Wie der Sozialdienst Patienten auf dem Weg zurück in den Alltag unterstützt
Der Sozialdienst berät Patienten und deren Angehörige zu sozialrechtlichen Fragen sowie bei Problemen rund um die Krankenhausbehandlung. Damit sichert er gemeinsam mit den ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Disziplinen die Versorgung im Krankenhaus.
Die meisten Menschen erleben früher oder später in ihrem Leben einen Krankenhausaufenthalt – ob verursacht durch einen Unfall, eine schwere Erkrankung oder auch freudige Ereignisse, wie die Geburt eines Kindes. Vor allem in Krisensituationen oder bei massiven Einschnitten in den Lebensalltag, welche häufig durch Krankheit oder Unfälle ausgelöst werden, ist es für Patienten wichtig, schon früh ein Bild davon zu haben, wie ihr Leben nach der Behandlung im Krankenhaus weitergehen wird. In welcher Einrichtung kann der Patient mit einer Rehabilitation anknüpfen? Wie kann die häusliche Versorgung sichergestellt werden? Wie wird ein Pflegegrad beantragt? Fragen wie diese beantwortet der Sozialdienst. Hierbei geht es stets um eine individuelle Beratung, wie Liane Richter-Rosenthal, Teamleiterin des Sozialdienstes im Klinikum St. Georg, weiß: „Für persönliche Fragen sind wir wichtige Ansprechpartner für Patienten. Wir bieten individuelle Unterstützung im Zusammenhang mit der Krankenhausbehandlung und der Zeit danach.“ Egal, ob es sich um die Beantragung eines Grades der Schwerbehinderung oder um die Erstberatung bei einer Krebserkrankung handelt: Immer geht es beim Sozialdienst um empathische Hilfe zur Selbsthilfe. Das entlastet, besonders auch dann, wenn es schnell gehen muss: „Wir beantragen den Pflegegrad im Eilverfahren. Gemeinsam mit den Angehörigen oder dem Betreuer suchen wir eine geeignete Pflegeeinrichtung“, erklärt Richter-Rosenthal. Das Wunsch- und Wahlrecht steht dabei an erster Stelle: Sämtliche Entscheidungen werden immer mit den Patienten gemeinsam getroffen. Sind diese in ihrer Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt, werden die Angehörigen hierbei mit einbezogen.
Multiprofessionelles Team ermöglicht nahtlosen Übergang
Die enge Zusammenarbeit mit den Ärzten, dem Pflegepersonal sowie vielen weiteren Kliniken und Abteilungen des Klinikums ermöglicht dem Sozialdienst, eine individuelle Beratung und Unterstützung anzubieten, um die optimale Versorgung der Patienten nach der Entlassung zu gewährleisten. Für jeden Patienten wird ein individueller Entlassplan erstellt, an dem viele Berufsgruppen unterstützend beteiligt sind. Der Plan ist das eine, der Alltag das andere. Tag für Tag hat der Sozialdienst andere Herausforderungen zu meistern. „Der Tag ist nicht immer planbar. Manchmal erhalten wir die Information, dass ein Patient doch nicht wie geplant in seine Wohnung zurückkehren kann, weil dort ein Wasserschaden aufgetreten ist – dann muss kurzfristig eine Lösung gefunden werden“, beschreibt Richter-Rosenthal. Die Mitarbeiter des Sozialdienstes stehen in engem Austausch mit vielen Netzwerkpartnern. Diese sind z.B. Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste, Krankenkassen, Sanitätshäuser, Rehabilitationskliniken und Sozial- oder Jugendämter. Der Sozialdienst organisiert die Patientennachsorge – diese schließt sich unmittelbar an die Akutbehandlung an. Darunter zählen beispielsweise Aufenthalte in Rehabilitationseinrichtungen oder auch die Bereitstellung von Hilfsmitteln. Manchmal stellen die hohen Erwartungen der Patienten in Bezug auf das Leistungsangebot der Kranken- oder Pflegekassen eine große Herausforderung für den Sozialdienst dar. Die Pflegeversicherung zahlt nicht alle benötigten Leistungen zu 100 Prozent, es bleibt immer ein gewisser Eigenanteil, der von den Patienten zu tragen ist. Doch sieht Liane Richter-Rosenthal im Alltag die Chance, an den gegebenen Herausforderungen zu wachsen: „Das ist ja auch der Reiz: Wir erleben jeden Tag etwas Neues, bilden uns ständig fort und können dadurch auf umfangreiche Erfahrungen und fundiertes Wissen, nicht nur zur Sozialgesetzgebung, zurückgreifen.“
Die Möglichkeit einer Beratung schafft Sicherheit
Die Beratung der Patienten durch den Sozialdienst ist ein Dreh- und Angelpunkt. Egal, ob der Patient eine psychosoziale Beratung, eine sozialrechtliche Beratung oder auch eine Erstberatung bei einer Krebserkrankung benötigt – der Sozialdienst ist hierfür der geeignete Ansprechpartner. Dazu sagt die Expertin: „Die Patienten wissen: Der Sozialdienst ist da, hier werde ich zu akuten Problemen, Rehabilitationsmaßnahmen etc. beraten.“ Alle Mitarbeitenden des Sozialdienstes eint ein Ziel: Die Patienten durch ein individuell angepasstes Entlassmanagement bei der Entlassung zu unterstützen und eine passende nachstationäre Versorgung sicherzustellen. Der Patient kann sich in allen Fragen an den Sozialdienst wenden – doch manchmal kommt auch dieser an seine Grenzen und die Unterstützung für die Organisation der Nachsorge durch die Angehörigen ist unabdingbar. Denn leider leben zunehmend mehr Menschen in der Anonymität der Großstadt sozial isoliert und pflegen kaum Kontakte nach außen. Ein fehlendes soziales Netz macht es deutlich schwerer, eine passende Nachsorge für diese Personen zu finden. Für den Sozialdienst ist es wichtig, anderes Fachpersonal und die Familien der Patienten eng miteinzubeziehen. Und wann hat der Sozialdienst seine Aufgabe erledigt? „Wenn der Patient entlassen wird, sind die Akutbehandlung und unsere Arbeit abgeschlossen. Die durch uns organisierte Nachsorge trägt zur Sicherung des Behandlungserfolges bei“, fasst Richter-Rosenthal zusammen. Einen Punkt gibt es aber noch, auf den Liane Richter-Rosenthal nach der Entlassung wert legt: „Jeder ambulante Pflegedienst oder jede stationäre Pflegeeinrichtung erhält von uns einen Feedbackbogen. Wir erfahren durch diesen von der nachstationären oder ambulanten Einrichtung: Wie hat die Überleitung funktioniert? Gab es Probleme? Was ist verbesserungswürdig? Über dieses Instrument erhält man recht aussagekräftige Angaben von außen zu unserer Arbeit im Inneren der Klinik.“