Was moderne Kardiologie zu leisten vermag

November 01, 2022
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Ein modernes Krankenhaus wie das Klinikum St. Georg ist immer auf der Suche nach neuen und innovativen Behandlungsmethoden, um den Patienten alle Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung zu stellen. Operations- und Diagnosetechniken entwickeln sich ständig weiter. Die Ärzte der verschiedenen Kliniken nutzen Kongresse und Messen, um mit Kollegen und Vertretern der Industrie im Kontakt zu bleiben. Dort schauen sie sich auch neue Produkte und Techniken an, um die innovativen Verfahren auf der Höhe der Zeit anbieten zu können. Dabei investiert das Krankenhaus im Vorfeld viel. Ohne zu wissen, ob die jeweilige Methode sich durchsetzen wird oder nicht. Drei innovative Verfahren wollen wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Shockwave – Kalk knacken mit Ultraschall 

Die Shockwave-Therapie ist eine spezielle Methode zur Behandlung von verengten Herzkranzarterien, eine sogenannte intravaskuläre Lithotripsie. Sie wird am Klinikum St. Georg seit 2021 praktiziert und ist in Sachsen bislang nur in sehr wenigen Kliniken verfügbar. Bei dem neuen Therapieverfahren werden Kalkablagerungen in den Arterien mit Hilfe von Ultraschallwellen rissig gemacht. Dafür wird ein Ballon-Katheter über einen Führungsdraht an die betroffene Stelle am Herzen geleitet, der nach der Ultraschall- Stoßwellenbehandlung die Arterie mit nur wenig Druck auf die ursprüngliche Größe presst. So kann beispielsweise Platz für einen Stent geschaffen werden, der mit Medikamenten beschichtet ist und somit eine Wiederverengung des Gefäßes verhindert. „Vor allem bei stark verkalkten Gefäßen setzen wir dieses neue Verfahren ein“, erzählt Dr. Klein, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin. „So können wir auch millimeterdicke Verkalkungen in den Arterien behandeln.“ Um Arterien freizubekommen, die sehr stark verkalkt sind und kurz vor dem Verschluss stehen, nutzen er und sein Team winzig kleine Bohrer. So kann der Kalk geknackt und der Ballon mit den Ultraschalldioden eingeführt werden. Dieser Ultraschall lockert dann den Kalk auf und ein Ballon, der auf den Ultraschallkernen sitzt, kann dann die Verengung mit niedrigem Druck aufdehnen. Bisher mussten für solche sehr stark verkalkten Verengungen Ballons benutzt werden, die bis zu 25 bar Druck auf die Gefäßwand ausübten und die Verengung der Blutgefäße trotzdem manchmal nicht aufbrechen konnten. Die Gefahr der Gefäßverletzung oder des Einrisses der Gefäßwand wird mit dem neuen Verfahren deutlich reduziert. „Insbesondere unseren älteren und an Diabetes vorerkrankten Patienten kommt dieses fortschrittliche Verfahren zugute, da sie besonders häufig an diesen ausgeprägten Verkalkungen der Herzkranzarterien leiden, die nun mit der Stoßwellen- Therapie erfolgreich behandelt werden können“, freut sich Chefarzt Klein. Da diese Prozedur zudem für den Patienten schmerzfrei ist und ohne Narkose durchgeführt wird, können die therapierten Patienten meist schon am nächsten Tag entlassen werden. Dieses neue und innovative Verfahren erweitert das Behandlungsspektrum der interventionellen Kardiologie am Klinikum, in dessen Mittelpunkt das für Herzinfarktpatienten 24/7 verfügbare Herzkatheterlabor steht.

„Mit dem neuen Shockwave-Verfahren können wir Patienten mit komplexer koronarer Herzkrankheit noch umfangreicher und sicherer behandeln.“

Coronary sinus flow-Reducing – Draht legen für den Herzmuskel

„Ganz neu arbeiten wir mit dem sogenannten Flow-Reducer. Bei diesem Verfahren wird ein sanduhrförmiges Drahtgeflecht in die Herzkranzvene gelegt, das den Blutrückfluss zum rechten Vorhof verlangsamt“, beschreibt PD Dr. med. habil. Norbert Klein die neue Methode. „Durch den höheren Druck in den Venen wird der Herzmuskel stärker durchblutet und Symptome wie Angina pectoris, die nicht durch Arterienverengung erklärbar und behandelbar sind, werden gemildert.“ Der Zugang für den Eingriff wird an der Halsvene gelegt. Meist werden die Patienten dafür nur örtlich betäubt. Das Verfahren war bis vor wenigen Wochen noch in der Studienphase, hat sich aber etabliert, so dass es in unserer Klinik seit einem Monat in den Operationsalltag integriert werden konnte.

