Plastische Chirurgie – Dr. Dragu im Interview

Januar 07, 2015
Off

Dr. Dragu, für wen kommt eine Körperformung infrage?

Die Mehrheit unserer Patienten, bei denen wir eine Straffung durchgeführt haben, hatte vorher fast 100 Kilogramm abgenommen. Jedoch ist die Anzahl der verlorenen Kilos nicht entscheidend. Frauen oder Männer können auch unter einer Fettschürze leiden, wenn sie weniger Gewicht verloren haben. Ein anderes Beispiel ist eine Mutter, die nach zwei Schwangerschaften ein hängendes Bäuchlein hat und dieses gern wieder straffen möchte.

In den meisten Fällen sind es aber jene Patienten, die bereits in einem Adipositaszentrum in Behandlung sind, eine Diät unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt haben oder eine Operation mit dem Ziel der Gewichtsreduktion – zum Beispiel Magenband, -schlauch oder -bypass – erhalten haben.


Screenshot 2015-01-07 09.24.38

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Das hängt von den Gründen für den plastischen Eingriff ab. Wir untersuchen alle Patienten im Vorfeld und erstellen ein individuelles Gutachten inklusive Fotos. Ist der Eingriff medizinisch indiziert, trägt die Krankenkasse die Kosten. Eine Körperstraffung aus ästhetischen oder psychologischen Gesichtspunkten müssen die Patienten dagegen vollständig selbst bezahlen.

Wann ist eine Körperformung medizinisch notwendig?
Ist der Betroffene funktionell eingeschränkt, ist eine Körperstraffung medizinisch begründet. Hat zum Beispiel ein Busfahrer eine Fettschürze bis zu den Knien und kann deshalb nicht mehr seinen Beruf ausüben, dann besteht Handlungsbedarf. Auch wenn sich Feuchtigkeit in der Hautfalte bildet, vermehrt Pilzinfektionen auftreten oder sich die Leidtragenden nicht mehr problemlos bewegen können, ist der Eingriff aus medizinischer Sicht erforderlich.

Wie lange muss das Gewicht stabil sein, bevor sich eine plastische Operation lohnt?

 

Da bin ich sehr streng – genauso wie die Richtlinien. Mindestens sechs Monate sollte der Patient sein ZielgScreenshot 2015-01-07 09.25.20ewicht gehalten haben. Vorher erstelle ich kein Empfehlungsschreiben für die Krankenkasse. Denn wenn man nach einer plastischen Operation zu- oder abnimmt, ist das gesamte Ergebnis wieder hinfällig.

Welche Kompetenzen hat die Klinik für Plastische und Handchirurgie im Klinikum St. Georg?

Unser Ärzteteam verfügt über ein großes Know-how bei Körperstraffungen nach Gewichtsreduktion speziell in den Körperregionen Brust – sowohl bei Frauen als auch bei Männern –, Bauch, Oberarm, Oberschenkel und beim zirkulären Bodylift. Das heißt, während einer einzigen Operation wird die Haut an Bauch, Rücken und den Seiten gestrafft. Die Körperformung zählt zu den Hochrisiko-Operationen mit sehr hohen Komplikationsraten und gehört deshalb unbedingt in Expertenhände. Zu der großen Wundfläche und den beträchtlichen Nachblutungen kommt auch noch eine erschwerte Wundheilung hinzu, weil die Haut nicht mehr so straff und elastisch ist. Der Eingriff sollte daher immer in einem Adipositaszentrum erfolgen, weil hier die Mediziner die notwendige Erfahrung mitbringen.

Wie wird bei einer Körperformung vorgegangen?

Bei dem wachen, stehenden Patienten messen wir vor der Operation die Schnittlinienführung aus. Wir markieren also direkt auf der Haut, wo die Schnitte erfolgen. Der Eingriff selbst findet unter Vollnarkose statt. Neben einem horizontalen Schnitt ist in vielen Fällen auch ein vertikaler notwendig. Bei der Bauchdeckenstraffung muss zudem der Nabel erhalten und umgesetzt werden.

Warum ist die plastische Chirurgie nach einer extremen Gewichtsabnahme so wichtig für die Patienten?

Wer viele Kilos abgenommen hat, ist in der Regel stolz auf diese Leistung. Allerdings realisieren die Patienten ziemlich schnell, dass sie noch nicht am Ziel angelangt sind. Sie können aufgrund der Fettschürzen nicht arbeiten oder sich sozial integrieren. So erreichen die Betroffenen einen neuen Tiefpunkt und fallen quasi in ein Loch. Die plastische Chirurgie ist in diesem Fall der letzte Schritt, um wieder glücklich zu werden. Nach einer medizinisch indizierten Körperformung können die Patienten endlich wieder ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein.

About the Author