Mehr Freiheit für Herzkranke

Überwachung der Patienten rund um die Uhr

Als Klaus Rudolph in Polen Urlaub machte, geriet sein Herzschlag aus dem Takt. Der Leipziger merkte von diesen Herzrhythmusstörungen nichts, doch im Klinikum St. Georg schrillten die Alarmglocken. Denn der 76-Jährige gehört zu den insgesamt 1.689 Patienten des „Telemedizinischen Kardionetzwerkes Westsachsen“, das Herzkranke Tag und Nacht über ein telemetrisches Implantat überwacht.

Screenshot 2016-06-17 14.38.41Im Rahmen des Projektes setzen die Ärzte vom St. Georg auf Home-Monitoring-fähige Geräte wie Herzschrittmacher, Defibrillatoren und Biomonitore. Diese sind ausgestattet mit einem kleinen Sender, der automatisch und tagaktuell alle patienten- und implantationsspezifischen Parameter drahtlos über ein mobilfunkfähiges Übertragungsgerät (dem CardioMessenger) an das Klinikum übermittelt. Dank dieses Senders im Implantat wurde das St. Georg auf die kritischen Werte von Klaus Rudolph aufmerksam. Die Ärzte bestellten den Patienten vorfristig in die Klinik ein und versorgten ihn medizinisch.

„Zur Auswertung der Daten hat die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin extra ein Monitoring Center eingerichtet. Speziell geschultes Personal und ein verantwortlicher Kardiologe sichten dort alle Patientendaten. Werden bei einem Herz-Kreislauf-Erkrankten kritische Werte festgestellt, informiert der Kardiologe umgehend den für die Nachsorge zuständigen Arzt“, erklärt Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums. Für die am Projekt beteiligten Patienten hat diese Art der Rund-um-die-Uhr-Überwachung erhebliche Vorteile. „Die Technologie erlaubt uns, den Zustand der Patienten, unabhängig davon, wo sich der Betroffene gerade aufhält, zu überprüfen. Dies ermöglicht eine bedarfsgerechte und effiziente Versorgung“, betont Prof. Dr. Andreas Hartmann, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. „So reduzieren sich beispielsweise die routinemäßigen Implantatnachkontrollen beim niedergelassenen Arzt. Außerdem werden dank der kontinuierlichen Überwachung Veränderungen schneller erkannt und so Folgeerkrankungen und Krankenhauseinweisungen vermieden.“

Vorhofflimmern frühzeitig erkennen

So haben zum Beispiel Menschen mit Vorhofflimmern ein fünffach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der es zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen und dadurch zu einem folgenschweren Schlaganfall kommen kann. Die Patienten selbst merken häufig jedoch nichts von diesen Arrhythmien und deshalb bleiben sie oft unerkannt. Durch ein telemetrisches Implantat kann Vorhofflimmern wesentlich früher erkannt und damit einem Schlaganfall vorgebeugt werden. „Dank des Implantats fühle ich mich sicherer. Das Wissen, dass meine Werte regelmäßig von Fachleuten gesichtet und ausgewertet werden, beruhigt ungemein. Statt permanent in Angst vor einem möglichen Schlaganfall zu leben, kann ich meinen Alltag nun wieder genießen“, erzählt Klaus Rudolph.

Das Netzwerk ist bundesweit einzigartig. Es wurde im Januar 2013 gegründet und wächst seither stetig. Inzwischen beteiligen sich 33 Kliniken und niedergelassenen Ärzten aus ganz Sachsen. Ziel ist es, die Betreuungs- und Versorgungsqualität von Herz-Kreislauf-Erkrankten mittels eines telemetrischen Implantates in ganz Sachsen sicherzustellen. Gefördert wurde das Netzwerk bisher aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und des Freistaates Sachsen.

„Wir sind bemüht, eine Betreuung des Projekts auch weiterhin zu gewährleisten. Denn gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und damit steigender Patientenzahlen sowie abnehmender Arztdichte, vor allem im ländlichen Raum, kann mit dem Kardionetzwerk eine flächendeckende Versorgung gewährleistet und das Gesundheitssystem dauerhaft entlastet werden“, so Dr. Iris Minde.