Spezialgebiet mit großer Bedeutung
In Deutschland sind schätzungsweise 20 Millionen Menschen von Veränderungen der Schilddrüse betroffen. Bei rund 100.000 Patienten pro Jahr ist eine Operation unumgänglich. Damit gehören diese Eingriffe zu den am dritthäufigsten durchgeführten Operationen bundesweit. Die Schilddrüse zählt wie auch die Nebenschilddrüse, die Bauchspeicheldrüse und die Nebennieren zu den hormonbildenden Organen – die Endokrine Chirurgie hat sich auf die Behandlung eben dieser endokrinen Organe spezialisiert.
Zu den am häufigsten auftretenden Erkrankungen zählt die Knotenbildung an der Schilddrüse. Wenn sich die Schilddrüse vergrößert, wird von einem Struma oder Kropf gesprochen. Meistens durch eine unzureichende Jodzufuhr über einen längeren Zeitraum ausgelöst, entwickelt sich dann ein Teil des Gewebes knotig um. Bis zu einer gewissen Größe verursacht der Kropf keinerlei Beschwerden, weshalb er in vielen Fällen erst spät diagnostiziert wird. Doch auch mit der Diagnose besteht noch kein Grund zur Panik, weiß Dr. Thanh-Phuong Nguyen, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Onkologische Chirurgie: „In den meisten Fällen handelt es sich bei dieser Knotenbildung um gutartige Knoten. Nur circa elf Prozent sind bösartig.“ Bei einer gutartigen Veränderung kann es je nach Befund zu einer Teilresektion oder einer kompletten Entfernung der Schilddrüse kommen. Bei bösartigen Tumoren muss das Organ inklusive der Lymphknoten komplett entfernt werden.
An dem Leipziger Klinikum St. Georg setzt man dabei auf neueste und schonende Operationsmethoden: „Hier operieren wir mit der sogenannten ABBA-Methode, kurz für Axillo Bilateral Breast Approach, einer minimalinvasiven Operationstechnik“, erklärt der Experte, der seit Juni 2016 als leitender Oberarzt im Klinikum tätig ist. Über einen kleinen Hautschnitt von circa einem Zentimeter, angelegt an der Achselhöhle und im Brustbereich, wird dabei endoskopisch mit Spezialinstrumenten die Resektion bis hin zur kompletten Lappenentfernung durchgeführt. „Da es keine sichtbaren Narben am Hals gibt, hat der Patient eine deutliche Verbesserung des ästhetischen Ergebnisses. Die Operation ermöglicht einen schmerzarmen Eingriff, wodurch der Betroffene früher mobilisiert, demnach frühzeitiger entlassen und in einem letzten Schritt schneller wieder in seinen Job eingegliedert werden kann“, ergänzt Dr. Nguyen. Zusätzlich arbeiten die Operateure am Klinikum St. Georg mit dem sogenannten Neuromonitoring-System, das dem Arzt dabei hilft, den Stimmbandnerv über die gesamte Operationszeit zu erkennen sowie zu überwachen und so eine Nervenverletzung zu vermeiden.
Ebenfalls ein Bestandteil der Endokrinen Chirurgie sind Behandlungen an den Nebennieren. Eine operative Entfernung der Nebennieren ist dann vonnöten, wenn durch gut- oder bösartige Tumore der Nebenniere zu viele oder aber zu wenig Hormone (z.B. Katecholamin und Cortisol, Aldosteron) produziert werden. „Patienten, die zum Beispiel an einer Überproduktion von Cortisol leiden, haben häufig ein typisches Aussehen: Sie haben ein großes, rundes Vollmondgesicht, Stammfettsucht am Körper – sprich: dünne Beine und Arme und einen dicken Rumpf – und Osteoporose“, erklärt Dr. Nguyen. Auch ein Tumor der Nebennierenrinde kann zu einer Aldosteron-Überproduktion führen, dieses Hormon ist für die Regulierung des Wasserhaushalts und des Blutdrucks verantwortlich. In der Operation werden die Tumore oder je nach Schweregrad die Nebennieren auch vollständig entfernt.
Als Experte auf seinem Gebiet hat sich Dr. Thanh-Phuong Nguyen zum Ziel gesetzt, die Abteilung Endokrine Chirurgie mit den gängigen Behandlungsmethoden als bundesweit anerkanntes Behandlungszentrum zu etablieren. Bereits jetzt nehmen Patienten für eine Behandlung in Leipzig Anreisezeiten von bis zu mehreren Stunden in Kauf.
In den meisten Fällen handelt es sich bei der Knotenbildung um gutartige Knoten.
Nur circa 11% sind bösartig.