Schaltzentrale des Körpers
Das menschliche Gehirn ist die Schalt- und Speicherzentrale des Körpers. Das circa 1,4 Kilogramm schwere Organ steuert Gedanken, Gefühle, Reaktionen, Erinnerungen, Bewegung – schlicht alle Prozesse und Abläufe des Körpers. Über eine Milliarde Nervenzellen – medizinisch Neurone genannt – sind im Gehirn aktiv. Diese sind über sogenannte Synapsen miteinander verbunden, die die einzelnen Impulse zwischen den Zellen weiterleiten.
Trotz seiner Komplexität ist es Medizinern und Forschern in den letzten Jahrzehnten gelungen, die Funktionsweise des Gehirns immer besser zu verstehen. Die Hirnfunktionen verteilen sich auf verschiedene Bereiche, von denen das Großhirn der wichtigste ist. Hier sind die Zentren für das Denk-, Seh- und Sprachvermögen angesiedelt. Das Zwischenhirn kontrolliert das vegetative Nervensystem und somit lebenswichtige Organfunktionen. Das Kleinhirn ist in der Hauptsache für die Koordination des Körpers zuständig. Im Stammhirn werden elementare Reflexe wie Atmung und Herzschlag oder auch das Gähnen gesteuert.
Erkrankungen oder Schädigungen des Hirns sind deswegen immer mit weitreichenden körperlichen und psychischen Auswirkungen verbunden. „Das Spektrum von Hirnerkrankungen – infolge einer Verletzung oder einer krankhaften Veränderung – reicht extrem weit. Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen gehören unter anderem Schlaganfälle, Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata, Parkinson, Epilepsie und Multiple Sklerose. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Erkrankungen, die zum Teil noch gar nicht richtig erforscht sind“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Beuche, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum St. Georg in Leipzig.
Ebenso vielfältig wie die Ursachen sind auch die dadurch hervorgerufenen Symptome. Diese reichen von Anomalien der Bewegung über sensorische Beeinträchtigungen und körperliche Funktionsausfälle bis hin zu Denk- und Leistungseinbußen. „Wenn die Symptome nicht auf etwas Spezifisches hinweisen, beginnt ein strukturierter Analyseprozess, der sich durchaus auch schwierig gestalten kann. Die Diagnostik ist aber dank der enormen technischen Fortschritte heutzutage schon sehr viel besser und einfacher, als sie es noch vor zehn Jahren war“, betont der Spezialist, der seit 17 Jahren die Klinik für Neurologie leitet. Die disziplinübergreifende Zusammenarbeit von der Diagnostik bis hin zur Therapie und Behandlung ist deswegen unerlässlich. Ob die Erkrankung medikamentös oder operativ behandelt wird, hängt dabei von vielen Faktoren – Art der Erkrankung, Alter des Patienten, Stadium – ab. Krankheiten, bei denen Nervenzellen zugrunde gehen, wie beispielsweise Parkinson oder Demenz, können aktuell nur lindernd oder symptomorientiert behandelt werden, um das Voranschreiten zu verlangsamen.
Was die Medizin inzwischen zu leisten imstande ist, zeigt sich vor allem bei Tumoren oder akuten traumatischen Verletzungen und Unfällen – vor allem mit Blick auf starke Gehirnblutungen oder Ödembildung. Operative Eingriffe und das schnelle Handeln der Ärzte sind hier meist lebensrettend. „Alle Eingriffe werden mikrochirurgisch, endoskopisch und in minimalinvasiver Technik durchgeführt und sind somit besonders schonend. Computer- und Ultraschallassistierte Navigation während der Operation gewährleistet den höchstmöglichen Grad an Sicherheit“, fasst Dr. Lutz Günther, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie, zusammen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit setzt sich natürlich auch im Operationssaal fort. Je nach Art des Eingriffs sind Experten aus Neurologie, Neuroradiologie, Neuropathologie und Neuroanästhesie mit vor Ort und arbeiten Hand in Hand.