersuchungsverfahren nach Rücksprache