Die Tumorberatungsstelle* – „Wir sind auch für die Familien da.“

Die Tumorberatungsstelle des Klinikums St. Georg ist eine zentrale Anlaufstelle für erwachsene Menschen, die psychosoziale Beratung vor, während oder nach einer Tumorerkrankung brauchen und nicht stationär behandelt werden. Die zwei Mitarbeiter Nicole Freyer-Vogel und Fabian Schmidt erklären, was eine Tumorberatungsstelle eigentlich macht.

Der psychologische und der soziale Schwerpunkt der psychosozialen Beratung erwachsener krebskranker Personen und ihrer Angehörigen sind die zwei tragenden Säulen der Tumorberatungsstelle. Und zwar unabhängig davon, ob die Patienten im Klinikum St. Georg behandelt werden oder nicht. Die Gründe, warum Menschen eine Beratung in Anspruch nehmen, können sehr unterschiedlich sein und zeigen sich meist erst bei genauerem Hinsehen. Die Tumorberatungsstelle des St. Georg bietet sowohl Hilfe bei Fragen, die das Sozialrecht betreffen, als auch eine psychologische Beratung an. „Eine onkologische Diagnose löst bei den meisten Menschen große Angst aus. Die Themen dieser teils existentiellen Krise werden den meisten Betroffenen erst im Gespräch bewusst. Das können zum Beispiel Veränderungen des eigenen Körpers, Selbstwerts oder wichtiger Beziehungen sein“, erklärt Fabian Schmidt und Nicole Freyer-Vogel ergänzt: „In erster Linie ist es wichtig, genau zuzuhören. Patienten mit minderjährigen Kindern haben oft andere Fragen als alleinlebende ältere Menschen. Wir verstehen uns als Ansprechpartner für die ganze Familie. So beraten wir nicht nur die Betroffenen selbst, sondern beispielsweise auch deren Kinder und Partner.“

Teamwork — Gut ausgebildet

Die studierte Sozialpädagogin und systemische Familientherapeutin arbeitet mit Unterbrechung seit 2006 in der Tumorberatungsstelle des Klinikums St. Georg. Ihr Kollege Fabian Schmidt ist seit 2019 dabei. Er ist Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut in Ausbildung. Beide haben eine von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Psychoonkologie-Ausbildung, eine wichtige Voraussetzung, um Menschen mit einer Krebserkrankung und ihre Familien beraten zu können. „Wir arbeiten Hand in Hand und schauen uns jeden Fall genau an. In manchen Fällen, zum Beispiel bei Paaren, können wir die Betroffenen auch zusammen beraten“, erklärt Freyer-Vogel.

Rückruf innerhalb von 48 Stunden

Die Patienten melden sich meist telefonisch oder per Mail in der Beratungsstelle. Die ist von Montag bis Freitag besetzt. Seit 2020 gibt es die Möglichkeit, einen Video-Call-Termin zu vereinbaren. Besonders für Menschen, die außerhalb Leipzigs wohnen, ist es so leichter, das Beratungsangebot wahrzunehmen. „Wir garantieren, dass wir uns innerhalb von 48 Stunden bei den Betroffenen melden und für spätestens zehn Tage danach einen Termin ausmachen. Das ist wichtig, um den Menschen eine Perspektive zu geben und als professioneller Ansprechpartner plausibel zu sein“, erklärt Freyer-Vogel.

Kurze Wege, leichterer Zugang

Die Tumorberatungsstelle hat ihren Sitz im Ambulanzzentrum. Ärzte der vielen verschiedenen hoch spezialisierten Abteilungen der Klinik behandeln hier ihre Patienten ambulant. „Das macht es für die Betroffenen leichter, uns aufzusuchen. Sie verbinden die Beratung dann oft mit einem Behandlungstermin“, betont Fabian Schmidt die Vorteile der kurzen Wege.

Was macht das mit meinem Kind?

„Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, kann die Welt aller betroffenen Familienangehörigen ins Wanken geraten. In der Beratung kann es zum Beispiel darum gehen, wie Eltern ihren Kindern altersgerecht die Krebsdiagnose vermitteln können. Wir ermutigen zu Gesprächen und zeigen auf, wie man diese in den Therapieprozess einbezieht, damit sie sich nicht verloren fühlen. Wir bieten auch Familiengespräche im geschützten Raum an, wenn Familienmitglieder sich unsicher fühlen. Wenn Kinder beziehungsweise Jugendliche keine passenden Bewältigungsstrategien für sich finden, kann es zu vermehrtem Rückzug oder auffälligem Verhalten beispielsweise in der Schule kommen“, informiert Nicole Freyer-Vogel. Im Erstgespräch versuchen sie und ihr Kollege deshalb erst einmal zu verstehen, in welchen Strukturen die Familie lebt und was die Ängste und Sorgen der einzelnen Mitglieder sind. Die Beratung ist ein geschützter Raum für Emotionen, in dem auch die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern geübt werden kann.

Was, wenn es nicht gut ausgeht?

Der Gedanke an den Tod der Patienten schwingt bei vielen Beteiligten mit. Die Angehörigen in diesem Prozess zu begleiten, ist für Nicole Freyer-Vogel entscheidend für eine gute Trauerbewältigung. „Wir sind auch über den Tod hinaus für die Familien da. Unsere Aufgabe ist es dann, einen Raum zu bieten, in dem an den Verstorbenen gedacht werden und wo über die bestehenden Gedanken und Gefühle, die im Zusammenhang mit dem Versterben stehen, gesprochen werden kann.“

© Klinikum St. Georg

Onko-Chat und weitere Angebote

Im Onko-Chat haben Jugendliche die Möglichkeit, per WhatsApp oder Video- Call mit der Tumorberatungsstelle in Kontakt zu treten. Außerdem bietet Fabian Schmidt einmal in der Woche eine kostenlose Onko-Yogastunde für alle ambulanten Patienten an. In einer psychoonkologisch angeleiteten Gesprächsgruppe können sich Angehörige krebskranker Menschen austauschen. Auch kann Trauerbegleitung nach Verlust durch eine Krebserkrankung durch Angehörige in Anspruch genommen werden. Seit dem Herbst letzten Jahres besteht eine Kooperation mit dem Leipziger Diakonie Hospiz, in welchem die Tumorberatungsstelle Gesprächszeit anbietet.

 

* Wir orientieren uns in unserer Arbeit an den Fördergrundsätzen des GKV-Spitzenverbandes für ambulante Krebsberatungsstellen gemäß § 65e SGB V.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.