Mehr Kinderorthopädische Sprechstunden zur Früherkennung

November 01, 2022
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Die Abteilung Kinderorthopädie des Klinikums St. Georg bietet eine dreistündige ambulante Sprechstunde in der Woche an. Aus Sicht der Kinderorthopädin Dr. Bettina Knothe müsste das Angebot weiter ausgebaut werden. Nur so sei eine effektive Früherkennung orthopädischer Krankheitsbilder schon bei den Kleinsten möglich.

Dr. Bettina Knothe leitet seit Februar 2022 die Abteilung für Kinderorthopädie am Klinikum St. Georg. Davor war sie jahrelang am Universitätsklinikum Halle (Saale) und dem angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum tätig. Dort hat sie umfangreiche Erfahrungen in der ambulanten Sprechstunde gesammelt. „In der Kinderorthopädie ist die Sprechstunde das wichtigste Instrument, der wichtigste Anlaufpunkt für Eltern und Zuweiser. „Im Moment gibt es die kinderorthopädische Sprechstunde bei uns nur freitags von 09:00 bis 12:00 Uhr. Das ist aus meiner Sicht zu wenig.“ Der Ansturm ist immens. Dr. Knothe behandelt Patienten aus ganz Mitteldeutschland. „Da gibt es ganz klar eine Versorgungslücke, die geschlossen werden muss.“

Ärztin beim Ultraschall an einem Kind

© Klinikum St. Georg

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

In vielen Kliniken werden Kinder auf orthopädischen Stationen für Erwachsene behandelt. „Kinder sind aber keine kleinen Erwachsenen“, betont Dr. Knothe. „Da müssen beispielsweise das Wachstum des Skeletts und die Entwicklung der Beinachsen berücksichtigt werden. Das braucht viel spezifische Erfahrung in diesem Bereich und kann nicht standardisiert werden.“ Dr. Knothe teilt sich die Arbeit in der Kinderorthopädie mit zwei Kollegen – einem Oberarzt und einer Assistenzärztin. Im Zentrum für Kinderund Jugendmedizin des Klinikums St. Georg sind alle spezifischen Fachrichtungen auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet. Es gibt zum Beispiel eine eigene Intensivstation, Anästhesie und Rheumatologie, aber auch speziell geschulte Kinderkrankenschwestern und Ergo- beziehungsweise Physiotherapeuten. Die Kinderorthopädie arbeitet dabei eng mit den Abteilungen für Neonatologie und Kinderradiologie sowie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zusammen. „Sehr oft holen wir Kollegen von anderen Stationen zu den Visiten konsiliarisch dazu. So können wir viel schneller diagnostizieren.“

Den ganzen Bewegungsapparat im Blick

Die Krankheitsbilder der kleinen Patienten sind sehr vielschichtig und betreffen den gesamten Bewegungsapparat des Kindes. „Recht häufig behandeln wir Hüfterkrankungen, Fußfehlstellungen und den sogenannten Zehenspitzgang. Letzteres ist eine Ganganomalie, die, wenn sie früh genug erkannt wird, gut behandelt werden kann.“

Früherkennung. Was können Eltern tun?

Dr. Bettina Knothe ist selbst Mutter eines dreijährigen Sohnes. Sie pendelt außerdem jeden Tag zwischen Halle und Leipzig. Sie weiß, wie anstrengend der Alltag mit Kind und Job sein kann. „Glücklicherweise haben wir in Deutschland die U3-Untersuchung mit dem Hüftultraschall für Säuglinge. Dadurch werden Hüfterkrankungen deutlich seltener übersehen. Die meisten Auffälligkeiten wie Beinachsenfehlstellungen können bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen das erste Mal registriert und der Kinderorthopädie zugewiesen werden.“ Trotzdem begegnen der Ärztin immer wieder Fälle, in denen zu spät gehandelt wurde. Oft sind die Fehlstellungen noch erfolgreich operabel, manchmal bestehen bleibende Folgen. Auch um den Zugang zu ärztlicher Behandlung für die Eltern so niedrigschwellig wie möglich zu machen, wirbt Dr. Bettina Knothe für eine Erweiterung der ambulanten Sprechstunde. „Früherkennung beginnt direkt nach der Geburt. Da haben wir die Möglichkeit, mit einfachen Mitteln schnell und effizient behandeln zu können, um Spätfolgen zu vermeiden.“

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