Diabetes bei Kindern

Mai 01, 2022
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Häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter

Tritt Diabetes bei Kindern und Jugendlichen auf, handelt es sich zumeist um Diabetes mellitus Typ 1. Nach aktuellen Schätzungen leben in Deutschland 30.000 bis 32.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 19 Jahren mit der multifaktoriell bedingten Autoimmunerkrankung. „Das heißt, die Kombination aus genetischen Dispositionen, verschiedenen Umwelteinflüssen, aber auch bestimmten Viruserkrankungen führt in unserem Körper zur Produktion von sogenannten Auto- Antikörpern. Diese richten sich gegen körpereigene, insulinproduzierende Zellen der Bauchspeicheldrüse (ß-Zellen), die sie im Laufe der Zeit komplett zerstören“, erklärt Dr. Constanze Vilser, Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Dabei sind die Antikörper entweder bereits bei der Geburt vorhanden oder sie entstehen erst während der Kindheit oder gar im Erwachsenenalter. Je mehr ß-Zellen die Auto-Antikörper zerstören, desto weniger Insulin kann produziert werden – bis schließlich alle Zellen zerstört sind und die Produktion gänzlich versiegt. Da dieser Prozess irreversibel ist, sind die Patienten aktuell auf eine lebenslange Insulintherapie angewiesen. Manchmal ist der Auslöser ein Infekt, in anderen Fällen findet sich keine bestimmte Ursache, wenn ein bisher gesundes Kind oder Jugendlicher plötzlich an Diabetes Typ 1 erkrankt. Da der Körper bei der Autoimmunerkrankung kein oder nicht mehr ausreichend Insulin herstellen kann, müssen sich die Betroffenen das lebenswichtige zuckerregulierende Hormon mehrmals am Tag selbst zuführen. Dies geschieht entweder durch Spritzen, Insulinpens oder über eine Insulinpumpe, die am Körper angebracht ist. Dabei gilt es, die Insulindosis an die jeweilige Situation wie etwa Nahrungsaufnahme, Sport oder auch einen fieberhaften Infekt anzupassen.

Schutz vor der Stoffwechselentgleisung

Kind misst seinen Blutzuckerspiegel

©Klinikum St. Georg

Doch was passiert eigentlich bei schwindenden Insulinvorräten? Fehlt das Insulin, so steigt der Blutzuckerspiegel, denn nur mit Hilfe des Insulins können der Zucker (Glucose) in unsere Körperzellen hineintransportiert, der Blutzuckerspiegel gesenkt und unsere Organe mit lebensnotwendiger Energie versorgt werden. „Ohne diese Energie verhungern unsere Zellen und die Organe können nicht mehr richtig arbeiten. In der Folge kommt es zur sogenannten Stoffwechselentgleisung, die ohne rechtzeitige Insulintherapie lebensgefährlich ist“, betont Dr. Vilser. Vorboten einer solchen Entgleisung sind ein gesteigerter Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Müdigkeit sowie eine Konzentrationsschwäche, die sich beispielsweise in einer abnehmenden Leistungsfähigkeit in der Schule bemerkbar machen kann. Dr. Vilser und dem kinderdiabetologischen Team ist es wichtig, „die Kinder vor einer solchen Stoffwechselentgleisung zu schützen und ihre Eltern entsprechend ins Bild zu setzen. Gerade Kleinkinder können ihre Symptome noch nicht richtig deuten oder nur schwer kommunizieren, weshalb sich eine Entgleisung schneller anbahnen und schwerwiegender sein kann als bei größeren Kindern oder Erwachsenen“. Essentiell ist, dass bereits bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen über die spezifischen Symptome von Diabetes aufgeklärt und nicht nur die Kinder, sondern vor allem auch die Eltern, mit der Art der Therapie und dem richtigen Umgang mit der Erkrankung vertraut gemacht werden.

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