Advent, Advent, ein Lichtlein brennt

Dezember 15, 2017
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…wenn die Feiertage zur Gefahr werden

Das Jahr neigt sich dem Ende zu: Weihnachten und Silvester stehen vor der Tür. Doch diese Tage haben es in sich. Denn sowohl unter dem Tannenbaum als auch am 31. Dezember steigt das Risiko für Verbrennungen erheblich. Im Klinikum St. Georg behandelt der neue Chefarzt für Plastische und Handchirurgie, Professor Dr. Kremer, unter anderem Betroffene mit Brandverletzungen. Seit dem 1. August ist der Experte als Chefarzt im Klinikum tätig.

Die besinnliche Weihnachtszeit hat begonnen und die Vorfreude auf Silvester steigt. Tannenbäume und Kerzen zieren die eigenen vier Wände und auch die ersten Knaller sind gekauft – aber mit ihnen steigt auch die Brand- und Verletzungsgefahr. „Weihnachten und Silvester sind jedes Jahr eine Herausforderung. Um Weihnachten sind vermehrt Brandverletzungen zu verzeichnen, die auf Wohnungsbrände durch Kerzen oder Tannenbäume zurückzuführen sind. Dann sind alle Verbrennungsausmaße möglich: Von kleinen Verbrennungen an den Händen und im Gesicht bis hin zu Schwerbrandverletzungen, die einen Großteil der Körperoberfläche betreffen“, weiß Professor Dr. Thomas Kremer, der viele Jahre als leitender Oberarzt in einem der größten Schwerbrandverletztenzentren Deutschlands an der BG-Klinik Ludwigshafen tätig war, bevor er nach Leipzig kam. Aber auch nach den Weihnachtstagen lauern noch Gefahren, denn an Silvester steigt die Anzahl an Verletzungen durch verschiedene Knallkörper. Insbesondere solche ohne CE-Zertifizierung – die die Anforderungen zur Gewährleistung von Gesundheitsschutz, Sicherheit und Umweltschutz nicht erfüllen – sind gefährlich. Selbstgemachte Böller stellen ebenfalls eine sehr große Gefahr dar und sollten gemieden werden. „Zusätzlich zu den durch Wärme verursachten Verletzungen kommen an Silvester noch Explosionsverletzungen an den Händen hinzu. Diese sind häufig sehr schwerwiegend und können zu schwersten Amputationsverletzungen und verstümmelten Händen führen“, erklärt der Experte. Unabhängig vom Schweregrad der Verbrennungsverletzungen werden entsprechende Patienten im Brandverletztenzentrum des St. Georgs fachkundig behandelt. Als einziges Zentrum dieser Art in Sachsen verfügt es über sechs Intensivbetten sowie sechs Intermediate Care Betten – hier werden pflege- und überwachungspflichtige Patienten behandelt, die keiner intensivmedizinischen Versorgung mehr bedürfen, aber für eine Verlegung auf die Normalstation noch nicht stabil genug sind. Damit ist es eines der größten Zentren in Deutschland. Im kommenden Jahr feiert dieses übrigens sein 20-jähriges Jubiläum. Je nach Schweregrad der Verletzung werden verschiedene Therapien angewendet: Von der intensivmedizinischen Betreuung durch spezialisierte Fachärzte für Anästhesie und Intensivmedizin über konservative Therapien bis hin zu großflächigen Hauttransplantationen durch erfahrene plastische Chirurgen. Auch Hautersatzverfahren bis hin zu gezüchteter Haut für Schwerbrandverletzte sind möglich. Zusätzlich werden alle rekonstruktiven Verfahren bis hin zu mikrochirurgischen Lappenplastiken zum Erhalt der Funktion und der Lebensqualität eingesetzt.

Darüber hinaus will der neue Chefarzt, der sich viele Jahre sowohl wissenschaftlich als auch klinisch mit der Behandlung Brandverletzter beschäftigt hat, zeitnah neue Therapieverfahren am St. Georg etablieren. So zum Beispiel die enzymatische Entfernung der verbrannten Haut mittels eines Ananasenzyms, das eine deutlich schonendere Entfernung ermöglicht. Weiterhin kommen sogenannte Dermisersatzverfahren zum Einsatz, die es ermöglichen, die unterhalb der Epidermis liegende Hautschicht, die so genannte Lederhaut, zur Verbesserung der Narbenqualität und Hautelastizität zu ersetzen. Auch die wasserstrahlresistente, chirurgische Entfernung der verbrannten Haut soll als schonendere operative Therapie eingeführt werden. „Mit diesen modernen Behandlungsmethoden unterstreichen wir einmal mehr die Qualität des Zentrums, das deutschlandweit sehr renommiert ist,“ betont Chefarzt Kremer.

Brandverletzte Patienten bleiben meist über viele Jahre an das Brandverletztenzentrum gebunden, weil sie dauerhaft eine kontinuierliche konservative Therapie benötigen, darunter fallen beispielsweise die Kompressionsbehandlung, Hautpflege oder Silikonbehandlung und oft auch Korrekturoperationen zur Verbesserung der Funktion, Narbenqualität und der Lebensqualität. „Meist ist auch eine kontinuierliche psychologische Betreuung notwendig, um das schwere Trauma zu verarbeiten. Am St. Georg wird hierfür eine Brandverletztensprechstunde angeboten. Die Patientenbindung ist hierbei so hoch, dass mir aus meiner alten Klinik einige Patienten folgen, um weiter ‚aus einer Hand‘ behandelt zu werden“, weiß der Experte.

Die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Eigenschutz: Dem Verunfallten hilft es nicht, wenn sich auch die Helfer schwer verletzen. Aus diesem Grund sollten Gefahren wie weitere Explosionen oder Rauchgasinhalationen bei Wohnungsbränden bedacht werden. Die Rettung aus dem Gefahrenbereich sollte in der Regel durch die Feuerwehr erfolgen!

  • Brandverletzte löschen: Entweder das Feuer mit Decken ersticken, mit Wasser oder einem Feuerlöscher löschen und Hitzespeicher wie Kleidung entfernen.

  • Brandverletzte versorgen: Wunden sauber abdecken und nicht kühlen, sondern den Betroffenen warmhalten. Dieser kann seine Wärme nicht halten, wodurch er sehr stark abkühlt und sich der Zustand deutlich verschlechtert.

  • Notarzt und Feuerwehr rufen!

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