Die Diagnose Krebs ist für viele ein Schock und löst oft große Verunsicherung aus. Dazu kommt die Angst vor einer Chemotherapie, Operationen oder schweren Krankheitsverläufen. Umso wichtiger ist es, dass es auf den Stationen mit onkologischem Schwerpunkt gut ausgebildetes Pflegepersonal gibt, das sich sowohl um die physischen als auch um die psychischen Belange von Krebspatienten und deren Angehörigen kümmert.
Einer, der sich schon lange mit dem Thema beschäftigt, ist Daniel Edler. Der Koordinator des Onkologischen Zentrums des Klinikums St. Georg hat lange selbst als onkologischer Pfleger gearbeitet und weiß genau, was die Arbeit der Kollegen so wichtig macht. „Anders als die Ärzte auf den Stationen sind wir als onkologische Pflegekräfte rund um die Uhr für die Patienten da. Wir erleben sie direkt nach einer Operation, in ängstlichen und hoffnungslosen Momenten auf Station, genauso wie in glücklichen Augenblicken am Ende einer erfolgreichen Therapie. Und manchmal sind wir die Letzten, die ihre Hand halten.“ Vor allem in diesen leisen Momenten kurz vor dem Tod sind die Menschen froh, wenn Daniel Edler und seine Kollegen da sind und eventuell noch einen letzten kleinen Wunsch erfüllen können.
Weit mehr als „normale“ Pflege
Allgemein geht es in der Pflege darum, die eigenen Ressourcen der Patienten zu erkennen und zu stärken. Hilfe zur Selbsthilfe fördert dabei nicht nur die Mobilität, sondern beschleunigt den Heilungsprozess. Betrachtet man die alltäglichen Aufgaben wie die Ausgabe von Medikamenten oder die Vorbereitung von Patienten auf eine Operation, unterscheidet sich die Arbeit onkologischer Pfleger kaum von der anderer Pflegekräfte. Die Unterschiede werden erst im Einzelfall deutlich. Daniel Edler erinnert sich: „Wir hatten einmal einen Fall, da hat eine Patientin ihrem Sohn ein paar Wochen vor der Diagnose im Streit gesagt, er mache sie krank. Dann wurde bei ihr ein Tumor festgestellt. Im Krankenhaus machte sie sich schwere Vorwürfe, dass ihr Sohn vielleicht denkt, er wäre schuld daran. In der onkologischen Pflegeanamnese haben wir mit ihr darüber gesprochen und daraufhin aufgrund der starken Belastung für sie einen Psychoonkologen hinzugezogen, der ihr und ihrem Kind helfen konnte.“ Dieses Bild zeigt: Onkologische Pfleger sind faktisch Schnittstellenmanager. Mit ihrem Wissen erkennen sie frühzeitig Probleme vor oder während der Therapie und verhindern unnötige Therapieabbrüche. Als kompetente und vertrauensvolle Ansprechpartner für Patienten und deren Angehörige sind sie fachkundige Vermittler zu den verschiedenen unterstützenden Bereichen im Klinikum. Sie beraten beispielsweise bei ersten ernährungsmedizinischen Fragen, können physio- oder ergotherapeutische Behandlungen anstoßen oder an die Mitarbeiter der Tumorberatungsstelle verweisen.
Gut ausgebildet
Die Weiterbildung zum Fachpflegeexperten für Onkologie dauert drei Jahre und ist sehr umfangreich. Schwerpunkte der Ausbildung sind beispielsweise die Pathophysiologie, Arzneimittelkunde und Pflegewissenschaften. „Mit dem Wissen aus dem Nebenwirkungsmanagement können onkologische Pflegekräfte auch ohne ärztliche Verordnung beispielsweise schmerzlindernde Maßnahmen durchführen“, erklärt Daniel Edler. Im Moment gibt es 21 onkologische Pflegekräfte am Klinikum St. Georg, Tendenz steigend. „Wir sind immer auf der Suche nach Pflegekräften, die Interesse an der Weiterbildung zum onkologischen Pfleger haben“, betont Daniel Edler und ergänzt: „Wir wissen, dass die Weiterbildung neben dem Job sehr kraft- und zeitintensiv ist. Aber all die Anstrengung ist vergessen, wenn man in die dankbaren Gesichter der Patienten schaut.“