Leben mit Kinderrheuma

April 01, 2023
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Kinderrheuma ist eine Autoimmunerkrankung, die häufig mit chronischen Gelenkentzündungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Kinder, die unter Rheuma leiden, können mit der richtigen Therapie jedoch ein normales Leben führen.

Beim „Rheuma“ denken die meisten wahrscheinlich zunächst an ältere Menschen. Doch pro Jahr erkranken auch bis zu 1.500 Kinder und Jugendliche an Kinderrheuma. Genaue Krankheitsauslöser sind bis heute nicht bekannt. Mediziner gehen aber von multifaktoriellen Ursachen aus, dazu gehören genetische Veranlagung, infektiöse Trigger, Umweltfaktoren und Stress. 

Umfangreiche Untersuchung & interdisziplinäre Zusammenarbeit 

Wenn ein Kind sich über längere Zeit ungern oder anders als vorher bewegt, Gelenke anschwellen, warm oder gerötet sind, können dies Warnsignale für Kinderrheuma sein. „Wenn solche Symptome auftreten, sollte der erste Weg immer zum Kinderarzt führen“, erläutert Dr. Maria Faßhauer, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit Zusatzbezeichnungen in Immunologie und Kinderrheumatologie. Wenn andere Ursachen ausgeschlossen wurden, sollten Eltern einen Rheumatologen für Kinder aufsuchen. 

„Je früher die Behandlung beginnt, desto besser können potenzielle Einschränkungen verhindert werden.“ Deswegen führt die Leiterin der kinderrheumatologischen Ambulanz in der Spezialsprechstunde ein ausführliches Anamnese-Gespräch durch, auf das eine gründliche körperliche Untersuchung und Bluttests folgen. Danach können bildgebende Verfahren wie Ultraschall bzw. Röntgen nötig sein und, wenn erforderlich, eine Magnetresonanztomografie (MRT). Wenn die Diagnose gestellt ist, wird eine individuelle Therapie mit multimodalem Behandlungsansatz in einem interdisziplinären Team erarbeitet und durchgeführt. Basis der Behandlung ist die medikamentöse Therapie, die je nach Art und Schwere der Erkrankung verordnet wird. In regelmäßigen Abständen wird dann in der kinderrheumatologischen Spezialsprechstunde am Klinikum St. Georg geprüft, ob die therapeutischen Ziele erreicht wurden. 

Neben Medikamenten spielen aber auch Hilfsmittel wie Schienen oder Stützen und Physio- sowie Ergotherapie eine Rolle, deren Ziel es ist, die Gelenkbeweglichkeit wieder herzustellen, zu erhalten und zu verbessern. Neben regelmäßiger Bewegung ist für Kinder außerdem eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung wichtig. Eine psychologische Begleitung kann zudem hilfreich sein. „Günstig ist es überdies, wenn die Kinder und Familien die Krankheit akzeptieren und Wege finden, gut mit ihr zu leben“, rät Dr. Faßhauer. 

Bei rechtzeitigem Beginn und konsequenter Behandlung mit modernen Medikamenten ist die Prognose bei Kinderrheuma inzwischen sehr gut und bleibende Gelenkschäden sind extrem selten geworden. In einigen Fällen entwachsen Kinder der rheumatischen Erkrankung. Manche Kinder nehmen die rheumatische Erkrankung jedoch ins Erwachsenenalter mit und müssen ab dem 18. Geburtstag vom internistischen Rheumatologen behandelt werden. Dann führt Dr. Faßhauer mit ihren Kollegen eine sogenannte Transitionssprechstunde durch, um so den Übergang in die Erwachsenenmedizin vorzubereiten und zu koordinieren.

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