Schlaganfall: Jede Minute zählt

Mai 01, 2021
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© Klinikum St. Georg

Mit dem Neurovaskulären Netzwerk in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Halle erhalten Schlaganfall-Patienten die bestmögliche Behandlung. 

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Damit ist er die Ursache für die meisten Behinderungen und zahlreiche Todesfälle. Damit Betroffene wieder gesund werden, ist eine schnelle intensivmedizinische und interdisziplinäre Behandlung essenziell. Genau die stellt das Neurovaskuläre Netzwerk am Klinikum St. Georg sicher.

Oft kommt ein Schlaganfall nicht aus heiterem Himmel. Er kündigt sich vielmehr durch verschiedene Warnzeichen an. Diese zu erkennen, kann Leben retten. PD Dr. Torsten Kraya vom Neurovaskulären Netzwerk nennt die häufigsten Anzeichen: „Bei etwa 40 Prozent der Betroffenen treten im Vorfeld kurz andauernde Lähmungserscheinungen, kurzes Erblinden auf einem Auge, Sehstörungen, Sprachstörungen, Schwindel, Benommenheit, Desorientierung oder starke Kopfschmerzen auf.“ Wer solche Symptome verspürt, sollte unverzüglich in ein Krankenhaus gebracht werden. „Auch wenn die Symptome zunächst wieder abklingen“, erklärt Dr. Kraya, „ist es wichtig,
keine Zeit zu verlieren. Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Lieber einen Fehlalarm riskieren als schwere neurologische
Schäden oder gar den Tod.“

 

Auf Symptome achten

Die Symptome eines eingetretenen Schlaganfalls ähneln diesen Warnzeichen:

  • Lähmungserscheinungen (typischerweise nur auf einer Körperseite)
  • ein hängender Mundwinkel auf derselben Seite
  • Sprechstörungen
  • Verwirrtheit

 

Im Zweifelsfall gibt der FAST-Schnelltest Aufschluss, wobei die Abkürzung „FAST“ für Face, Arms, Speech und Zeit (Gesicht, Arme, Sprache, Time) steht. Im Verlauf des Tests wird der oder die Betroffene gebeten zu lächeln, beide Arme gleichzeitig zu heben und einen einfachen Satz nachzusprechen. Wenn er oder sie dabei Probleme hat, sollten Helfer sofort den Notruf 112 wählen, bis zum Eintreffen der Sanitäter mit der betroffenen Person sprechen und nicht von ihrer Seite weichen. Wenn sie erbricht, sollte sie in die stabile Seitenlage gebracht werden.

© Klinikum St. Georg

Jede Minute zählt

Im Krankenhaus erfolgt dann schnellstmöglich die Behandlung. Das Klinikum St. Georg verfügt über eine überregional zertifizierte Stroke Unit, eine Schlaganfall-Spezialstation, auf der zunächst geklärt wird, ob ein Schlaganfall vorliegt. Im zweiten Schritt wird mit bildgebenden Verfahren überprüft, ob es sich um eine Verstopfung oder eine Blutung im Gehirn handelt. Liegt eine Arterienverstopfung
(Thrombose) vor, muss das Gefäß wieder eröffnet werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: So kann beispielsweise ein Blutgerinnsel auflösendes Medikament über eine Vene verabreicht werden. Sind größere Hirngefäße betroffen, findet im St. Georg ein anderes, innovatives Verfahren Anwendung: Die Thrombektomie, bei der das Gerinnsel mit einem hauchdünnen Katheter aus dem Blutgefäß entfernt wird. Bei einer Hirnblutung kann eine Operation notwendig sein, bei der die Blutung gestoppt und das Nervengewebe von umliegendem Blut befreit wird.

Starkes Netzwerk

© Klinikum St. Georg

Einen wichtigen Beitrag zur optimalen Behandlung von Schlaganfällen leistet das interdisziplinäre Neurovaskuläre Netzwerk, zu dem sich das Klinikum St. Georg und das Universitätsklinikum Halle 2020 zusammengeschlossen haben. Hier werden Schlaganfälle und sämtliche anderen Gefäßerkrankungen von Gehirn und Rückenmark mit innovativen Therapien und auf höchstem Niveau behandelt. Dr. Kraya erläutert: „In diesem Netzwerk arbeiten Neurologen, Neuroradiologen, Neurochirurgen und Intensivmediziner bei der Diagnostik und Therapie gefäßbedingter Erkrankungen wie Schlaganfällen eng zusammen.“ Dabei übernimmt das Klinikum St. Georg in der Region Leipzig
die Koordination und kann so auf eine umfangreiche Expertise bei der interdisziplinären Behandlung von Schlaganfallpatienten in Sachsen zurückgreifen. Auch angesichts von Prognosen, die von einer Verdoppelung der Fälle bis zum Jahr 2050 ausgehen, ist das eine äußerst wichtige Ressource. „Neben gemeinsamen Fallbesprechungen, Gremien, Fort- und Weiterbildungen, die aktuell bereits stattfinden, wollen wir im Sinne unserer Patienten deswegen auch langfristig Personalressourcen aufbauen, austauschen und rotieren lassen“, beschreibt Dr. Kraya die Arbeit des Netzwerkes.

 

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