Die lnfektiologie des Klinikums St. Georg ist Sachsens überregionales Kompetenz- und Behandlungszentrum für hochinfektiöse Krankheiten. Dazu gehört die spezialisierte Sonderisolierstation, die es in dieser Form und Qualität nur sieben Mal in Deutschland gibt. Hier behandelt ein hochqualifiziertes Quarantäne-Team aus Ärzten und Pflegekräften Patienten mit ansteckenden Erkrankungen wie Lassafieber, Ebola, Lungenpest und aktuell auch Covid-19.
Eines haben die meisten Ernstfälle gemeinsam: Sie treten überraschend ein. Umso wichtiger ist die optimale Vorbereitung. Ins besondere dann, wenn es um Menschenleben geht. Deshalb gibt es die moderne Sonderisolierstation des Klinikums St. Georg. Hier stehen permanent sechs Betten für Patienten mit besonders ansteckenden Krankheiten (,,high consequence infectious diseases“) bereit. Damit sich das Personal bei der Behandlung von Krankheitsbildern wie Covid-19, Milzbrand, Ebola, Lungenpest oder Lassafieber nicht ansteckt, halten sich Ärzte und Pflegepersonal an strenge Hygienevorschriften und werden zudem durch ein ausgeklügeltes Schleusensystem und hocheffiziente Luftfilter anlagen geschützt. Grundsätzlich gilt auch hier: Je weniger Personen in der Sonderisolierstation arbeiten, desto niedriger ist das Risiko der Weiterverbreitung. Das bedeutet, dass jeder im Team ein umsichtiger Spezialist in seiner täglichen Arbeit sein muss. Im Normalbetrieb behandelt man hier Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE), Infektionen der Lunge oder des Haut-/Weichgewebes, tropenmedizinische Krankheitsbilder oder Durchfallerkrankungen. Doch seit Covid-19 flächendeckend auftritt, herrscht auch in der Sonderisolierstation die vielzitierte „neue Normalität“. Eine Formulierung, die für die 25 Pflegekräfte und zehn Ärzte der Station gut passt. ,,Unsere Arbeit bestand schon immer darin, Erkrankte unter maximalen Sicherheitsbedingungen kompetent und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu behandeln und zugleich die Weiterverbreitung hochinfektiöser Erkrankungen zu unterbinden“, erklärt Dr. Nils Kellner als Oberarzt den Anspruch der Station.
Ernstfall Covid-19
Wie das in der Praxis bei Covid-19 funktioniert, erzählt der Stationsarzt anschaulich anhand der Behandlungsgeschichte von Herrn Schneider*. Jener Leipziger war der erste Covid-19-Patient, der auf der Sonderisolierstation behandelt wurde. Der 49-jährige litt nach seinem Ski-Urlaub in Österreich unter starkem Husten und hohem Fieber. Nach einem positiven Test beim Hausarzt begann sich das professionelle Räderwerk des örtlichen Gesundheitswesens zu drehen. Ein Rettungswagen mit Sanitätern in Schutzanzug, Schutzbrille und Handschuhen brachte den Erkrankten direkt zur Sonderisolierstation. Dort untersuchte ihn zunächst ein Arzt und veranlasste eine Blutgasanalyse. Eine Computertomographie im Anschluss zeigte: Schneider litt unter einer fortgeschrittenen Lungenentzündung, die durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst worden war. Er musste fortan mit einer speziellen hochdosierten Sauerstofftherapie behandelt werden und wurde in eines der Monitorzimmer verlegt, in dem die Ärzte mit Hilfe moderner Medizintechnik die Vitalfunktionen eines Patienten permanent beobachten können.
Im Weißen Bereich
Die Betreuung eines Patienten beginnt im sogenannten Weißen Bereich. In diesem Reinraum ohne Kontaminationsmöglichkeit legen Ärzte und Pflegekräfte ihre Schutzkleidung an. Wasserdichter Kittel, doppelte Hand schuhe, Schutzbrille, Kopfbedeckung. Dann erst dürfen sie das Behandlungszimmer betreten, in dem ein besonderes Filtersystem die Luft unter Dauersog abzieht und wieder aufbereitet. Nach der Behandlung entsorgen die Ärzte kontaminierte Abfälle im Grauen Bereich, ziehen dort den Rest ihrer Schutzkleidung aus und kehren wieder in den sicheren Weißen Bereich zurück.
Wenig Wissen über die Heilung einer weltweiten Pandemie
Während Symptome, Krankheitsverläufe und Behandlung bei vielen Hochrisiko-Krankheiten bekannt sind, war das Team der Sonderisolierstation bei Covid-19-Patienten anfänglich noch auf sog. individuelle Heilungsversuche angewiesen. „Wir kennen diese Krankheit erst seit ein paar Monaten“ so Dr. Nils Kellner. „Deswegen gibt es bislang nur wenige klinische Studien unter kontrollierten Bedingungen, sodass man noch vorsichtig sein muss, von erfolgreichen kausalen Medikamenten oder Therapiemaßnahmen zu sprechen.“ Am Ende siegten deshalb bei Patient Schneider nach 14 Tagen vor allem die Selbstheilungskräfte und möglicherweise Teile der unterstützenden Therapiemaßnahmen. Fieber und Husten verschwanden, die Lunge brauchte keine Hilfe mehr und zwei Tests auf Covid-19 blieben negativ. Der Leipziger konnte nach Hause – und kehrte nur noch einmal zurück, um sich bei den Ärzten und Pflegern der Isolierstation zu bedanken. Wieder einen Ernstfall geheilt. Inzwischen (August 2020) gibt es auch Fortschritte in der evidenzbasierten Medizin hinsichtlich Covid-19: Mit Remdesivir wurde ein erstes antivirales Therapeutikum zugelassen, zudem weiß man, dass sich die bei Covid-19 häufiger vorhandene überschießende Entzündungskaskade mit dem Kortison-Abkömmling Dexamethason behandeln lässt.
*Name von der Redaktion geändert