Wenn Frauen unter Schmerzen, unregelmäßigen Blutungen oder unerfülltem Kinderwunsch leiden, kann eine Endometriose oder auch eine Dysplasie die Ursache sein. Das Klinikum St. Georg bietet zu beiden Krankheitsbildern eine Spezialsprechstunde an. Hier erhalten Frauen die oft lang ersehnte Klarheit.
Dr. med. Anne Zaiß ist gynäkologische Oberärztin und eine erfahrene Expertin in Sachen Endometriose. „Die meisten Frauen, die zu uns in die Endometriose- Sprechstunde kommen, haben eine pathologische Dysmenorrhoe. Dabei sind die Schmerzen kurz vor oder zu Beginn der Regelblutung so heftig, dass selbst starke Schmerzmittel oft nicht helfen“, berichtet die Ärztin. Die Schmerzen strahlen bis in den Unterbauch, den Oberbauch und manchmal auch in die Beine, die Leisten und den Rücken aus. Trotz des Leidensdrucks kann es laut Zaiß bis zu zehn Jahre dauern, bis Betroffene die richtige Diagnose erhalten. Gründe dafür sind zum einen die teils schwer einzuordnenden Beschwerden, zum anderen der geringe Bekanntheitsgrad der Erkrankung bis vor wenigen Jahren. Auch Bemerkungen wie „Jetzt hab dich mal nicht so, nimm doch einfach ein Schmerzmittel“ zu Beginn der Erkrankung aus dem Umfeld der Patientinnen würden dazu führen, dass das Problem verschleppt werde.
Bei der Endometriose handelt es sich um das Vorkommen gebärmutterschleimhautähnlichen Gewebes außerhalb der Gebärmutterhöhle. Dieses Gewebe kann sich in verschiedenen Bereichen, z.B. Gebärmuttermuskulatur, Beckenorganen wie Eierstock/Eileiter sowie im Bereich der Bauchhöhle, ansiedeln und durch sein hormonabhängiges Wachstum und Abbluten Zysten und Knoten bilden. Je nachdem, wo diese liegen, haben die Frauen Beschwerden beim Wasserlassen, beim Stuhlgang und teilweise auch beim Geschlechtsverkehr.
Nachdem die Frauen einen Fragebogen ausgefüllt haben, „erwartet sie ein Gespräch. Meine erste Aufforderung ist, dass die Frauen möglichst locker und frei über ihre Beschwerden reden“, sagt Dr. Zaiß. Das Gespräch kann klären, ob neben der Endometriose auch andere Krankheiten infrage kommen. Abschließend untersucht die Oberärztin gynäkologisch die inneren Genitalien. Neu-Patientinnen sollten für die Sprechstunden-Untersuchung zwischen 30 und 45 Minuten Zeit einplanen. Abschließend gibt es eine fundierte Therapieempfehlung. Über eine andere Art der Erkrankung sprechen Frauen in der Dysplasiesprechstunde.
Der Gynäkologe meldet sich nach der jährlichen Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge: Der PAP-Abstrich war auffällig. Bei vielen Patientinnen drängt sich sofort der Gedanke auf: „Ich habe Krebs.“ Dabei sagt ein auffälliger Befund noch nicht viel aus. Klarheit bringt ein Besuch in der Dysplasiesprechstunde im Klinikum St. Georg in Leipzig. Dort treffen die Patientinnen auf Dr. med. Anne Reich, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Ruhe bewahren, erst einmal ist alles in Ordnung. Die Überweisung in unsere Sprechstunde ist eine Vorsichtsmaßnahme“, beruhigt Dr. Reich die Besucherinnen zu Beginn des Gesprächs.
Eine Dysplasie ist eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs. Um herauszufinden, ob eine Patientin davon betroffen ist, wird eine Kolposkopie durchgeführt. „Das ist eine Lupenbetrachtung des Muttermunds. Die Untersuchung selbst läuft ähnlich ab wie bei einem ambulanten Gynäkologen“, erklärt Dr. Reich. Zuerst untersucht sie mit bloßem Auge. Ist nichts zu erkennen, setzt sie Essig- bzw. Jodlösung ein. „Essiglösung wird auf den Muttermund geträufelt. Bei einer weißlichen Reaktion des Gewebes werden wir hellhörig“, führt sie weiter aus. Bei der Videokolposkopie werden Untersuchungen aufgezeichnet und gespeichert. Später können ältere Aufzeichnungen mit aktuellen verglichen werden. „Da Patientinnen auf einem Display zusehen können, verstehen sie die Untersuchung und die anschließende Diagnose besser“, so die Oberärztin.
Ist die Jod- bzw. Essig-Probe negativ, passiert nichts weiter. Zeigen sich hier allerdings weitere Auffälligkeiten, „nehmen wir eine Gewebeprobeentnahme vor.“ Die Probeentnahme ist nicht schmerzhaft. „Sobald uns die feingeweblichen Befunde vorliegen, schlagen wir weitere Kontrolltermine oder andere Optionen vor“, erläutert Dr. Reich. Entscheidend für die weitere Vorgehensweise ist, ob es sich bei der Krebsvorstufe um eine niedrig-, mittel- oder hochgradige Krebsvorstufe handelt. Das Vorsorgesystem aus ambulanten Gynäkologen und der Dysplasie-Sprechstunde des Klinikums St. Georg bietet die Sicherheit, „dass der Krebs möglichst frühzeitig entdeckt und somit die Ausbreitung verhindert wird“, sagt Dr. Reich abschließend und betont damit die Wichtigkeit, sich als Frau regelmäßig auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen zu lassen.