Moderne Verfahren im Kampf gegen den Krebs
Die moderne Onkologie stützt sich weiterhin auf die drei Therapiesäulen Chirurgie, Bestrahlung und medikamentöse Therapie. Neuartige Arzneimittel können neben der klassischen Chemotherapie den Heilungsprozess entscheidend unterstützen.
Auf der Jahrestagung der Amerikanischen Onkologiegesellschaft (ASCO) in Chicago, dem weltweit größten Onkologie-Kongress, diskutierten Mediziner Anfang Juni die neuesten Erkenntnisse. „Aktuelle Forschungen konzentrieren sich vor allem auf die Krebs-Immuntherapie, also die Unterstützung des Immunsystems und die Hemmung jener Mechanismen, mit denen Tumore die körpereigene Abwehrreaktion gezielt ausbremsen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung sogenannter zielgerichteter Arzneimittel, die spezifisch das Erbgut bösartiger Zellen angreifen und das Tumorwachstum so hemmen“, berichtet Dr. Christoph Schimmelpfennig, Sprecher des Cooperativen Onkologischen Centrums (COC) und leitender Oberarzt der Onkologie im Klinikum St. Georg. Gemeinsam mit weiteren Kollegen des Klinikums nahm er an dem Kongress teil.
Gezielter Einsatz hochwirksamer Medikamente
Insbesondere in den letzten Jahren gelangen Wissenschaftlern große Fortschritte in der Weiterentwicklung effektiver Präparate. Die neuen Wirkmechanismen bekämpfen den Krebs auf ganz verschiedenen Ebenen: Tyrosinkinase-Inhibitoren wirken gezielt auf das Gengut des Tumors, sodass sich dieser nicht weiter vergrößern kann und sich im Idealfall sogar verkleinert. Vor allem bei der chronischen myeloischen Leukämie, bei der sich die erkrankten Zellen im Knochenmark ungebremst vermehren, führt diese Therapiemethode fast immer zum Erfolg.
Einen anderen Ansatzpunkt bieten spezifische Antikörper, die auf bestimmte Oberflächenstrukturen der bösartigen Zellen einwirken und so das Wachstum der Tumore hemmen. Zum Teil verschwindet der Krebs dadurch komplett. Besonders bei Patienten mit bösartigen Lymphknotenerkrankungen, Lungen- oder Dickdarmkarzinomen wird diese Methode angewandt. Ein weiterer Angriffspunkt der Mediziner ist es, die körpereigene Abwehr des Patienten durch sogenannte Immunmodulatoren so zu verändern, dass sich insbesondere bösartige Erkrankungen des Blutsystems zurückbilden. Sogenannte Checkpoint-Inhibitoren stärken die Immunantwort des Körpers an den Stellen des Immunsystems, die zuvor gezielt durch den Krebs geschwächt wurden. Die größten Erfolge werden mit dieser Therapie derzeit für den schwarzen Hautkrebs (Malignes Melanom) verzeichnet.
Das Rückgrat der medikamentösen Krebstherapie bildet nach wie vor die klassische Chemotherapie, die unspezifisch den Zellstoffwechsel des Tumors hemmt. Doch auch in diesem Bereich hat sich die Therapie weiterentwickelt. So ist es möglich, einige Nebenwirkungen der Chemotherapie wie etwa Übelkeit und Erbrechen fast immer zu verhindern.
Fachübergreifende Zusammenarbeit
„Damit eine Behandlung erfolgreich ist, müssen wir die unterschiedlichen Waffen gegen den Tumor optimal kombinieren“, sagt Dr. Schimmelpfennig. In interdisziplinären Tumorkonferenzen beraten Onkologen, Organspezialisten, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen über jeden einzelnen Fall und entscheiden gemeinsam, welche Maßnahmen sinnvoll sind. „Es ist wichtig, dass Experten aller relevanten Fachbereiche eng zusammenarbeiten. Welche Tumorbehandlung ein Patient bekommt, darf nicht davon abhängen, an welchen medizinischen Fachbereich er gerade gerät“, erklärt der Oberarzt.