Neue Angebote für werdende Mütter – „Wir sehen uns als Berater und nicht als Kontrolleure“

November 01, 2023
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Im Klinikum St. Georg können sich werdende Mütter neuerdings für hebammengeleitete Geburten entscheiden. Außerdem wurde das Eltern-Kind-Zentrum um eine moderne präpartale Station erweitert.

© Klinikum St. Georg

Alltag wird das Wunder der Geburt für Dr. Nadja Uhlig und ­Jacqueline Hildesheim nie. „Sogar nach Jahren im Job kommen uns noch die Tränen, wenn es im Kreißsaal emotional zugeht“, sagt die Leitende Oberärztin der Geburtshilfe, Dr. Uhlig. „Es ist ein Privileg, dabei sein zu dürfen, wenn Eltern ihr Kind das erste Mal sehen“, ergänzt die Leitende Hebamme Hildesheim und zeigt auf die Gänsehaut, die sich über ihren Unterarm zieht. 

 

Ein Ort der Ruhe vor der Geburt

Die Idee für eine präpartale Station entstand schon vor einigen Jahren. Dr. Uhlig wollte damit Frauen in der frühen Phase einer Geburt besser unterstützen. Dafür braucht es oft keinen Kreißsaal, weil die Wehen noch in zu großen Abständen einsetzen. Trotzdem ist der Weg zurück nach Hause für viele Frauen keine Option. Genau dafür gibt es die neue Station. Sie ist klein, familiär und von Hebammen geführt, sodass eine liebevolle Atmosphäre zwischen Patientinnen und Hebammen entstehen kann – ein absolutes Privileg in diesen Zeiten. „Es war unser Traum, dass sich werdende Mütter in den Räumen wohlfühlen“, sagt die Oberärztin. Seit April 2023 komplettiert die neue präpartale Station mit Ambulanzbereich das modern konzipierte Eltern-Kind-Zentrum am Klinikum St. Georg. Schwangere können sich hier nach ihrer Aufnahme frei bewegen, bis die Geburt voranschreitet. Auch Frauen mit Vorerkrankungen oder Risikoschwangerschaften werden eng betreut. „Wir bereiten werdende Mütter in aller Ruhe auf ihre Geburt vor“, sagt Dr. Nadja Uhlig. „Für viele ist es auch wichtig, dass sie nicht im Kreißsaal warten. Das nimmt den Druck raus.“ Um die richtige Atmosphäre zu schaffen, gibt es auf der präpartalen Station keine Babys – „nur in den Bäuchen“, sagt Jacqueline Hildesheim mit einem Lachen. Falls ein medizinischer Notfall eintritt oder die Geburt plötzlich Fahrt aufnimmt, sind der Kreißsaal, die Neonatologie und die Kinderüberwachungsstation nur eine Tür entfernt. „Es sind sechs neue schöne Zimmer, die wir nach den Wünschen der Mütter gestalten“, erzählt die 43-jährige Hebamme. „Sie können in den Zimmern Musik hören, es gibt ein Bad, um sich frisch zu machen sowie ätherische Öle als Raumdüfte.“ Die Zimmer sind auch sehr wandelbar: „Wir können die Betten rausschieben und dafür große Matratzen, Bälle, Hocker oder anderes Equipment für die Einwehphase bringen“, sagt Hildesheim. 

 

Kleine Streicheleinheiten für werdende Mütter 

Nicht nur die Räume wurden neu gestaltet, sondern auch das Konzept: Die präpartale Station ist rund um die Uhr von einer Hebamme besetzt und wird auch federführend von ihr geleitet. So ist viel Zeit, um auf jede Schwangere einzugehen und sie kennenzulernen. Ein Angebot, das auch für die Hebammen neu ist und anfangs ungewohnt war. Denn sie kennen und mögen die Dynamik und Euphorie, die im Kreißsaal bei Geburten entstehen. Doch sehr schnell wurde auch für die Hebammen im Klinikum St. Georg die präpartale Station zu einem neuen Lieblingsort. Mittlerweile reißen sich die Hebammen um den Job. „Sie erleben, wie schön es ist, sich Zeit zu nehmen und auf jedes Ziehen und Zwacken der Frauen einzugehen, ihnen Kakao zu bringen oder kleine Streicheleinheiten zu verteilen, wenn die gewünscht sind“, sagt Hebamme Hildesheim. „Da werden die Frauen aufgefangen.“ Und das wirkt sich enorm positiv auf die Geburt aus, weil sich die werdenden Mütter sicher und wohl fühlen und die Belegschaft schon kennengelernt haben.

 

Hebammen sind gefragt wie nie

Das Klinikum St. Georg hat noch ein weiteres neues Angebot: hebammengeleitete Geburten. Damit reagiert es auf die steigende Nachfrage vergangener Jahre. Auf Wunsch begleitet in Zukunft eine Hebamme die werdende Mutter vom Eintritt in den Kreißsaal bis zur Geburt.

© Klinikum St. Georg

„Nur, wenn sie es verlangt oder es eine medizinische Notwendigkeit gibt, kommt eine Ärztin oder ein Arzt dazu“, erklärt Dr. Uhlig. Der Vorteil hebammengeleiteter Geburten liege in der Eins-zu-Eins-Betreuung. Die senke, das zeigten bisherige Daten, den Bedarf nach medizinischen Interventionen und Schmerzmitteln. ­Jacqueline Hildesheim ergänzt: „Eine Kollegin von mir sagt immer, Hebammen sind das beste Schmerzmittel der Welt.“ Das bedeutet aber nicht, dass Frauen während einer hebammengeleiteten Geburt keine Schmerzmittel oder PDA erhalten können. Dafür können immer eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen werden. „Wir arbeiten Hand in Hand und haben großes Vertrauen zueinander“, sagt Dr. Nadja Uhlig. Die ersten Erfahrungen mit der neuen Station seien überaus positiv: „Viele Frauen, die seither entbunden haben, fühlten sich sehr gut aufgehoben.“ Jetzt ist für die Oberärztin wichtig, weiter umzusetzen, was sie sich vorgenommen hat: „Für mich steht die Gesundheit von Mutter und Kind in einer liebevollen Versorgung im Vordergrund. Ich hoffe, dass unsere Paare das auch so wahrnehmen und zufrieden und glücklich unsere Klinik verlassen.“

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