Kinderkrankheiten 4.0

Oktober 01, 2017
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So schädlich sind Smartphone und Co.

„Schau nicht so viel Fernsehen, sonst bekommst du viereckige Augen! “ – viele Eltern werden diese Warnung noch aus eigenen Kindertagen kennen. Im heutigen digitalen Zeitalter steht die große Flimmerkiste jedoch längst nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit. Smartphones und Tablets haben sich dazugesellt und sind zum Dauerbegleiter im Alltag geworden – mit fatalen Folgen, gerade für junge Nutzer.

Wie aktuelle Medienstudien 2017 belegen, schaden Smartphone und Co. Kindern und Jugendlichen. Die übermäßige Nutzung schon im jungen Kindesalter kann zu Entwicklungs- und Sprachverzögerungen führen, auch Unkonzentriertheit und Hyperaktivität gehören zu den Folgen. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 5.573 Kinder und Jugendliche über einen Zeitraum von sechs Monaten untersucht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Säuglinge, deren Mütter tagsüber während der Betreuung digitale Medien nutzten, litten beispielsweise unter Fütterungs- und Einschlafstörungen. Bei den Zwei- bis Fünfjährigen wurden signifikante Störungen in der Sprachentwicklung festgestellt, sofern sie täglich in Kontakt mit digitalen Bildschirm-

medien kamen – laut Studie nutzen immerhin 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter täglich eine halbe Stunde das Smartphone ihrer Eltern. Viele dieser Kinder lernen nicht, sich ohne digitale Medien alleine zu beschäftigen. Bei den 8- bis 13-jährigen Probanden kamen neben Un-

konzentriertheit und Hyperaktivität außerdem Gewichtsprobleme hinzu, denn mit der täglichen Nutzung digitaler Medien geht auch ein erhöhter Genuss von Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken einher. Zudem gaben die Jugendlichen an, ihre Internetnutzung selbst nicht kontrollieren zu können. Hier sind also die Eltern gefragt, die Mediennutzung auf ein sinnvolles Maß einzuschränken.

Dabei gilt: Kleinkinder bis drei Jahre sollten überhaupt keine Filme, Videos oder ähnliches auf Bildschirmmedien schauen. Bei Drei- bis Sechsjährigen sollte der Bildschirm nicht länger als 30 Minuten am Tag an sein und Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sollten maximal eine Stunde täglich digitale Bildschirmmedien nutzen. „Erwachsene fungieren hier natürlich auch als Vorbild. Sie selbst sollten während der gemeinsamen Familienzeit ebenfalls auf die Nutzung von Smartphone, Tablet und Co. verzichten“, betont Dr. Peter Grampp, Ärztlicher Leiter am Fachkrankenhaus Hubertusburg in Wermsdorf. Doch der Experte weiß, dass genau da manchmal das Problem liegt: denn nicht nur Kinder und Jugendliche sind gefährdet, auch viele Erwachsene leiden inzwischen unter einer sogenannten digitalen Mediensucht.

In seiner Sprechstunde behandelt Grampp unter anderem Patienten, die sich ein Leben ohne Smartphone und Co. nicht mehr vorstellen können.

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