Ernährungsexperten im Interview

Dezember 14, 2017
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Gesunde Ernährung – So geht’s richtig!

Nichts hat einen so großen Einfluss auf unsere Gesundheit wie unsere Ernährung. Fehl- oder Mangelernährung haben sowohl für das physische als auch für das psychische Wohlbefinden fatale Folgen, die Funktionsfähigkeit des gesamten Organismus wird gestört. Um so wichtiger ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Doch was heißt das genau? Der Chirurg und Ernährungsmediziner Professor Dr. Arved Weimann und die Ernährungstherapeutin Jana Hösel erklären im Interview, worauf man achten sollte.

Ganz allgemein, wie sieht eine gesunde und ausgewogene Ernährung aus?

Prof. Dr. Weimann: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, hat zehn Regeln für eine vollwertige Ernährung formuliert (nachzulesen im Artikel „Das Einmaleins der gesunden Ernährung“). Diese sollten im besten Fall immer beachtet werden.

Was sind heutzutage die größten Ernährungsfehler?

Jana Hösel: Das Hauptproblem ist, dass die Menschen sich zu wenig Zeit für ihre Ernährung nehmen. Das fängt beim Einkaufen an, geht über das Zubereiten der Mahlzeiten bis hin zum Verzehr. Gerade im Arbeitsalltag finden regelmäßige Mahlzeiten nicht mehr statt, stattdessen isst man nebenbei oder auf die Schnelle außer Haus. Hinzu kommt, dass die Portionen meist viel zu groß sind. Das zweite Problem ist, dass kaum noch frische Gerichte zubereitet werden, stattdessen greifen viele zu Fast Food oder Fertigprodukten.

Prof. Dr. Weimann: Es kommen viele verschiedene Faktoren zusammen. Viele haben verlernt, natürliche Sättigungsgrenzen zu erkennen. Zudem nehmen die meisten Menschen viel zu viel Kalorien – gemessen am Grad der Bewegung – zu sich.

Welche Folgen hat eine unausgewogene, ungesunde Ernährung – abgesehen vom Übergewicht – für unsere Gesundheit?

Prof. Dr. Weimann: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle steigt. Aber auch Krankheiten wie zu hoher Blutdruck, Diabetes, Gicht und Schlafapnoe sind auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen.

Jana Hösel: Hinzu kommen andere Erkrankungen wie Osteoporose, Karies oder Magen- und Darmerkrankungen. Das Problem ist, dass diese schleichend voranschreiten und meist erst im Alter spürbar werden. Aber auch das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen nimmt zu, denn viele Lebensmittel haben eine vorbeugende Wirkung.

Die Deutschen lieben Fleisch. Doch wie viel Fleisch ist gesund und wie viel braucht der Mensch?

Prof. Dr. Weimann: Auch hier macht es die Mischung. Laut DGE sind bis zu zwei Fisch- und bis zu zwei Fleischportionen pro Woche genehm. Wichtig ist, dass sich der Verzehr von rotem und weißem Fleisch die Waage hält. Als rotes Fleisch bezeichnet man Fleisch vom Rind, Schwein, Kalb oder Lamm. Weißes Fleisch stammt vom Geflügel.

Jana Hösel: Statt großer Fleischportionen bieten sich vegetarische Rezepte und auch Gerichte mit wenig Fleisch an, beispielsweise Eintöpfe. Übrigens: Hülsenfrüchte sind ein großer Eiweißlieferant und damit ein prima Fleischersatz.

Das Überangebot an Lebensmitteln in Supermärkten macht es zusätzlich schwer, die richtigen Produkte auszuwählen. Worauf sollten Verbraucher beim Einkauf achten?

Prof. Dr. Weimann: Prinzipiell wird es dem Verbraucher nicht gerade leicht gemacht. Deswegen werden immer wieder Forderungen von Verbraucherschützern laut, einfache Ampelsysteme zur Kennzeichnung von Lebensmitteln einzuführen. Bis es soweit ist, hilft diese Faustregel: Frische Produkte sollten immer bevorzugt werden. Grundsätzlich ist auch ein hoher Nährwert wichtig.

Jana Hösel: Dem kann ich mich nur anschließen. Das wichtigste beim Einkauf ist in meinen Augen ein Einkaufszettel, damit man auch tatsächlich nur das kauft, was man wirklich braucht. Denn auch ein Überangebot zu Hause verleitet zum Naschen. Neben den unverarbeiteten, naturbelassenen Lebensmitteln ist es auch wichtig, saisonale und regionale Produkte zu kaufen, die nicht aus Übersee importiert werden. Das kommt auch der Umwelt zugute.

Sollte die „Gesunde Ernährung“ auch in Bildungseinrichtungen noch stärker forciert werden?

Jana Hösel: Auf jeden Fall. Ich bin für eine frühkindliche Ernährungsberatung spätestens ab dem Kindergartenalter oder eine Art Gesundheitsfach an Schulen, in dessen Rahmen neben der Vorbeugung von Suchterkrankungen, Hygiene und Stressabbau auch über gesunde Ernährung sowie eine gesunde Lebensweise gesprochen wird. Es gibt natürlich bereits viele Projekte und Bestrebungen in diese Richtung, aber ich persönlich glaube, da könnte noch mehr passieren.

 

 

 

Als Faustregel gilt: Frische Produkte sollten immer bevorzugt werden. Grundsätzlich ist auch ein hoher Nährwert wichtig.

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