Geriatrische Tagesklinik – Die ganzheitliche Behandlung

September 14, 2018
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In der Vergangenheit war die Altersmedizin vor allem darauf ausgerichtet, was ein Mensch nicht mehr kann. Inzwischen wird eher geschaut, was er noch kann. Um ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter zu ermöglichen, werden vorhandene Kompetenzen nutzbar gemacht. Diesen Ansatz verfolgen auch die geriatrischen Tageskliniken des Klinikums St. Georg an den Standorten Eutritzsch und Grünau: Probleme werden hier individuell ausgelotet, Ressourcen gestärkt und ausgeweitet. Ziel ist es, die Senioren wieder fi t für den Alltag zu machen – aber auch, ihre Lebensfreude zu erhalten.

Behandelt werden Patienten ab einem Alter von 70 Jahren, in Einzelfällen auch ab 60 Jahren. Entscheidend ist, dass Mehrfacherkrankungen bei einem Patienten vorliegen, die in der Fachsprache als multimorbide bezeichnet werden. Sie treten mit zunehmendem Alter vermehrt auf und bilden deshalb einen Schwerpunkt in der Geriatrie. „Bei gleichzeitig auftretenden chronischen Erkrankungen handelt es sich hauptsächlich um Schmerzsyndrome und Gangstörungen, die zusätzlich beispielsweise von Lungenoder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Diabetes, Nierenfunktionsstörungen oder einer Depression begleitet werden können“, führt Dr. Frank Mickley, Chefarzt der Klinik für Akutgeriatrie mit geriatrischer Tagesklinik, aus. „Deshalb müssen wir interdisziplinär zusammenarbeiten, das heißt, wir holen viele Fachärzte an einen Tisch. Wir nutzen hier die Möglichkeiten unseres Großklinikums.“

Die dreiwöchige Komplextherapie erfolgt teilstationär, das heißt, die Patienten verbringen die Nächte und Wochenenden zuhause. Ein Fahrdienst holt sie morgens ab und bringt sie nachmittags wieder zurück. „Voraussetzung ist ein gewisses Maß an Selbstständigkeit: Die Patienten müssen trotz motorischer beziehungsweise geistiger Einschränkung in der Lage sein, sich zuhause zurecht zu fi nden und den Weg von der Wohnungstür zum Fahrzeug und zurück zu bewältigen“, betont Dr. Mickley. „Die Stationsschwester nimmt die Patienten morgens in Empfang. Sie erkundigt sich nach ihrem Wohlbefi nden, misst den Blutdruck und den Puls. Dann beginnt die Behandlung, die einem individuell erarbeiteten Therapieplan folgt. Dieser wird von der Stationsärztin überwacht, es fi ndet täglich eine Visite statt. Er beinhaltet Physiotherapie, Ergotherapie und psychologische Betreuung – bei Bedarf auch logopädische Behandlung. Zwischendurch wird gemeinsam zu Mittag gegessen und jeden Mittwoch sogar zusammen gekocht und gebacken – mindestens ein Drei-Gänge-Menü. Dann gibt es eine Mittagspause, in der sich jeder ein bisschen zurückziehen kann und nachmittags gehen die Therapien weiter – vorzugsweise einzeln, teilweise aber auch in der Gruppe.“

Überprüft wird auch, ob Anpassungen bei Pfl egebedarf, Hilfsmitteln oder Medikamenten vorgenommen werden müssen: Ältere Menschen nehmen häufi g viele Medikamente gleichzeitig ein, die ungünstige Wechselwirkungen entfalten können. „Wir schnüren ein Gesamtpaket, das in dieser Kompaktheit ambulant kaum möglich ist“, erklärt Dr. Mickley. Auch bei den Behandlungen selbst wird über den Tellerrand hinausgeschaut: So arbeitet die Tagesklinik beispielsweise eng mit dem Schmerzzentrum und dem Zentrum für Komplementärmedizin zusammen, wo Traditionelle Chinesische Medizin in Form von Akupunktur, Qi Gong oder Blutegeltherapie Anwendung fi ndet. „Wichtig sind aber nicht nur medizinische, sondern auch soziale Aspekte. Viele Patienten leben in der geriatrischen Tagesklinik regelrecht auf, weil sie zuhause sozial isoliert sind“, weiß Dr. Mickley. Bei der Ergotherapie gehen feinmotorische und psychologische Aspekte Hand in Hand: Korbfl echten und Seidenmalerei fördern neben der Fingerfertigkeit auch das Selbstbewusstsein. „Es ist erstaunlich, wie fi t einige Senioren auch im hohen Alter wieder werden können – wenn sie wollen“, ergänzt Stationsärztin Dr. Maria Preibisch.

Der Weg in die Geriatrische Tagesklinik

Die Aufnahme ist unkompliziert und zeitnah möglich. Eine Antragstellung bei der Krankenkasse ist nicht notwendig. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen, es ist lediglich die übliche Tagespauschale von 10 Euro für eine Krankenhausbehandlung zu entrichten, bei Zuzahlungsbefreiung entstehen keinerlei Kosten. Wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt, er kann mit der Tagesklinik einen Termin vereinbaren. Vom Hausarzt erhalten Sie:

  • den Termin
  • einen Krankenhauseinweisungsschein
  • alle notwendigen vorausgegangenen Befunde
  • Ihren Medikamentenplan

 

Wichtig ist, dass Ihr Allgemeinzustand stabil ist, Sie also keine vollstationäre Therapie benötigen. Sie sollten sich alleine – beziehungsweise mit Hilfe von Angehörigen oder einem sozialen Dienst – zuhause versorgen können.

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