Krankenhaushygiene und Sicherheitsmanagement

April 01, 2023
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„Wir sehen uns als Berater und nicht als Kontrolleure.“

Krankenhaushygiene und Sicherheitsmanagement sind zwei Abteilungen im Klinikum St. Georg, die sowohl für den Schutz der Patienten als auch für die Sicherheit der Mitarbeiter verantwortlich sind. In beiden Aufgabengebieten ist viel Fingerspitzengefühl, aber auch Durchsetzungsvermögen gefragt. Frau Dr. med. Gerit Görisch, Abteilungsleiterin und Krankenhaushygienikerin des Hauses, hat beides.

Die Abteilung Krankenhaushygiene und Sicherheitsmanagement im Haus 56 liegt etwas versteckt im hinteren Bereich des Krankenhausgeländes. Hier ist das Reich von Dr. Gerit Görisch. Die 64-jährige Medizinerin ist seit 33 Jahren als Fachärztin für Hygiene im Haus und immer noch mit Leib und Seele dabei. Auch wenn sie nach dem Medizinstudium eigentlich HNO-Ärztin werden wollte, kann sie sich heute keinen anderen Beruf mehr vorstellen. „Ich bin damals auf Empfehlung des Chefarztes der Infektionsklinik als Krankenhaushygienikerin eingestellt worden und habe das seitdem noch keinen Tag bereut.“ Schon ihr Großvater war Hygieniker. Von seinen Erfahrungen und Erzählungen hat sie später oft profitiert. „Scheinbar wurde mir der Beruf bereits in die Wiege gelegt“, bemerkt sie schmunzelnd.

Eine gute Kommunikation ist entscheidend

Wenn Dr. Görisch am frühen Morgen ihren Rechner hochfährt, schaut sie seit Beginn der Corona-Pandemie als Erstes, ob es Neuinfektionen auf einer der Stationen gab. Die meldet sie dann dem Gesundheitsamt. Abgesehen von dieser Routine gleicht aber kein Tag dem anderen. Dr. Görisch und ihr Team überprüfen regelmäßig, ob die vereinbarten Hygienestandards im gesamten Krankenhaus eingehalten werden. Dafür stehen sie im permanenten Austausch mit den Hygienebeauftragten der über 50 Abteilungen des Klinikums. Sie schauen den Kollegen bei der täglichen Arbeit über die Schulter und informieren in Vorträgen und Seminaren über Änderungen. Mit akuten Notsituationen müssen die Hygieniker jederzeit rechnen. Einmal gab es beispielsweise einen Fall von multiresistenten Staphylokokken (MRSA) auf einer Intensivstation, ausgerechnet zwischen Weihnachten und Neujahr. Mit detektivischer Genauigkeit kreisten Dr. Görisch und ihr Team Stück für Stück das Problem ein und fanden schließlich die Ursache. „Ein neuer Typ eines Beatmungsgerätes war ohne den sonst üblichen Filter ausgestattet. Dank der Aufmerksamkeit der Kollegen auf der Station und der sehr guten Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Medizintechnik konnten wir das Problem schnell lösen“, erzählt die Ärztin sichtlich stolz. 

Der Schutz der Patienten und die Sicherheit der Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt

Die Regeln und Maßnahmen der Krankenhaushygiene werden in einem Hygieneplan zusammengefasst, der gemeinsam mit allen Abteilungen und der Klinikleitung erarbeitet wird. Die Schwerpunkte der Krankenhaushygiene liegen dabei vor allem auf dem Infektionsschutz, der Kommunalhygiene wie beispielsweise Wasser-, Luft- und Bauhygiene sowie der Lebensmittel- und Ernährungshygiene. Kurzum: Alles, was im Krankenhaus geschieht, wird von Dr. Görisch und ihren Kollegen genau unter die Lupe genommen. „Die Hygiene- und Arbeisschutzmaßnahmen dienen dem Schutz der Patienten und der Sicherheit der Mitarbeiter und haben deshalb immer Vorrang.“ Damit das gesamte medizinische Fachpersonal des Krankenhauses immer auf dem neuesten Stand ist, investieren die Mitarbeiter der Abteilung viel Zeit. Sie informieren beispielsweise regelmäßig in der AG Hygiene, einem Arbeitskreis des Personals, und den Sitzungen der Sicherheitsbeauftragten der einzelnen Stationen. Außerdem halten sie Vorträge zu allgemeinen Themen und bieten kleine Seminare für die Mitarbeiter an. Darin geht es dann meist um spezielle Hygienefragen oder Fragen des Arbeitsschutzes.

Mit diesem Experimentier-Koffer schult Dr. Görisch wirkungsvoll zum Thema Händewaschen – © Klinikum St. Georg

Dass Krankenhaushygiene und Sicherheitsmanagement im Klinikum St. Georg unter einem Dach sind, daran hat Dr. Görisch einen gehörigen Anteil. Für sie müssen diese beiden Bereiche immer zusammen betrachtet werden. Warum das so ist, erklärt sie an einem einfachen, aber sehr anschaulichen Beispiel. „Die Hygiene schreibt vor, alle Mitarbeiter müssen wirksame Händedesinfektionsmittel verwenden. Die Sicherheit wiederum gibt zu bedenken, dass diese Mittel auch hautverträglich sein sollten.“

Die Krankenhaushygiene betrachtet aber nicht nur unmittelbare Umwelteinflüsse wie Luft und Wasser. Sie denkt auch mit, wenn beispielsweise der Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie einen neuen OP-Roboter anschaffen will. „Da müssen wir genau prüfen, ob man die Gelenke des Roboterarms so zerlegen kann, dass sämtliche Teile gereinigt, desinfiziert und sterilisiert werden können“, erinnert sich Dr. Görisch an ein konkretes Beispiel, um dann noch hinzuzufügen: „Dabei verstehen wir uns mehr als Berater denn als Kontrolleure der Kollegen.“

In der Abteilung Krankenhaushygiene und Sicherheitsmanagement arbeiten derzeit neben der Oberärztin noch vier Hygiene-Fachkräfte, ein Hygienetechniker, zwei Hygienefachkraft-Azubis, vier Desinfektoren und eine Hilfskraft sowie drei Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Das sind schon sehr viel mehr Mitarbeiter als 1991, als Dr. Görisch ihr Amt antrat. In zwei Jahren geht sie in Rente. Die Stelle für ihre Nachfolge ist bereits ausgeschrieben. Sie schmunzelt kurz und überlegt, welche Eigenschaften die neue Person für ihren Posten haben müsste. „Diese sollte auf jeden Fall Interesse für die Hygiene, Geduld, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und Freundlichkeit mitbringen. Außerdem sollte sie nicht nachtragend und unbedingt teamfähig sein.“

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