Kinder leben im Hier und Jetzt – Familienalltag: Mix aus Schul- und Freizeitaktivitäten

Mai 01, 2021
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Die Corona-Pandemie stellt Familien vor große Herausforderungen. Besonders für Kinder und Jugendliche ist es eine schwierige Zeit. Was ihnen fehlt, ist die Möglichkeit, eigene Wege zu gehen. Dadurch verpassen sie wertvolle Erfahrungen.

Morgens klingelt der Wecker. Die Kinder gehen in die Kita oder die Schule. Ab dem Nachmittag sind sie wieder daheim. Bis zum Abendessen spielen sie mit Freunden und machen Hausaufgaben. So in etwa sah die normale Tagesstruktur vieler Kinder aus – bis Corona kam. Seitdem gehört ein geordneter Alltag in vielen Familien der Vergangenheit an. „Die pädagogischen Aufgaben und entwicklungsorientierte Unterstützung, die sonst von Erziehern und Lehrern übernommen werden, liegen nun einzig in der Verantwortung der Eltern, und damit fühlen sich viele allein gelassen“, fasst Dr. Uta-Maria Sechtig, die neue Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachkrankenhaus Hubertusburg, die neue Rollenverteilung zusammen. Doch nicht nur das: Auch andere Institutionen wie Ämter, soziale Träger sowie Sport- und Musikvereine spielen im Alltag der Familie so gut wie keine Rolle mehr. „Die Verantwortung und die Aufgaben des Alltags im Alleingang zu bewältigen und gegebenenfalls auch noch mit beruflichem Homeoffice zu vereinbaren, belastet Eltern und Kindern enorm.“

Familienalltag: Mix aus Schul- und Freizeitaktivitäten

Nach einem Jahr Corona-Pandemie kristallisieren sich bereits erste Langzeitfolgen für Kinder und Jugendliche heraus. Der deutlich reduzierte Schulpräsenzunterricht sowie das Homeschooling und somit die fehlende Wissensvermittlung durch Pädagogen führen aktuell
zu ausgeprägten Wissenslücken. Den Heranwachsenden fehlt zudem der schulische und private Kontakt zur eigenen Peergruppe, um anstehende Entwicklungsschritte, wie beispielsweise die Autonomieentwicklung, beschreiten zu können. „Kinder leben im Hier und Jetzt. Alles, was sie gerade verpassen, sind wertvolle Erfahrungsmomente, die sie nicht immer nachholen können“, erklärt Dr. Sechtig und fügt hinzu: „Trotz der schwierigen Situation sollten die Eltern versuchen, einen regelmäßigen und strukturierten Familienalltag mit einem Mix aus Schul- und Freizeitaktivitäten zu etablieren.“ Und das idealerweise mit Aufgaben, die das produktive Lernen fördern. Beispielsweise kann das Kind der Oma eine Postkarte schreiben, der Mama im Garten beim Anpflanzen von Gemüse helfen, oder sich um die Haustiere kümmern. Fernsehen und Computerspiele sind auch erlaubt, allerdings in einem altersgerechten Maß und unter Aufsicht der Eltern. Ganz wichtig ist, weiterhin den Kontakt zu entfernt lebenden Familienmitgliedern und Freunden aufrechtzuerhalten, vor allem durch Video-Anrufe. „Als ich damals in Schweden arbeitete, habe ich wöchentlich via Skype kommuniziert. Jemanden sehen ist besser als nur mit ihm zu schreiben“, benennt Dr. Sechtig den Vorteil moderner Kommunikationsmittel.

Hilfe durch Netzwerk

Mit regionalen Netzwerken sollen Langzeitfolgen von Corona für Kinder und Jugendliche effektiver erkannt werden. „Wir müssen mit Jugendämtern und Jugendhilfeeinrichtungen im regen Austausch bleiben, gleichzeitig aber auch den Kontakt zu Kitas, Schulen und anderen Vereinen intensivieren“, erklärt die erfahrene Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Je eher Auffälligkeiten erkannt werden, desto früher können wir helfend eingreifen“, fügt sie hinzu. Spätestens wenn Kinder einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus haben, muss reagiert werden. Wenn Eltern unsicher sind, sollten sie darüber mit einer Vertrauensperson sprechen. Das kann beispielsweise der Kinderarzt, aber auch ein Lehrer oder die Erzieherin sein. „Niemand sollte sich dafür schämen, in solch schwierigen Zeiten nach Hilfe zu fragen. Die aktuell schwierige Zeit können wir nur gemeinsam im Sinne unserer Kinder bewältigen.“

© MNStudio | shutterstock.com

 

 

Tipps für Eltern
Informationen zum altersgerechten Umgang mit Medien finden Sie unter anderem hier:

  • www.flimmo.de
  • www.ins-netz-gehen.de
  • www.schau-hin.info/news/studie-eltern-oft-hilflos-gegenueberrisiken-der-mediennutzung
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