Die menschliche Hand, ein filigranes und komplexes Meisterwerk der Evolution, ist für viele von uns selbstverständlich. Doch für Musikerinnen und Musiker ist sie das Herzstück ihrer Kunst. So auch für Clara Schulz, eine 23-jährige Musikstudentin an der Hochschule für Musik und Theater “Felix Mendelssohn Bartholdy” in Leipzig. Ihr Instrument ist das Akkordeon. Eine Handverletzung hätte für ihren Berufswunsch das Ende bedeuten können. Gut, dass Prof. Dr. med. Susanne Rein, Oberärztin der Klinik für Plastische und Handchirurgie, und ihr Team zur Stelle waren.
Die Bedeutung der Hand in der Musik
Die Hand ist nicht nur ein Werkzeug, sie ist auch ein Ausdrucksmittel. Für Musiker wie Clara ist sie das Instrument, um Emotionen, Geschichten und Melodien zu transportieren. Eine Akkordeonspielerin zum Beispiel braucht sowohl Geschicklichkeit als auch Kraft in den Fingern, um die Tasten und Knöpfe präzise zu bedienen. Ein Verlust oder eine Beeinträchtigung der Handfunktion kann sich verheerend auf seine Fähigkeit auswirken, sein Instrument zu spielen und seine künstlerische Vision auszudrücken. Prof. Susanne Rein, eine anerkannte Expertin auf ihrem Gebiet, erinnert sich noch gut an die Operation von Clara Schulz. Und das nicht nur, weil ihre Operation der 1.000ste ambulante Eingriff im neuen Ambulanzzentrum des Klinikums in diesem Jahr war. Rein ist selbst passionierte Klavierspielerin. Außerdem ist sie genau wie ihre junge Patientin auf ihre Hände angewiesen. Die medizinische Laufbahn von Susanne Rein begann zunächst mit einer umfassenden chirurgischen Ausbildung, die sie am Universitätsklinikum Dresden abschloss. Ihre Faszination für Hand- und Mikrochirurgie führte sie schließlich nach Paris und später nach Bad Neustadt/Saale, wo sie ihre spezialisierte Ausbildung fortsetzte. Seit 2018 arbeitet sie als Leitende Oberärztin in der Klinik für Plastische und Handchirurgie am Klinikum St. Georg in Leipzig und lehrt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Ein komplexer Eingriff: Claras Weg zurück zur Musik
„Handoperationen sind deswegen herausfordernd, weil auf engstem Raum zahlreiche wichtige anatomische Strukturen zu berücksichtigen sind“, erklärt Prof. Rein. Im Fall von Clara Schulz handelte es sich um einen instabilen Bruch des vierten Mittelhandknochens. Ohne korrekte Behandlung kann eine solche Verletzung gravierende Auswirkungen auf die Handfunktion haben – insbesondere für eine Musikerin. „Ich hatte ziemliche Angst, dass ich nicht wieder Akkordeon spielen könnte“, sagt Clara Schulz. Doch dank der Expertise von Prof. Rein und dem Team der Klinik für Plastische und Handchirurgie konnte der Knochenbruch ohne Gipsruhigstellung behandelt werden und dadurch die Studentin direkt im Anschluss an die Operation mit der handtherapeutischen Behandlung beginnen. „Die enge und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Handchirurgen und Handtherapeuten ist sehr wichtig für das Endergebnis“, betont Prof. Rein. Der instabile Knochenbruch von Clara Schulz war eine besondere Herausforderung, da er eine Verkürzung des Knochens zur Folge hatte.
Die korrekte Achse, Länge und Rotation der Mittelhandknochen sind entscheidend für die Kraftentwicklung der Hand und die Bewegung der Finger.
Handchirurgie: Kunst, Medizin und individuelle Ansätze
Bei Musikern sind die Instrumentenspezifika zu beachten und das Therapiekonzept so zu planen, dass ein frühzeitiges Instrumentenspiel möglich ist. Die Handchirurgie ist nicht nur eine technische Disziplin, sondern erfordert auch viel Verständnis für die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten. Bei Musikern wie Clara sind die Anforderungen besonders hoch, da ihre Hände nicht nur für alltägliche Aufgaben, sondern auch für ihre Kunst unerlässlich sind. In ihrem Fall lässt sich sechs Wochen nach dem Eingriff sagen: Operation gelungen – Patientin spielt.