Quälender Juckreiz
Etwa jedes sechste bis zwölfte Kind unter sechs Jahren leidet an Neurodermitis. Damit gehört die Hauterkrankung zu den häufigsten im Kindesalter. Dabei handelt es sich um eine chronisch entzündliche, aber nicht ansteckende, mit quälendem Juckreiz einhergehende Krankheit. Bei ungefähr einem Drittel der Betroffenen ebben die Symptome im Laufe der Jahre ab und verschwinden sogar vollständig.
Bei Neurodermitis-Patienten ist die Schutzfunktion der Haut herabgesetzt. Das hat zur Folge, dass der Kontakt mit physikalischen, chemischen oder mikrobiellen Reizen zu Entzündungen führen kann. Durch das Kratzen der juckenden Hautstelle verstärkt sich die Entzündungsreaktion. Der starke Juckreiz hält meist den ganzen Tag an und verschlimmert sich häufig über Nacht. Typische Symptome sind trockene Haut mit geröteten entzündeten Stellen, flächenhafte Verdickung und Vergröberung der Haut sowie Knötchen und Pusteln. Häufig befinden sich die betroffenen Stellen bei Kleinkindern und Jugendlichen an den Gelenkbeugen, Handgelenken, Händen und im Nacken. Bei Babys kann der sogenannte Milchschorf im Gesicht und an den Außenseiten von Armen und Beinen ein erstes Anzeichen für Neurodermitis sein.
Die Ursachen der Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, sind bis heute nicht eindeutig geklärt. „Ein wesentlicher Faktor ist eine angeborene Veranlagung. Das Risiko, dass ein Kind an Neurodermitis erkrankt, wenn ein Elternteil betroffen ist, liegt bei fast 40 Prozent. Leiden beide Elternteile an der Hauterkrankung, steigt das Risiko auf 67 Prozent“, weiß Professor Michael Borte, Chefarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Aber auch Umweltfaktoren, körperliche Belastungen, aufregende
und belastende Ereignisse, Infekte und Allergene spielen eine erhebliche Rolle. Auch wenn Neurodermitis in jedem Alter auftreten kann, beginnt sie meist schon im Säuglingsalter. Ausschließliches Stillen in den ersten vier Lebensmonaten und das konsequente tägliche Eincremen des gesamten Babykörpers mit einer rückfettenden Pflegecreme wirken sich positiv aus und können das Risiko stark verringern. „Kinder sollten lieber duschen als baden, weil dadurch die Haut weniger austrocknet. Zu enge Kleidung vermeiden, lieber locker sitzende Kleidung aus Baumwolle oder Leinen anziehen. Neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen mehrfach waschen. Die Fingernägel des Kindes so kurz wie möglich halten, um das Kratzen abzuschwächen, und Überwärmung vermeiden, weil Schwitzen den Juckreiz verstärkt,“ rät Prof. Michael Borte.