Restless-Legs-Syndrom – Die Nachtwanderer

September 20, 2018
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Hunderttausende Menschen in Deutschland streifen nachts rast- und ruhelos durch ihr Heim. Der Grund: Sie leiden unter dem sogenannten Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS. Sobald ihr Körper zur Ruhe kommt, beginnen ihre Beine zu kribbeln, zu ziehen und zu schmerzen. Einziges probates Mittel dagegen: Bewegung.

Die Symptome treten vorwiegend abends oder nachts auf. Betroffene leiden aufgrund des Restless-Legs-Syndroms meist unter akuten Schlafstörungen. Denn die Missempfindungen in den Beinen lassen sie nur schwer ein- beziehungsweise durchschlafen. Aber auch in anderen

Entspannungsphasen – beispielsweise im Kino, beim Lesen oder während eines Restaurantbesuches – treten Missempfindungen auf und machen es den Betroffenen nahezu unmöglich, physisch und psychisch abzuschalten. Entsprechend hoch ist der Leidensdruck. Die Ursachen für die rastlosen Beine sind trotz umfangreicher Forschungsanstrengungen bis heute noch nicht umfassend geklärt. Experten vermuten jedoch, dass die Krankheitsursache im zentralen Nervensystem liegt. RLS wird deshalb als neurologisches Krankheitsbild definiert.

Mediziner unterscheiden die Erkrankung nach primären beziehungsweise idiopathischen Formen mit unbekannter genetischer Disposition und nach symptomatischen Formen – das heißt, dass das Restless-Legs-Syndrom durch eine andere Grunderkrankung ausgelöst wird. „Bei den Jüngeren sind es meist idiopathische Formen, das heißt, dass die Krankheit gehäuft in der Familie auftritt und vererbt wurde. Bei älteren Menschen überwiegen die Formen, die mit der Nervenerkrankung Polyneuropathie einhergehen“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Beuche, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum St. Georg. Er kennt die Krankheit bestens, hat selbst dutzende Vorträge dazu gehalten. „Prinzipiell ist RLS keine Erkrankung, die in einem Krankenhaus behandelt werden muss, die Mehrzahl der Patienten wird von niedergelassenenAllgemeinärzten betreut. Ins Klinikum kommen die Betroffenen nur, wenn es beispielsweise Probleme bei der Medikation gibt oder es zu einer Augmentation, sprich Verschlechterung des Zustandes trotz der medikamentösen Behandlung, kommt und die Symptome auch tagsüber oder in den Armen vorkommen“, erklärt der Experte.

Wenn gleichwohl die Ursache für das primär verlaufende Restless-Legs-Syndrom nicht bekannt ist, lässt es sich sehr gut medikamentös behandeln. Zur Symptomlinderung werden derzeit vier verschiedene Wirkstoff gruppen eingesetzt, je nach Ausprägung der Krankheit. Bei gelegentlichen oder leichten Beschwerden werden sogenannte Levodopa-Präparate verschrieben. Auch bei andauernden, mittelschweren bis schweren Symptomen hat sich dieser Wirkstoff , der den körpereigenen Botenstoff Dopamin verstärkt, bewährt. Dieser wurde ursprünglich zur Behandlung der Parkinson`schen Krankheit entwickelt. Bei RLS-Patienten wird die Dosis deswegen stark reduziert. Alternativ werden auch sogenannte Dopamin-Rezeptor-Stimulatoren, Opioide und bestimmte Antiepileptika eingesetzt. Bei symptomatischen Formen der Erkrankung müssen die auslösende Grunderkrankung behandelt oder beispielsweise RLS-auslösende Medikamente (z. B. Mirtazapin) durch andere ersetzt werden.

Wichtig ist, die klinische Diagnose RLS von anderen Formen von neuropathischen Schmerzen und zum Beispiel Muskelkrämpfen abzugrenzen, da sie anders behandelt werden müssen.

Alternativ zur medikamentösen Behandlung gibt es verschiedene Methoden, um die Symptome zu lindern. Diese sind jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich. Betroffene müssen individuell erproben, was hilft. Entspannend wirken beispielsweise warme oder kalte Bäder sowie Massagen. Einige Betroffene berichten davon, dass der Genuss von Koffein, Alkohol und Tabak die Missempfindungen verstärkt – hier könnte ein Verzicht bereits zu Linderung führen.

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