Hörverbessernde Operationen im Ohr

Februar 01, 2020
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© Klinikum St. Georg

Chronische Entzündungen des Mittelohres oder Verletzungen der Mittelohrstrukturen führen häufig zu einer Verschlechterung des Hörvermögens. Wird die Entzündung nicht fachgerecht oder rechtzeitig behandelt, ist eine langfristige Hörminderung oft die Folge. Im Fall einer chronischen Entzündung des Trommelfells und einer damit verbundenen Zerstörung der Mittelohrstrukturen oder aber nach einem Unfall kann die Hörleistung durch einen operativen Eingriff verbessert werden.

Herr Dr. Prager, was passiert in unseren Ohren, wenn wir etwas hören?

Die auditive Wahrnehmung von Geräuschen beruht auf einer sehr komplexen Abfolge von Vorgängen. Damit Schallwellen als solche von unserem Gehirn wahrgenommen und verstanden werden, braucht es eine Vielzahl von Strukturen im Mittel- und Innenohrbereich. Hierbei dringt der Schall durch die Ohrmuschel und den Gehörgang in das Ohr ein und trifft zuerst auf das Trommelfell, welches den äußeren Gehörgang vom Mittelohr abgrenzt. Das Trommelfell wird in Schwingungen versetzt, die sich auf die dahinter liegenden Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel übertragen. Von dort gelangen die Schwingungen in das Innenohr und generieren dort elektrische Impulse, die über die Hörnerven bis zum Gehirn weitergeleitet werden.

Bei welchen Erkrankungen raten Sie zu einem Eingriff?

Die operative Behandlung eines Trommelfelldefekts oder beschädigter Gehörknöchelchen empfiehlt sich immer dann, wenn ein durch Entzündung oder Verletzung entstandener Schaden im Ohr nicht von selbst wieder ausheilt und dadurch eine sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeit besteht.

Wie wird eine solche Schwerhörigkeit behandelt?

Für die Rekonstruktion des Trommelfells entnimmt der Arzt Teile des Ohrknorpels und schließt damit entstandene Defekte. Durch diesen Eingriff kann häufig eine 90-prozentige Hörverbesserung erzielt werden, da sich kleine Löcher gut und zufriedenstellend operieren lassen. Wenn sich der Patient jedoch über einen längeren Zeitraum nicht behandeln lässt und entsprechend wenig vom Trommelfell übrig ist, kann auch eine zweite Operation nötig sein. Ist wiederum die Funktion der Gehörknöchelchen beeinträchtigt, können diese durch verschiedene Titan-Implantate rekonstruiert oder ersetzt werden.

Durch welche Umstände können Verschlechterungen des Hörvermögens auftreten?

Ursachen für eine solche Beeinträchtigung sind in den meisten Fällen Entzündungen, Unfälle oder Verletzungen durch Fremdkörper im Ohr. Ein typisches Verletzungsszenario ist der unsachgemäße Gebrauch von Wattestäbchen, die zu tief ins Ohr geschoben wurden. Des Weiteren führen auch immer wieder sogenannte Schweißperlenverletzungen, die bei Schweißarbeiten entstehen können, oder Explosionstraumata zu Trommelfellzerstörungen, die durch uns versorgt werden müssen.

Gibt es alternative Behandlungsmethoden?

Wenn eine Rekonstruktion der Mittelohrstrukturen durch chronische Entzündungen oder eine Tumorerkrankung nicht möglich sein sollte, werden sogenannte Radikaloperationen durchgeführt. Dabei entfernt man die erkrankten Bereiche des Außen- und Mittelohres und befreit das Ohr so von der Erkrankung. Um auch für diese Patienten eine Hörverbesserung zu erzielen, besteht die Möglichkeit, mit einem Knochenleitungsimplantat die Hörwahrnehmung zu generieren. Unterschieden werden sogenannte passive oder aktive Systeme. Bei ersteren wird ein Implantat in den Schädelknochen eingebracht, das die Vibrationen des Hörgerätes aufnimmt. Beim aktiven System werden die Vibrationen durch ein Implantat im Schädelknochen erzeugt. Welches System angewandt wird, hängt vom Resthörvermögen ab. Letztendlich wird bei beiden das Mittelohr umgangen und der Schall über den Schädelknochen direkt in das Innenohr geleitet. Dies ermöglicht so in Verbindung mit einem Hörgerät ein in der Regel zufriedenstellendes Hörvermögen.

Wie lange dauert es, bis alles wieder verheilt ist?

Für den Heilungsprozess nach hörverbessernden Operationen sind Ruhe und vor allem der Schutz des Ohres vor Feuchtigkeit elementar wichtig. Nach etwa einem viertel Jahr sollte das Ohr endgültig abgeheilt und das angestrebte Hörergebnis erreicht sein. Auch im Schädelknochen platzierte Implantate sind in der Regel nach einem solchen Zeitraum vollständig angewachsen und funktionsfähig.

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