Hilfe für suchtbelastete Familien

März 07, 2016
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Bei suchtkranken Eltern nimmt der Drogenkonsum einen hohen Stellenwert im Alltag ein.

Deren Kindern fehlt dadurch oft die nötige Aufmerksamkeit und Fürsorge. Dennoch sind süchtige Eltern nicht automatisch erziehungsunfähig. Ihnen sollte weder die Erziehungsfähigkeit generell abgesprochen werden, noch darf die Sucht bagatellisiert werden.

Der Fachbereich Familienhilfe im Leipziger Zentrum für Drogenhilfe bietet suchtbelasteten Müttern und Vätern sowie deren Kindern wertvolle Hilfe bei der Bewältigung des Alltags. „Die Kinder aus der Familie rauszunehmen, ist nur der letzte Ausweg. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Eltern einen Weg aus der Sucht zu finden, so dass sie wieder in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern“, erklärt Markus Thörmer, Leiter des Fachbereichs. Gemeinsam mit seinen Kollegen unterstützt der Sozialpädagoge derzeit rund 35 Familien.Fotolia_93589613_Subscription_Monthly_XXL

„Bei den von uns betreuten Familien liegt das Hauptproblem bei illegalen Drogen wie Crystal Meth, Heroin oder Cannabis. Häufig werden auch mehrere Substanzen gleichzeitig konsumiert. In vielen Fällen liegt zudem noch eine psychische Störung vor“, sagt der 38-Jährige, der seit 2009 in diesem B ereich tätig ist. Für die Kinder stellt diese Situation eine enorme Belastung dar. Nicht selten sind sie in ihrer Entwicklung gehemmt, zeigen Verhaltensauffälligkeiten und haben Schwierigkeiten, soziale Bindungen aufzubauen.

In täglichen Vorortbesuchen gibt Markus Thörmer Hilfe zur Selbsthilfe. Er unterstützt bei Ämtergängen, vermittelt bei erzieherischen Problemen und stellt Regeln und Ziele für den Alltag auf. Neben der Suchtbekämpfung müssen die Eltern lernen, ihre Pflichten wieder wahrzunehmen und ein neues Vertrauensverhältnis zu ihren Kindern aufzubauen. Dazu gehören gemeinsame Aktivitäten, regelmäßige Gespräche und ein geordneter Tagesablauf. „Dafür geben wir Anregungen und Hilfestellungen. Umsetzen müssen es die Eltern jedoch selbst. Es wäre ein großer Fehler, sie komplett von ihren Aufgaben zu entbinden“, weiß Markus Thörmer.

Die Rückkehr in ein normales Leben ist ein Prozess, der Jahre dauern kann, aber nicht aussichtslos ist. „Wenn die Eltern einsichtig sind und gut mitarbeiten, können wir uns nach rund ein bis anderthalb Jahren zurückziehen. Die Erfolgsquote liegt bei rund 25 Prozent“, schätzt der Experte. Um dieses Ziel erreichen zu können, erfordert es ein hohes Maß an Professionalität und Abstand. Bei manchmal täglichen Kontakten ist es für die Mitarbeiter der Familienhilfe nicht immer leicht zu beurteilen, ob eine Situation noch tragbar ist oder nicht. „Deshalb arbeiten wir nur im Screenshot 2016-03-07 15.50.01Team“, erklärt Markus Thörmer. „Niemand betreut eine Familie alleine, denn eine zweite Einschätzung der Lage ist im Umgang mit einem Risikoklientel äußerst wichtig.“ Es gibt jedoch auch Grenzen bei der Betreuung. Die Mitarbeiter begleiten keinen Dauerkonsum, auch muss die Hilfe gewünscht und angenommen werden. Wichtige Regeln bei Markus Thörmer sind regelmäßige Urinkontrollen und permanente Erreichbarkeit.

Neben der ambulanten Hilfe können betroffene Familien auch Angebote direkt vor Ort in den Räumen der Familienhilfe in Leipzig-Altlindenau in Anspruch nehmen. Das Projekt „Trampolin“ unterstützt Kinder mit Spiel- und Gesprächstherapien. Suchtbelastete Eltern können den MUT!-Kurs wahrnehmen. Das Ziel ist es, die Erziehungskompetenz zu stärken und sich mit den direkten und indirekten Einflüssen der Suchterkrankung auf die Kinder auseinanderzusetzen. Dieses Angebot soll ihnen helfen, Zuversicht und Selbstvertrauen zu erlangen, um ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen zu können.

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