Geschwollene Gelenke und starke Schmerzen. Gichtanfälle kommen meist ganz plötzlich, sind sehr schmerzhaft und können tagelang andauern. Gerade in westlichen Industriegesellschaften ist Gicht mittlerweile weit verbreitet. Wir haben die Leiterin der Abteilung für Rheumatologie, Dr. med. Susette Ilona Unger, nach Ursachen, Symptomen und Behandlungsmethoden gefragt. Außerdem erklären wir, wie Sie Gicht wirksam vorbeugen.
Wie entsteht Gicht?
Bei Stoffwechselvorgängen baut der Körper Purine ab. Diese kommen natürlicherweise in Lebensmitteln und den menschlichen Zellen vor. Nachdem die Purine in Harnsäure umgewandelt wurden, wird diese über die Nieren ausgeschieden. Bei Gicht wird im Körper zu viel Harnsäure gebildet oder die Ausscheidung über die Nieren ist verändert. Sie verbleibt im Körper und kristallisiert. Die so entstandenen Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab. Dort verursachen sie dann schmerzhafte Entzündungen und können zu Langzeitschäden führen.
Wer ist von Gicht betroffen und wieso?
Ob ein Mensch an Gicht erkrankt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die u.a. mit den Ernährungsgewohnheiten zusammenhängen. „Gicht gilt nicht ganz zu Unrecht als Zivilisationskrankheit, da sie oft von ungesunder Ernährung und Alkoholkonsum begünstigt wird und mit Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas vergesellschaftet ist“, erläutert Dr. Unger. „Dabei sind insbesondere Männer zwischen 40 und 60 betroffen.“ Bei Frauen tritt die Erkrankung seltener und normalerweise nicht vor den Wechseljahren auf, was am Schutz durch die weiblichen Geschlechtshormone liegen kann. Aber auch Tumorerkrankungen und entsprechende Therapien sowie bestimmte Medikamente können erhöhte Harnsäurewerte im Blut und damit Gichtanfälle auslösen.
Welche Symptome deuten auf Gicht hin?
In der Regel ist beim ersten Gichtanfall ein einzelnes Gelenk betroffen. Häufig sind das der große Zeh oder auch die Mittelfuß-, Sprung- bzw. Kniegelenke. Betroffene sind vom ersten Gichtanfall oft besonders überrascht, da er meist plötzlich und auch bei scheinbar vollkommen gesunden Menschen auftritt. Sie leiden dann unter starken Schmerzen, geschwollenen, rot verfärbten und heißen Gelenken, zumeist begleitet von einem ausgeprägten Berührungsschmerz und manchmal sogar Fieber. Nach dem ersten Gichtanfall können immer wieder Anfälle auftreten. Nach einigen Jahren können zudem Gichtknoten entstehen, da sich die Harnsäure dann etwa an den Ohrmuscheln, den Zehen, Fingern oder sogar im Knochen ablagert. Auch Nierensteine, die sehr schmerzhafte Koliken verursachen, können sich bilden.
Wie behandelt die Rheumatologie Gichtleiden?
„Nach einer gründlichen Anamnese und Untersuchung bestimmen wir mittels einer Blutuntersuchung den Harnsäurewert des Patienten. Eine Sonografie und Punktion des betroffenen Gelenks sowie eine Röntgenuntersuchung können uns zusätzlich Aufschluss über die Erkrankung geben“, erklärt Dr. Unger. „Stellen wir einen erhöhten Harnsäurespiegel fest, ist es unsere oberste Priorität, diesen zu senken. Sonst werden die Abstände zwischen den Gichtanfällen immer kürzer und es können bleibende Schäden an Knochen und Gelenken auftreten“, so die Rheumatologin. Bei einem akuten Gichtanfall ist es zunächst das Ziel, die Entzündung und die damit einhergehenden Schmerzen zu bekämpfen. Hier kommen entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Im zweiten Schritt werden harnsäuresenkende Medikamente verordnet. Dadurch verringert sich die Harnsäurekonzentration im Blut. Auch bereits bestehende Ablagerungen von Harnsäure werden so langsam abgebaut. Neben der Therapie mit Medikamenten ist es hilfreich, wenn Betroffene auf einen gesunden Lebensstil achten.
Was kann man selbst gegen Gicht tun?
„Die gute Nachricht ist, dass ein gesunder Lebensstil die Wahrscheinlichkeit von Gichtanfällen deutlich senkt“, weiß Abteilungsleiterin Dr. Unger. Betroffene und Menschen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko sollten möglichst auf Lebensmittel verzichten, die viel Purine enthalten. Dazu gehören Fleisch, Wurst, Innereien, Meeresfrüchte, Hülsenfrüchte und Obst mit viel Fruchtzucker. Auch beim Genuss von Alkohol und Getränken mit viel Fruchtzucker sollten Sie sich möglichst zurückhalten. Viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind nicht nur allgemein gute Grundlagen für ein gesundes Leben, sondern auch und gerade für ein Leben ohne Gicht.