Herzkatheterlabor. Was ist das?

Ein Herzkatheter ist ein feiner, biegsamer Kunststoffschlauch, der während der Untersuchung unter Röntgenkontrolle durch ein Blutgefäß (meist vom Arm aus) bis zum Herzen vorgeschoben wird. In diesen Katheter wird dann Kontrastmittel injiziert und unter Durchleuchtung (Röntgen) werden die Gefäße auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. In einem Herzkatheterlabor werden demnach Erkrankungen der Herzkranzgefäße (Arterien, die das Herz mit Blut versorgen), aber auch der Herzklappen und durch andere Verfahren (ohne Kontrastmittel) auch Herzrhythmusstörungen diagnostiziert.

Teamfoto der Kardiologie

© Klinikum St. Georg

„Für uns Kardiologen zählen die deutschen und europäischen Kardiologiekongresse zu den wichtigsten Veranstaltungen, um uns national und international zu vernetzen.“

 

EKOS™ – Ultraschallunterstützte Gerinnselauflösung bei Lungenembolie

Auch zur Behandlung einer akuten Lungenembolie konnte ein neuartiges Therapieverfahren in der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin etabliert werden. Bei einer Lungenembolie tritt ein Gerinnsel (meist aus einer Thrombose im Bein) dem Blutfluß folgend in die Lungenstrombahn und verstopft dort die großen Gefäße. Die Folge ist, dass weniger Blut durch die Lunge fließen kann und die Patienten akute Luftnot bekommen. Durch das für den großen Kreislauf fehlende Blut entsteht ein Kreislaufeinbruch (Schock), der zum Tode führen kann. Bei sehr großen Lungenembolien muss akut ein gerinnselauflösendes Medikament in sehr hoher Dosis gegeben werden, um das Leben des Patienten zu retten. Da dieses Problem jedoch häufig Patienten betrifft, die frisch operiert sind und frische OPWunden haben, verbietet sich eigentlich eine gerinnselauflösende Therapie. Hier kommt das EKOSTM-System ins Spiel. Hierbei wird ein Katheter in die betreffende Lungenarterie gelegt. In diesem Katheter befindet sich ein Ultraschallkern, der durch hochfrequenten Ultraschall das Gerinnsel auflockert. So kann das gerinnselauflösende Medikament lokal in die Lungenarterie appliziert und seine Dosis sehr gering gehalten werden. Damit ist das Risiko für Nebenwirkungen der gerinnselauflösenden Therapie wie Blutungen und große Hämatome erheblich reduziert. Auch kann die ultraschallgestützte lokale Lyse (medikamentöse Therapie zur Auflösung der Blutgerinnsel) dann eingesetzt werden, wenn aus Kreislaufsicht eine systemische gerinnselauflösende Therapie nicht zwingend erforderlich ist, aber Spätfolgen der Lungenembolie zu befürchten sind (Lungenhochdruck). Bevor derartige Therapien jedoch angewendet werden können, müssen die Menschen aufgenommen und die Erkrankungen diagnostiziert werden. Eine Abteilung am Klinikum St. Georg, die sich speziell um Brustschmerzpatienten kümmert, ist die Chest-Pain-Unit.

Ärzte beim Operieren

© Klinikum St. Georg

Chest-Pain-Unit. Was ist das?

„Das ist eine Betteneinheit in der Klinik für Patienten mit Brustschmerzen. Diese Einheit ist auf der internistischen Intermediate Care Station als separate Station abgetrennt“, erklärt Dr. Klein. Die Patienten klingeln entweder direkt an der Station oder werden von der Notaufnahme dorthin überwiesen. „Über die Hälfte aller neu aufgenommenen Patienten, die über Brustschmerzen klagen, landen in der Kardiologie und früher oder später dann auch im Herzkatheterlabor. Die Chest-Pain-Unit ist als ‚Diagnose-Schleuse‘ also sehr wichtig für uns.“

Mit welchen Symptomen sollte ich ins Krankenhaus fahren?

Bei Anzeichen einer Angina Pectoris sollte man sich schnell untersuchen lassen. Das sind Schmerzen im Brustkorb, die bis in die Arme und den Oberbauch ausstrahlen können. Die Betroffenen beschreiben diese als ein starkes Brennen oder Ziehen mit einem dumpfen Gefühl von Enge. Begleitet wird der Schmerz von einer starken Atemnot bei Anstrengung und ggf. auch Ausstrahlung in den linken Arm, Hals oder Oberbauch.

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