Emmely Kruber (23) und Luisa Frenzel (22) haben sich zwischen 2017 und 2020 zu medizinisch-technologischen Laborassistentinnen (MTL) ausbilden lassen. Inzwischen arbeiten die beiden im Zentrallabor des Klinikums St. Georg. Im Interview erinnern sie sich an ihre Ausbildung zurück und erzählen, welche Erfahrungen sie nach drei Jahren im Beruf bereits sammeln konnten.
Vorab: Habt ihr es je bereut, die Ausbildung zur MTL gemacht zu haben?
Luisa (lacht): Nein, das war die beste Entscheidung meines Lebens. Der Beruf ist spannend und ich lerne immer noch jeden Tag etwas Neues.
Emmely (denkt kurz nach): Meine Mutter arbeitet auch als MTL. Ich wusste also, worauf ich mich einlasse. Sie hatte mich einerseits gewarnt, dass die Ausbildung hart ist. Andererseits liebt sie ihren Beruf, genau wie ich heute.
War es Liebe auf den ersten Blick oder wie denkt ihr an die Zeit der Ausbildung zurück?
Luisa: Das würde ich nicht unbedingt sagen. Die ersten beiden Lehrjahre waren sehr hart. Da hatten wir fast nur Theorie in der Medizinischen Berufsfachschule am Universitätsklinikum Leipzig in der Richterstraße. Das ähnelt schon sehr dem medizinischen Grundstudium. Man lernt faktisch vier Berufe in drei Jahren.
Emmely: Ja, das war eine sehr intensive Zeit. Wir haben alle unglaublich viel gebüffelt, um das nötige medizinische Fachwissen zu bekommen. Ich kam damals von der Realschule und hatte vor allem in Chemie sehr viel nachzuholen.
Welche Teilbereiche deckt die Ausbildung ab?
Luisa: Im Grunde dreht sich alles um die vier Fachbereiche Hämatologie, Histologie, Klinische Chemie und Mikrobiologie.
Emmely: In der Hämatologie geht es um alle Krankheiten des Blutes und des blutbildenden Systems. Die Histologie ist ein Teilgebiet der Pathologie. Da schauen wir uns krankhafte Veränderungen von Gewebestrukturen an.
Luisa: Die Klinische Chemie ist die Analyse chemischer Vorgänge nach physiologischen und biochemischen Veränderungen im menschlichen Körper. Und in der Mikrobiologie betrachten wir alle Einflüsse von Mikroorganismen wie beispielsweise Bakterien, Pilze und Viren.
Heute heißt die Ausbildung „Medizinische( r) Technologin(e) für Laboratoriumsanalytik“, kurz MTL. Hat sich außer dem Namen noch mehr geändert?
Luisa: Ich bin Anleiterin für die neuen Auszubildenden im Zentrallabor. Da habe ich einen ganz guten Einblick. Heutzutage lernen die Azubis von Anfang an im Betrieb und haben deutlich mehr Praxisanteile. Während wir uns noch an der Schule bewerben mussten, läuft das heute alles über das Unternehmen, in unserem Fall also über das Klinikum St. Georg.
Welche Voraussetzungen brauchen Interessierte, um sich zu bewerben?
Luisa: Bewerber brauchen mindestens einen Schnitt von zwei, egal ob sie vom Gymnasium oder der Realschule kommen. Hauptschüler können sich auch bewerben, müssen davor aber eine mindestens zweijährige medizinische Ausbildung gemacht haben.
Emmely: Außerdem macht die Berufsschule einen schriftlichen Aufnahmetest. Die Fragen sind nicht besonders schwer und drehen sich vor allem um den Beruf an sich. Außerdem wird überprüft, ob die Kandidaten räumlich sehen und Farbkontraste erkennen können. Für die Arbeit im Labor ist das unbedingt nötig.
Was denkt ihr, welche Interessen sollte man für euren Beruf mitbringen?
Emmely: Der Job ist vor allem für Bewerber interessant, die gern medizinisch, aber nicht so nah am Patienten arbeiten wollen.
Luisa: Wer gern Rätsel löst, ist hier genau richtig. Unsere Arbeit hat schon was von Detektivarbeit. Wir suchen nach den Ursachen von Krankheiten, um eine perfekt abgestimmte Therapie anbieten zu können.
Nach drei Jahren im Beruf: Wie sieht euer Alltag aus?
Luisa: Je nach Abteilung muss man in unserem Beruf in drei Schichten arbeiten, weil das Labor 24/7 besetzt sein muss. Wir zwei haben nur Dienste in der Früh- und Spätschicht, arbeiten aber auch, wie alle anderen, gelegentlich am Wochenende und an den Feiertagen.
Emmely: Im Moment haben wir eine 39-Stunden-Woche. Soweit ich weiß, gibt es aber auch die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten.
Und was macht euch am meisten Spaß?
Emmely: Ich beschäftige mich am liebsten mit Parasiten. Da das St. Georg eine der wenigen Kliniken in der Region ist, die in ihren Laboren Untersuchungen zur Reise- und Tropenmedizin macht, habe ich mich überhaupt hier beworben.
Luisa: Ich mag am meisten die Arbeit in der Bakteriologie, könnte mir aber auch vorstellen, in den kommenden Jahren noch mal in einen anderen Bereich zu wechseln.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs am St. Georg aus? Gibt es noch genügend junge Leute, die Interesse an einer Ausbildung zur MTL haben?
Luisa: Im Moment haben wir zwei Auszubildende im Zentrallabor. Es könnten aber noch mehr werden. Bewerbungen sind unbedingt erwünscht.
Emmely: Ich kann für alle Interessierten nur noch einmal betonen, wie spannend und wichtig der Beruf der MTL ist. Ohne uns gibt es keine Diagnose und damit auch keine Behandlung.