Volkskrankheit Steinleiden

November 01, 2022
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Ungefähr fünf Prozent der Menschen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von Nieren- und Harnleitersteinen betroffen. Grund genug, beim Chefarzt der Klinik für Urologie und Andrologie, Prof. Dr. med. Amir Hamza, nach Ursachen, Symptomen und Behandlungsmethoden zu fragen. Zudem erklären wir, wie Sie Steinleiden wirksam vorbeugen.

Wie entstehen Nieren- und Harnleitersteine?

Nieren haben vielfältige Funktionen. Sie produzieren wichtige Hormone, regulieren unseren Salz- und Wasserhaushalt sowie den Blutdruck und sie filtern unser Blut. Dabei geben die Nieren neben Wasser auch verschiedene Salze, Stoffwechselprodukte und Giftstoffe an den Harn ab, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Wenn diese Stoffe jedoch eine zu hohe Konzentration bilden, können sie auskristallisieren und Steine bilden. Zunächst sind diese Steine nur wenige Millimeter groß und verlassen den Körper oft unbemerkt mit dem Urin. Wenn sie aber in den Harnwegen bleiben, lagern die Kristalle immer mehr Schichten an und die Steine können mehrere Zentimeter groß werden und in die ableitenden Harnwege zwischen Niere und Harnblase gelangen. Man spricht dann von Harnsteinen.

Wer ist am häufigsten betroffen und wieso?

Ob bei einem Menschen Nieren- oder Harnsteine entstehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. „Eine große Rolle spielen die Ernährungsgewohnheiten, die auch zu Übergewicht führen können“, erklärt Prof. Hamza. „Eine zu eiweißreiche Kost mit sehr viel Käse, Milch, Innereien oder Tomaten begünstigt die Entstehung von Steinen, deswegen sprechen wir hier auch von einer typischen Zivilisationskrankheit.“ Auch Blutzuckererkrankungen, ein zu hoher Blutdruck, Harnwegsinfektionen und erbliche Stoffwechselerkrankungen können die Ursache für Steinleiden sein.

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Welche Symptome deuten auf ein Steinleiden hin?

Nierensteine machen sich zunächst kaum bemerkbar. Meist sind es leichte, unspezifische Symptome wie etwa ein Ziehen in der Flanke. Finden die Steine dann ihren Weg in den Harnleiter, kommt es meist zu Nierenkoliken. Dabei löst der Nierenstein bei Bewegungen starke krampfartige Schmerzen im Nierenbereich, im Rücken oder im Unterleib aus. Diese Schmerzen können so stark sein, dass die Betroffenen sich erbrechen müssen. Wenn der Harnstoff zudem nicht abfließen kann und es zu einer Nierenstauung kommt, treten auch Fieber, Schüttelfrost und Brennen beim Urinieren auf. Oft findet sich im Urin dann auch Blut.

Wie kann man Steinleiden vorbeugen?

„Das Gute ist, dass man mit einem gesunden Lebensstil schon sehr viel erreichen kann“, weiß Chefarzt Prof. Hamza. Dazu gehört etwa, gleichmäßig über den Tag verteilt ausreichend zu trinken. Hier gilt ein ungefährer Richtwert von 2,5 Litern pro Tag. Damit lassen sich Konzentrationsspitzen Harnstein bildendender Substanzen im Urin vermeiden. Darüber hinaus ist eine ausgewogene, kochsalzarme und ballaststoffreiche Ernährung ebenso hilfreich wie ausreichend Bewegung und ein gesundes Körpergewicht.

Wie behandelt die Klinik für Urologie und Andrologie Steinleiden?

„Zunächst verschaffen wir uns mittels Ultraschall und Laborkontrollen von Blut und Urin ein Bild über den Zustand des Patienten“, erläutert Prof. Hamza das Vorgehen. „Von Größe, Lage und Zusammensetzung des Steins hängt dann ab, wie wir weiter vorgehen.“ Wichtig ist dabei vor allem, dass der Urinabfluss gesichert wird, um die Entstehung einer Harnstauungsniere zu verhindern. Eine bedarfsgerechte Schmerztherapie mittels krampflösender Medikamente, Antibiotika sowie die Zufuhr von reichlich Flüssigkeit ist oft schon ausreichend, um die Ausscheidung des Steins zu bewirken. Gelingt das nicht, kann der Stein mittels Katheter im Harnleiter erst einmal überbrückt werden. Ist der Harnabfluss so gesichert, kann im nächsten Schritt der Stein aus den Nieren oder dem Harnleiter entfernt werden. „Durch minimalinvasive Methoden sind wir heute in der Lage, via Endoskop zu punktieren. Dabei zerkleinern wir den Stein durch Ultraschall, Laser oder eine Stoßwellentherapie und der Patient scheidet ihn später mit dem Urin aus“, so Prof. Hamza. Diese modernen Operationsmethoden ersparen dem Patienten einen größeren Eingriff und sorgen dafür, dass dieser in Zukunft steinlos durchs Leben gehen kann.

 

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