Beruf mit Durchblick
Medizinische Technologen für Radiologie – kurz MTR – sorgen dafür, dass moderne Diagnostik überhaupt möglich wird. Im Klinikum St. Georg werden sie praxisnah ausgebildet. Praxisanleiterin Annekathrin Clemen-Stumm erzählt, worauf es dabei ankommt.
Frau Clemen-Stumm, was genau macht man als MTR eigentlich?
MTR arbeiten in der radiologischen Diagnostik, Nuklearmedizin und Strahlentherapie – also überall dort, wo moderne Technik auf medizinische Diagnostik und Therapie trifft. Sie bedienen bildgeben-de Systeme wie Röntgen, CT, MRT oder PET-Scanner, führen selbstständig Untersuchungen und Bestrahlungen durch oder unterstützen bei gezielten Eingriffen, etwa bei einer Angiografie, bei der Blutgefäße sichtbar gemacht und zum Teil direkt behandelt werden. Dabei arbeiten sie eng mit Ärzten, Medizinphysikern und weiteren medizinischen Fachkräften zusammen.
Was macht den Umgang mit Patienten im Beruf der MTR besonders?
Die Arbeit mit den Patienten ist so vielfältig wie die Aufgaben selbst: MTR betreuen Menschen in jedem Lebensalter, vom Frühchen auf der Neonatologie bis zu älteren Menschen mit Demenz. Auch die Krankheitsbilder könnten unterschiedlicher kaum sein: von leichten Prellungen bis hin zu lebensbedrohlichen Situationen, etwa bei schweren Unfällen oder Tumorerkrankungen.
Wie läuft die Ausbildung genau ab?
Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist bundesweit einheitlich geregelt. Im ersten halben Jahr steht vor allem Theorie auf dem Stundenplan: Anatomie, Physik, medizinisches Grundlagenwissen. Die praktischen Einsätze starten im zweiten Semester. Die Auszubildenden rotieren durch alle Fachbereiche – jeweils für mehrere Wochen und bekommen so einen umfassenden Einblick, mit dem Ziel, selbstständig Untersuchungen und Bestrahlungen durchführen zu können.
Welche Voraussetzungen sollte man für die Ausbildung mitbringen?
In der Regel reicht ein Realschulabschluss als Zugangsvoraussetzung. Aber auch mit einem Hauptschulabschluss in Kombination mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung kann man sich bewerben. Wichtig ist vor allem das Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern. Auch soziale Kompetenz und Freude am Umgang mit Menschen sind wichtig.
Strahlung ist in der Radiologie ja ein zentrales Thema. Wie wird in der Ausbildung mit dem Thema Strahlenschutz umgegangen?
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Unsere Auszubildenden werden gleich zu Beginn ihrer Ausbildung im Fach Dosimetrie intensiv für das Thema Strahlenschutz sensibilisiert. Sie lernen, wie sie sich selbst und die Patienten bestmöglich schützen. Wie bei Flugpersonal werden auch bei uns die Strahlenwerte regelmäßig überwacht – unsere Auszubildenden tragen persönliche Dosimeter und arbeiten oft aus geschützten Räumen heraus, besonders bei klassischen Röntgenuntersuchungen.
Was begeistert Sie persönlich an diesem Beruf?
Mich fasziniert bis heute, wie komplex und gleichzeitig präzise die Technik ist. Ein Beispiel ist die Magnetresonanztomografie: Hier liegt man in einem starken Magnetfeld, hört Klopf- und Pfeifgeräusche, und am Ende entstehen gestochen scharfe Bilder vom Inneren des Körpers – ganz ohne einen invasiven Eingriff. Oder die Strahlentherapie, bei der Tumore auf Basis von exakten Berechnungen millimetergenau bestrahlt werden. Das alles funktioniert nur, wenn Technik und Mensch Hand in Hand arbeiten.
Werden die Auszubildenden nach der Ausbildung übernommen?
Wenn es passt, auf jeden Fall! Wer sich bewährt hat und gern bleiben möchte, hat gute Chancen. Nach der Ausbildung entscheidet man sich dann für einen Zweig der Radiologie – entweder Nuklearmedizin, Strahlentherapie oder radiologische Diagnostik. Außerdem stehen den Absolventen viele Türen offen: Sie können sich in Richtung Medizintechnik, Medizinpädagogik oder Medizinphysik weiterbilden oder ein Studium anschließen. Einige übernehmen später auch leitende Positionen.
Und wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Den typischen Tag gibt es so nicht. In der Diagnostik arbeiten wir mit Terminen, aber auch mit Akutpatienten aus der Notaufnahme. In der Strahlentherapie betreuen wir Patienten meist über längere Zeiträume. Es ist eine gute Mischung aus Routine, Überraschung und ganz viel Verantwortung.
Noch eine letzte Frage: Welchen Tipp geben Sie jungen Menschen, die sich für die Ausbildung interessieren?
Wer sich für Technik begeistert, sich für Medizin interessiert und gern mit Menschen arbeitet, sollte sich unbedingt näher mit dem Beruf beschäftigen. Ein Praktikum oder ein Tag der offenen Tür kann schon helfen, einen ersten Eindruck zu bekommen. Offenheit, Einfühlungsvermögen und Lernbereitschaft sind auf jeden Fall wichtige Eigenschaften. Und: Der Beruf und die Geräte, mit denen wir arbeiten, entwickeln sich ständig weiter – es bleibt also spannend! ■
Blick ins Innere – So funktionieren Röntgen, CT, MRT und PET
Röntgen
- Das passiert dabei: Mithilfe von Röntgenstrahlen wird das Innere des Körpers sichtbar gemacht
- Dafür wird es genutzt: zum Beispiel bei Knochenbrüchen, Lungenerkrankungen
CT (Computertomografie)
- Das passiert dabei: Spezielles Röntgenverfahren, welches Schichtbilder des Körpers erzeugt
- Dafür wird es genutzt: zum Beispiel bei inneren Verletzungen oder Tumorsuche
MRT (Magnetresonanztomografie)
- Das passiert dabei: Mithilfe eines starken Magnetfeldes werden Bilder vom Körperinneren erzeugt
- Dafür wird es genutzt: zum Beispiel bei der Tumorsuche, Gelenkdiagnostik, Erkrankungen des Gehirns oder der Wirbelsäule
PET (Positronen-Emissions-Tomografie)
- Das passiert dabei: Nuklearmedizinisches Verfahren, bei der Stoffwechselvorgänge im Körper dargestellt werden (oft kombiniert mit CT oder MRT)
- Dafür wird es genutzt: zum Beispiel bei neurologischen Erkrankungen, zur Krebsdiagnostik