Wirbelsäulenzentrum mit Zertifikat

April 01, 2023
Off

Die Fachärzte der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Spezialisierte Septische Chirurgie haben auf dem Gebiet der ­Wirbelsäulenchirurgie schon lange eine große Expertise. Um diesem Know-how in Zukunft zu überregionaler Strahlkraft zu ­verhelfen, wollen die verschiedenen ­Fachbereiche des Klinikums St. Georg dieses Jahr die höchste Stufe der umfangreichen ­Zertifizierung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) beantragen. 

Zwei Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, die sich dafür besonders einsetzen, sind Dr. med. Hansdieter Neumann, Leiter des Zentrums für Wirbelsäulentherapie, und PD Dr. med. habil. Thomas Liebscher, 1. Oberarzt. „Wir stellen den Antrag für die höchste Qualitätsstufe der Zertifizierung als Wirbelsäulenzentrum der Maximalversorgung der DWG“, erläutert Dr. Neumann. „Damit wären wir eines von nur vier Krankenhäusern in Sachsen, die sich im Bereich Wirbelsäulenchirurgie auf so einem hohen Niveau bewegen“, ergänzt PD Dr. Liebscher. Deutschlandweit gibt es 31 Einrichtungen, die die Voraussetzungen für die höchste Qualitätsstufe der DWG erfüllen. 

Für das Zertifikat arbeiten alle Kliniken zusammen

Um die Level-1-Zertifizierung als ­Wirbelsäulenzentrum der Maximalversorgung der DWG zu bekommen, muss das Krankenhaus alle diagnostischen, ­therapeutischen und personellen Register ziehen. Das Fachgremium der DWG prüft die Ausstattung, das Behandlungsspektrum, die Verfügbarkeit und die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Krankenhauses. Das wirkt auf den ersten Blick recht übersichtlich, verlangt aber die Zusammenarbeit zahlreicher Kliniken. Mit Klinik ist hier ein fachspezifischer Bereich innerhalb des Krankenhauses gemeint. „Wir arbeiten im Klinikum St. Georg ohnehin interdisziplinär mit den Kollegen anderer Kliniken und Abteilungen zusammen“, betont PD Dr. Liebscher. „So bündeln wir Kompetenzen im eigenen Haus, um alle von der DWG geforderten wirbelsäulenchirurgischen ­Behandlungsbereiche für die Zertifizierung abdecken zu können.“ 

Ebenso müssen von der Wirbelsäulenchirurgie bestimmte Pathologien, also Untersuchungen von Krankheiten und Veränderungen im Körper, behandelt werden. Dazu gehören:

  • Degenerative Erkrankungen (A)
  • Tumorerkrankungen & vaskuläre und intraspinale Pathologie (B)
  • entzündliche und metabolische
  • Erkrankungen (C)
  • Verletzungen (D) und
  • Deformitäten (E)

 

Schon bei einem Patienten können sich die Behandlungen überschneiden. Ein 75-Jähriger beispielsweise, der an einem stoffwechselbedingten Zusammenbruch eines Wirbelkörpers aufgrund einer verringerten Knochendichte erkrankt ist und dessen Fehlstellung erst nach einem Sturz sehr spät erkannt wird, leidet dementsprechend auch an den altersbedingten Abnutzungserscheinungen. Damit deckt er drei der fünf pathologischen Gruppen ab.

Diagnostik & Therapie

An bildgebenden Diagnostikmethoden werden beispielsweise Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und ein Bildwandler im OP-Bereich verlangt. Außerdem muss das Krankenhaus über eine Intensivstation, Hubschrauberlandeplatz, Schockraum, Möglichkeiten postoperativer Überwachung, eine eigene Physio- und Schmerztherapie und einen voll ausgestatteten Fachbereich für Neurologie sowie eine Blutbank und ein klinisches Labor verfügen. Patienten sind 24/7 zu behandeln. Die Richtlinien für die Mit- und Weiterbehandlung fordern des Weiteren eine Zusammenarbeit mit zahlreichen Instituten, Fachkliniken und Fachbereichen wie der Gefäßchirurgie, der Inneren Medizin und einem externen Querschnittgelähmtenzentrum. Doch damit nicht genug. Jede einzelne pathologische Gruppe verlangt zusätzliche interdisziplinäre Kooperationen, um die allumfassende Betreuung der Patienten gewährleisten zu können. 

Speziell ausgebildetes Personal

„PD Dr. Liebscher und ich haben das von der DWG geforderte Master-Zertifikat bereits absolviert“, erklärt Dr. Neumann. Für Level 1 braucht die Klinik zusätzlich wenigstens einen Facharzt oder eine Fachärztin mit dem Basiszertifikat für konservative Therapie in der Wirbelsäulenchirurgie sowie weitere Ärzte in Vollzeit. Wenigstens vier davon müssen eine Facharztausbildung in der Neurochirurgie beziehungsweise Unfallchirurgie und Orthopädie nachweisen. 

PD Dr. Thomas Liebscher, OTA Lena Seidel, Dr. Hansdieter Neumann und Matthias Nenning (v.l.n.r.) bei einer Wirbelsäulenoperation – © Klinikum St. Georg

Sprechstunde für Wirbelsäulenpathologie

Die Klinik muss für das Level-1-Zertifikat außerdem eine ambulante Sprechstunde für Wirbelsäulenerkrankungen anbieten. „Wir bieten montags und dienstags jeweils zwischen 09:00 und 12:00 Uhr die wirbelsäulenchirurgische Vorstellung in unserer Sprechstunde an. In dieser Zeit führen wir auch die Nachsorge der bei uns operierten Patienten durch“, sagt Dr. Neumann. „Außerdem veranstalten wir regelmäßig Weiterbildungen für niedergelassene Kollegen.“

Alle Zeichen auf Grün

Der Zertifizierung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft als Wirbelsäulenzen­trum der Maximalversorgung steht nach monatelangen Vorbereitungen nichts mehr im Weg. „Wir werden alle Nachweise einholen und reichen in Kürze den vollständigen Antrag bei der DWG ein. Wir hoffen, dass die endgültige Entscheidung noch in diesem Jahr fällt. Dann beginnen wir Stück für Stück mit dem Ausbau unseres Wirbelsäulenzentrums“, so PD Dr. Liebscher abschließend. „Wir danken allen Kollegen, die an diesem komplexen und zeitaufwendigen Vorgang beteiligt waren. Das Zertifikat wird ein weiterer Schritt für das Klinikum St. Georg hin zu einer hoch spezialisierten Klinik mit überregionaler Wirkkraft.“

About the Author