Endometriose – Gewebeinseln im Unterleib

März 07, 2016
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Schmerzen vor und während der Periode sind für viele Frauen nichts Ungewöhnliches.

Treten jedoch extreme, krampfartige Beschwerden im Unterleib auf, kann die Krankheit Endometriose dahinter stecken. Schätzungsweise leidet jede zehnte Frau im fortpflanzungsfähigen Alter darunter.

Bei der gutartigen Erkrankung siedelt sich Gebärmutterschleimhaut vorwiegend im unteren Bauch- und Beckenraum wie beispielsweise im Darm, an der Blase oder in den Eierstöcken an. Die Endometrioseherde reagieren auf die hormonellen Veränderungen des weiblichen Menstruationszyklus. Sie werden wie die Schleimhaut der Gebärmutter erst auf- und schließlich wieder abgebaut.
Fotolia_99233286_Subscription_Monthly_XXLDabei sind Größe der Wucherung, Ausbreitungsort und Intensität der Beschwerden von Frau zu Frau verschieden. Während manche Betroffene beispielsweise symptomlos sind, kommt es bei anderen zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder Wasserlassen. Sammeln sich die Herde in den Eierstöcken an, kann das zur Unfruchtbarkeit führen. Die genauen Ursachen der Krankheit sind bisher noch unklar. Aufgrund der unterschiedlichen Erscheinungsformen und Symptome dauert es oft Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Nicht selten bleibt die Endometriose auch unentdeckt.

Erste Hinweise auf die Krankheit können sich im Arztgespräch, bei der frauenärztlichen oder Ultraschall-Untersuchung sowie durch eine Kernspin- oder Computertomografie (MRT und CT) ergeben. „Ein sichere Diagnose ist allerdings meistens erst durch eine Bauchspiegelung und die anschließende Untersuchung des entnommenen Gewebes möglich“, erläutert Prof. Dr. Uwe Köhler, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum St. Georg. Mit einem sogenannten Laparoskop werfen die Ärzte dabei einen Blick in die Bauchhöhle und entdecken so die Endometrioseherde. „Im Idealfall können wir dann auch gleich das Gewebe vollständig oder zumindest zum Teil entfernen“, ergänzt Prof. Dr. Uwe Köhler.

Pro Jahr führen die erfahrenen Gynäkologen im St. Georg etwa 20 Operationen zur Entfernung der Herde durch. Um weitere Blutungen und damit die Bildung neuer Wucherungen zu verhindern, sollte die Patientin nach dem Eingriff ein Hormonpräparat einnehmen. „In einigen Fällen helfen die Medikamente, um Schmerzen einzudämmen, sodass keine Operation notwendig ist“, so der Chefarzt. Erfolgt allerdings keine Behandlung, breiten sich die Herde immer weiter aus. Selbst nach den Wechseljahren kann die hormonabhängige Krankheit weiter auftreten, dann jedoch meistens in abgeschwächter Intensität.

Austausch mit anderen Betroffenen

Leiden Frauen lange unter Endometriose, bleiben seelische und soziale Folgen oft nicht aus. „Durch die ständigen Arztbesuche und -wechsel, bis die Diagnose endlich gestellt ist, fühlen sich viele Betroffene nicht ernst genommen. Psychische Störungen wie Depressionen oder Probleme in der Ehe oder mit dem Arbeitgeber schränken die Lebensqualität erheblich ein“, betont Liane Döring vom Netzwerk Endometriose. „Selbsthilfegruppen versuchen, einen vertrauten Raum zu bieten, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Sie wollen aufklären, informieren und sensibilisieren. Als Experten in eigener Sache suchen sie den Dialog.“ Anliegen ist die Vernetzung der Endometriose-Selbsthilfe in Deutschland sowie die Unterstützung bei Aufbau und Organisation regionaler Selbsthilfegruppen. In Vorträgen, an Informationsständen und im Erfahrungsaustausch wird die weit verbreitete Erkrankung umfassend erörtert und diskutiert. Ziel ist es, Informationen bereit zu stellen sowie die Lebensqualität von Betroffenen und deren Familien zu verbessern.

Wer sich gern mit anderen austauschen möchte, hat beispielsweise bei der Endometriose-Selbsthilfegruppe Leipzig Gelegenheit dazu. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich die Frauen um 18 Uhr in der Bahnhofsmission Leipzig, Willy-Brandt-Platz 2a, 04109 Leipzig.

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