Kleines Tierchen, Kein Pläsierchen

Bildschirmfoto 2016-10-04 um 14.56.31
Die Zecke hat wieder Hochsaison und ist in Wiesen und Wäldern aktiv. Stechen die winzigen Blutsauger zu, können sie Erreger mit ihrem Speichel weitergeben und eine virale Entzündung des Gehirns (FSME = Frühsommer-Meningo-Enzephalitis) oder eine durch Bakterien hervorgerufene Borreliose verursachen. Oft sind die Stiche nicht gefährlich, denn auch wenn eine Zecke infiziert ist, heißt das nicht unbedingt, dass sie die Krankheiten überträgt.

Menschen, die in FSME-Risikogebieten leben oder Urlaub machen, schützen sich am besten durch eine Impfung. Zu den Risikogebieten in Deutschland zählen Baden- Württemberg, Bayern, das südöstliche Thüringen sowie ein kleiner Teil von Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Gegen Borreliose, die häufiger auftritt als FSME und in ganz Deutschland vorkommen kann, gibt es keine Impfung. Bis die Borreliose-Erreger von der Zecke auf den Menschen übergehen, dauert esmindestens zwölf Stunden. Ratsam ist es daher, sich nach dem Durchstreifen von Wiesen, Gräsern und Büschen gründlich abzusuchen und, falls sich eine Zecke festgesaugt hat, diese schnell zu entfernen. So hat die Borreliose keine Chance.
Wer gern in der Natur unterwegs ist, sollte am besten feste Schuhe und körperbedeckende Kleidung tragen. Auf heller Kleidung sind die kleinen schwarz-braunen Tierchen zudem leichter zu erkennen. Spezielle insektenabweisende Mittel, die man auf Kleidung und Haut sprüht, erhöhen den Schutz. Von einem Zeckenstich sollte man sich nicht verrückt machen lassen. Wichtig ist, erst einmal Ruhe zu bewahren und den Gemeinen Holzbock mit viel Fingerspitzengefühl zu entfernen. „Gern wird die Zecke herausgedreht, doch die Tierchen schrauben sich nicht in die Haut, sondern verankern sich mit ihren Widerhaken am Stachel. Beim Herausdrehen bleiben daher eventuell Teile in der Haut stecken“, erklärt Professor Dr. med. Bernhard R. Ruf, geschäftsführender Chefarzt der Klinik für Infektiologie, Tropenmedizin, Nephrologie und Rheumatologie am Klinikum St. Georg gGmbH. In das abgetrennte vordere Stück können zwar keine Borrelien oder FSME-Viren mehr gelangen, aber durch die Verunreinigung kann sich die Haut entzünden. Steckt noch ein Teil der Zecke fest, ist der nächste Weg der zum Hausarzt.

fotolia_65974397Die Zecke sollte so schnell wie möglich entfernt werden. Am besten lassen sich Zecken mit speziellen Zeckenpinzetten, -zangen oder Zeckenkarten entfernen. Stehen solche Hilfsmittel nicht zur Verfügung, sollte die Zecke mit den Fingernägeln entfernt werden. Bei allen Utensilien, die in der Apotheke erhältlich sind, gilt: kräftig und ohne Unterbrechung, aber trotzdem vorsichtig ziehen. Dabei das Tier möglichst nah an der Haut packen, damit es nicht zerreißt. Danach die Stichstelle desinfizieren. Geeignete Desinfektionsmittel gibt es in der Apotheke und sie sollten ohnehin griffbereit in der Hausapotheke stehen.

Nicht immer löst eine Infektion mit dem Borreliose-Erreger Symptome oder den Ausbruch der Krankheit aus. „Treten nach einem Zeckenbiss jedoch grippeähnliche Beschwerden wie etwa Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen oder die sogenannte Wanderröte oder geschwollene Gelenke und Lymphknoten auf, ist es wichtig, zum Arzt zu gehen“, bbetont Professor Ruf. ergänzen. Äußert dieser einen begründeten Verdacht, verschreibt er ein Antibiotikum. Die Wanderröte ist ein sehr typisches Symptom und tritt meist im Bereich des Zeckenstichs auf. Im Verlauf der Infektion kann die Röte wandern und größer, kleiner, dunkler oder heller werden.

Auch das FSME-Virus führt nicht immer zu Symptomen. Im Gegenteil, viele Betroffene spüren gar nichts von der Infektion. Einige leiden zunächst unter grippeähnlichen Beschwerden. Nach einer Phase der Besserung bekommen sie einige Tage später erneut Fieber, dann oft mit hohen Temperaturen. Hirnhäute und Gehirn können sich entzünden. In manchen Fällen ist auch das Rückenmark betroffen. Je nach Schwere der Krankheit kommt es zu starken Kopf- und Nackenschmerzen, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen oder Lähmungen. Bei der Mehrzahl der Patienten heilt die Krankheit wieder vollständig aus. Ist das zentrale Nervensystem betroffen, können Schäden zurückbleiben. Ein Prozent aller Fälle enden tödlich. Vor allem ältere Menschen über 50 Jahre, und darunter insbesondere die Männer, sind von schweren Verläufen bedroht.