Wenn im Klinikum St. Georg eine Patientin oder ein Patient von Station zu Station oder von Haus zu Haus zu einer Untersuchung oder einer Operation gebracht werden soll, schlägt die Stunde von Mario Busch und seinem Team von der Abteilung Patiententransport. Ohne sie würde im Klinikalltag nichts vorangehen.
Es ist sechs Uhr morgens. Mario Busch setzt sich hinter seinen Schreibtisch im Haus 5, Raum U 037, nimmt einen Schluck aus seiner Lieblingskaffeetasse und schaut auf seinen Computermonitor. Dort sieht er die vorprogrammierten Transportaufträge des Tages. Auf diesem leuchten grüne, gelbe und rote Pünktchen auf. Er nickt zufrieden. „Jedes dieser Pünktchen ist ein Auftrag“, erklärt der 60-Jährige. „Gelb bedeutet, dass einer der Krankenträger einen neuen Transportauftrag erhalten hat, grün, dass er gerade mit einem Transport unterwegs ist, und rot, dass ein neuer Auftrag ansteht.“
Wenn das ganze Team einer Schicht zur Verfügung steht, dann sind es um die 15 Männer und Frauen von insgesamt 42, die irgendwo auf dem weitläufigen Gelände des Klinikums St. Georg ein Krankenbett oder einen Rollstuhl schieben. Die Krankenträger haben alle ein Smartphone bei sich, mit dem sie die anstehenden Aufträge empfangen. Damit kann der in der Zentrale sitzende Mario Busch in Echtzeit sehen, wer von seinen Mitarbeitern dem nächsten roten Pünktchen – und somit dem nächsten Auftrag – jeweils am nächsten ist. Nicht zu vergessen die Transporte des Hol- und Bringedienstes, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten.
13 Kilometer am Tag
„Wir Krankenträger sind ein bisschen wie Glühwürmchen, die über das ganze Klinikgelände verteilt und fast immer in Bewegung sind“, sagt Mario Busch. Der gebürtige Leipziger arbeitet bereits seit 2001 beim Patiententransport, davon anderthalb Jahre als Leiter der Abteilung. Gefragt, ob er schon einmal ausgerechnet hat, wie viele Kilometer Krankenhausflure er in dieser Zeit hinter sich gebracht hat, muss er passen. „Es sind aber pro Tag ungefähr 13 Kilometer – da ist also schon einiges zusammengekommen”, überschlägt Busch. Zum Transportgewerbe will sich der gelernte Krankenpflegehelfer aber dennoch nicht zählen. „Die Allermeisten von uns haben eine medizinische Ausbildung, etwa als Rettungssanitäter, Krankenpflegehelfer oder Altenpfleger.“ Das hat auch gute Gründe, schließlich müssen Busch und sein Team die Patienten nicht nur via Krankenbett oder Rollstuhl von der Station in den Operationssaal, zum MRT oder CT schieben. „Wir reden mit den Patienten, beruhigen sie, wenn sie aufgeregt sind und manchmal müssen wir auch Erste Hilfe leisten“, spannt Busch den Bogen. Wenn ein Patient kollabiert oder gar wiederbelebt werden muss, zählt jede Sekunde – dann kann ein Krankenträger nicht immer auf das Notfallteam warten. Dafür sind die Wege viel zu lang. Und so wurde auch Mario Busch schon zum Lebensretter. „So ein Notfall kommt zum Glück nicht so oft vor“, schränkt er ein und ergänzt: „Aber wenn, dann sind wir zur Stelle und wissen genau, was wir tun müssen.“ Erst mittags hat Busch wieder Zeit für eine eilige Tasse Kaffee. Danach teilt er einem seiner Mitarbeiter einen Auftrag für den Hol- und Bringedienst zu. Dabei handelt es sich um keine Patiententransporte, eilig geht es aber auch hierbei zu. „Wir bringen und holen ebenso Blutkonserven in den Operationssaal oder Sauerstoffflaschen auf die Stationen. Es gibt im Grunde keinen Transport, der belanglos ist“, stellt Busch klar.
Mit Hilfe von Angie, Erwin, Odin, Zeus und Margot
Dass ein solcher Job auch stressig sein kann, versteht sich von selbst. Zehn bis 15 Minuten brauchen Buschs Krankenträger im Durchschnitt für ca. einen Kilometer Strecke. So lang ist auch die längste Tour von Haus 20 zu Haus 7. Für einen Spaziergänger mag das ein moderates Tempo sein. Wenn man allerdings ein Krankenbett schiebt, in dem sich ein Patient befindet, der mitunter deutlich über 120 Kilo wiegt, wird der Kilometer auch mal zum Kraftakt. In diesen Fällen stehen Angie, Erwin, Odin, Zeus und Margot bereit. Das sind die Bettentransportgeräte, die Busch und seinem Team bei etwas schwereren Transporten unter die Arme greifen, wobei Margot gerade nicht kann, weil sie repariert wird.
Herzlichkeit und ein Dankeschön
„Die technischen Hilfsmittel sind natürlich super, aber meine Leute spüren am Ende des Tages schon, wofür sie ihren Lohn bekommen. Allerdings bekommen wir von den Menschen auch etwas zurück, was man nicht bezahlen kann“, sinniert Busch. Etwa Mails von Patienten, die sich für die Herzlichkeit bedanken, mit der die Krankenträger ihren Dienst versehen. Ein persönliches Dankeschön wirkt oft Wunder und motiviert umso mehr. Gerade nachts, wenn auch zwei Krankenträger für Notoperationen bereit stehen. Dann leuchtet wieder irgendwo ein Pünktchen auf und ein Krankenträger macht sich auf den Weg, um zu helfen.