Ein Leben ohne Getreide

Juli 14, 2015
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Brötchen, Kuchen, Müsli, Nudeln, Schnitzel oder Bier – viele Lebensmittel enthalten Gluten. Für die Meisten spielt das keine Rolle, denn sie vertragen das Klebereiweiß, das in fast allen Getreidesorten steckt. Leiden Personen aber an Zöliakie, führt Gluten dazu, dass sich der Dünndarm entzündet.

„Für viele ist die Diagnose erstmal ein Schock, denn die Autoimmunerkrankung erfordert eine komplette Umstellung des Speiseplans“, erläutert Prof. Dr. Thomas Richter, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Wermsdorf. So waren auch Tina Hoffmann und ihr Mann zunächst bestürzt, als bei ihrem vierjährigen Sohn Zöliakie diagnostiziert wurde. „Noch im Krankenhaus empfahlen uns die Ärzte, die Ernährung von Konstantin sofort umzustellen. Er musste von heute auf morgen auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten“, erinnert sich die Mutter. „Das war nicht einfach, doch es gibt ein zwar nicht günstiges, aber umfangreiches Angebot in Supermärkten, Bioläden und im Internet. Auch einige Bäcker bieten glutenfreie Backwaren an.“

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Die Fortschritte, die Konstantin seitdem bezüglich Entwicklung und Wachstum macht, bestätigen die Familie. „Seine Verstopfungen haben sich gebessert und er isst viel besser und vor allem mehr“, freut sich Tina Hoffmann. „Die Erzieher im Kindergarten berichten uns, dass er viel offener ist und sich auch mal etwas zutraut.“ Außerdem schläft der Sohn jetzt besser. Vor der Umstellung wachte Konstantin alle zwei bis drei Nächte weinend auf und war nur schwer zu beruhigen.

Mehrere Studien belegen, dass Zöliakie wesentlich häufiger vorkommt als bisher angenommen. Das ist zum Beispiel in Finnland der Fall. „Für Deutschland fehlen bisher solche Angaben und diese Lücke wollten wir mit einer Studie schließen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Richter.

Zusammen mit seinen Studienmitarbeitern untersuchte er die Krankheitshäufigkeit bei Patienten, die in den Kinderkliniken des Klinikums St. Georg behandelt wurden. „Durch die Studie diagnostizierten wir bei mehr als 35 Patienten sozusagen nebenbei und für die Betroffenen und Eltern unvermutet eine Zöliakie“, betont Prof. Dr. Thomas Richter. „Das entspricht der extremen Häufigkeit von einem Zöliakiepatienten je 50 bis 100 untersuchte Kinder.“

Im Rahmen der Studie stellten die Mediziner ebenfalls fest, dass Zöliakie nicht nur die klassischen Symptome Durchfälle und Gedeihstörungen hervorruft. In sehr vielen Fällen leiden die Patienten unter ganz anderen Krankheitszeichen. So haben viele Betroffene sogar Verstopfung. Andere zeigen Hautunverträglichkeiten. Ein Patient mit ADHS benötigte unter glutenfreier Diät keine ADHS-Therapie mehr.

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