Adipositas

Dezember 14, 2017
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Mit professioneller Hilfe gegen die Pfunde

Die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr. Über die Hälfte, insgesamt 53 Prozent, derDeutschen sind übergewichtig, 22 Prozent sogar krankhaft fettleibig – sprich: adipös. Das Adipositaszentrum des Klinikums St. Georg in Leipzig hilft Adipositaspatienten mit professioneller Anleitung beim Abnehmen.

Die häufigsten Folgeerkrankungen durch Übergewicht und Adipositas:

  • Bluthochdruck
  • Koronare Herzerkrankung
  • Typ-2-Diabetes
  • Schlafapnoe
  • Gelenkerkrankungen

 

„Das Hauptproblem für die besorgniserregende Gewichtszunahme in unserer Gesellschaft ist das bestehende Missverhältnis zwischen körperlicher Bewegung und ungesunder Ernährung“, weiß Professor Dr. Arved Weimann, Leiter des Adipositaszentrums am Klinikum St. Georg. Bereits seit 2007 werden an dem Leipziger Klinikum stark übergewichtige Menschen – zunächst ambulant – behandelt, 2012 wurde schließlich das Adipositaszentrum gegründet. Über 400 Patienten zwischen 18 und 70 Jahren wurden seither hier behandelt. Ziel des Programms ist die dauerhafte Gewichtsabnahme durch eine Veränderung des Essverhaltens.

Aktuell nehmen 90 Patienten an dem einjährigen Gewichtsreduktionsprogramm teil. Dies beinhaltet Verhaltens-, Ernährungs- und Sporttherapie in Gruppen von bis zu acht Patienten. Zuvor werden die Teilnehmer für circa zwei Wochen stationär aufgenommen, in dieser Zeit werden sie eingehend untersucht, um eventuelle Vorerkrankungen zu diagnostizieren. Außerdem wird ihnen – nach eingehender Prüfung – ein Magenballon eingesetzt, der die ersten Monate des Programms für die Betroffenen erleichtern soll und der nach circa sechs Monaten wieder entfernt wird.

„Unser primäres Ziel besteht darin, möglichst ohne Operation eine anhaltende Gewichtsabnahme zu erreichen. Denn neben den Risiken der Operation müssen in der Folge lebenslang Medikamente eingenommen werden. Auch ist die Gefahr, an einer Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken, gerade bei Frauen deutlich erhöht. Unser Programm ist ganztätig, interdisziplinär und sektorenübergreifend. Um in das Programm aufgenommen zu werden, müssen die Patienten mindestens einen Body-Mass-Index von 35kg/qm haben. Im Durchschnitt liegt dieser bei unseren Patienten jedoch bei 48. Zum Vergleich: Ein Normalgewichtiger hat einen BMI zwischen 20 und 25“, erklärt der Zentrumsleiter, Professor Weimann.

Neben dem abwechslungsreichen Tagesprogramm basiert die Behandlung in den ersten Monaten auf einer sogenannten Formula-Diät, einer niedrigkalorischen Kost, die über Flüssignahrung aufgenommen wird. „Das schwierigste für unsere Patienten ist, aus ihren alten Gewohnheiten und Ernährungsmustern auszubrechen. Mit dem Magenballon und der Formula-Diät in der Anfangszeit sollen sie diese ‚verlernen‘. Nach zwölf Wochen beginnt die Umstellungs- beziehungsweise Stabilisierungsphase, in der Schritt für Schritt auf eine kalorienreduzierte Mischkost umgestellt wird. In dieser Phase erlernen die Patienten ein neues Essverhalten – unter professioneller Anleitung unserer Ernährungstherapeutin“, erklärt Professor Weimann den Ablauf des Programmes. Innerhalb der Ernährungstherapie stehen beispielsweise auch Einkaufsschulungen auf dem Programm, ebenso die Zubereitung von gesunden Gerichten in der Lehrküche und die theoretische Grundlagenvermittlung.

Die psychologisch geführte Verhaltenstherapie nimmt innerhalb des Jahresprogrammes eine besondere Stellung ein, denn nur durch eine lebenslange konsequente Umstellung des Lebensstils kann eine dauerhafte Gewichtsreduktion erzielt werden. So sind besondere Ziele neben der Veränderung des Essverhaltens die Erhöhung der Frustrationstoleranz, die Förderung von Selbstachtsamkeit und Motivation.

Und das Programm hat Erfolg. Nach sechs Monaten verzeichnen ca. 70% der Teilnehmer erhebliche Gewichtsverluste. Nach zwölf Monaten ist eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von 28 Kilogramm zu verzeichnen – auch im internationalen Vergleich ein sehr gutes Ergebnis. Doch der Zentrumsleiter weiß, dass die große Schwierigkeit in der dauerhaften Gewichtsabnahme liegt: „Der kurzfristige Erfolg ist immer sehr beeindruckend. Wichtig ist jedoch, dass die Patienten ihr Gewicht auch nach dem Ende des einjährigen Programmes halten beziehungsweise nicht wieder so massiv zunehmen, dass sie auf ihr altes Gewichtsniveau kommen. Das fällt vielen schwer.“ Deswegen werden alle Patienten nach dem Ende des Programmes in eine fünfjährige Nachsorge aufgenommen.

 

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