Ein Kind mit Rheuma? Es klingt absurd, ist jedoch keine Seltenheit. Etwa 30.000 Kinder und Jugendliche leiden in Deutschland an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, Tendenz steigend. Jedoch herrscht hierzulande eine Unterversorgung an Kinder- und Jugendrheumatologen, nur wenige Kliniken verfügen über Fachbereiche und ausgebildete Experten auf diesem Gebiet.
Mit der Pädiatrischen Rheumatologie verfügt das Klinikum St. Georg in der Region Leipzig über die größte Einrichtung dieser Art. Der Chefarzt, Prof. Dr. med. habil. Michael Borte, kennt die Facetten der Rheumaerkrankung bei jungen Patienten.
„Bei Kindern unterscheiden wir verschiedene Verlaufsformen: Von der Monarthritis, der Entzündung eines Gelenks, bis zur Polyarthritis, bei der viele Gelenke betroffen sind.“ 150 Dauerpatienten behandelt er jährlich, hinzukommen rund 300 Überweisungsfälle. Zu seinen jüngsten Patienten gehört die dreijährige Jasmin. Bei ihr wurde im Dezember 2013 systemische juvenile idiopathische Arthritis festgestellt, eine seltene und schwer zu behandelnde Art der Rheumaerkrankung.
„Fast einen Monat war Jasmin im St. Georg, ursprünglich wegen eines Magen-Darm-Infekts, einer Mittelohrentzündung und einer Angina“, erinnert sich der Vater. Als sich ihr Zustand zusehends verschlechterte und sie auf kein Medikament ansprach, führten die Ärzte unzählige Tests durch. Zu Silvester dann die Diagnose: Rheuma. Seither erhält Jasmin neben täglichen Tabletten alle zwei Wochen eine intravenöse Behandlung. Die Chance, dass die Kleine vollständig geheilt wird, ist groß.
„Wir beobachten immer wieder, dass Jugendliche in der Pubertät die rheumatischen Symptome verlieren, im Gegensatz zu Erwachsenen, die meist ein Leben lang unter dieser Krankheit leiden“, erklärt der Experte. Zudem appelliert er an die Eltern, eventuelle Anzeichen für Rheuma nicht leichtfertig abzutun:
„Ein typisches Anzeichen bei kleineren Kindern ist, dass sie nicht mehr laufen wollen. Man sollte dies ernst nehmen, denn Rheuma ist leider weiter verbreitet, als viele denken.“