Schlafapnoe

April 01, 2017
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Wenn im Schlaf die Atmung aussetzt

Zwischen zwei und vier Millionen Menschen leiden an einer obstruktiven Schlafapnoe, einer Schlafstörung, bei der es während des Schlafens wiederholt zu Atemausfällen kommt. Im Tiefschlaf erschlafft die Muskulatur im Rachenbereich und verengt infolgedessen die Atemwege. Typische Schnarchgeräusche begleiten diesen Umstand. Der Betroffene merkt davon nichts, fühlt sich am nächsten Tag aber meistens schlapp und unkonzentriert.

Während des Schlafens kommt es wiederholt, teilweise bis zu 100 Mal, zu einem Kollaps des Rachenraumes. Das heißt, die oberen Atemwege werden teilweise oder komplett blockiert und lebenswichtige Organe leiden kurzzeitig unter einer Sauerstoffunterversorgung. „Diese Atemaussetzer können zwischen zehn Sekunden und im Extremfall bis über eine Minute andauern und mehrmals die Stunde eintreten. Diese werden meistens vom Betroffenen nicht bemerkt“, erklärt Privatdozent Dr. med. Thomas Köhnlein, Chefarzt für Pneumologie und Intensivmedizin am Schlaflabor des Klinikums St. Georg des Robert-Koch-Klinikums. Begleitet werden diese Pausen häufig von unregelmäßigem und lautem Schnarchen. Durch den fehlenden Sauerstoffgehalt im Blut löst das Gehirn eine lebensrettende Weckreaktion aus, die verhindert, dass der Schlafende erstickt undwieder seine Atmung fortsetzt. „In dieser Situation wird der gesamte Körper aktiviert. Dann schlägt das Herz schneller, der Blutdruck steigt enorm und die Muskeln spannen sich an. Die Atempausen enden dann in der Regel mit einem tiefen und langen Atemzug“, weiß der Chefarzt. Der Betroffene wird weder wach noch kann er sich daran erinnern. Er fällt aber in ein leichteres Schlafstadium und erfährt keinen sonderlich erholsamen Schlaf.

Auch wenn der Leidtragende nichts von der nächtlichen Unruhe mitbekommt, geht die obstruktive Schlafapnoe mit unangenehmen Symptomen am Tag einher. „Tagesschläfrigkeit und Schnarchen sind die Leitsymptome“, berichtet Dr. med. Thomas Köhnlein, „Kopfschmerzen am Morgen, Vergesslichkeit sowie Stimmungsprobleme und Depressionen können Symptome sein. Ebenso geht ein übermäßiges Gefühl des Unausgeschlafen-Seins mit Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall im Alltag und Beruf einher.“ Die Ursache der obstruktiven Schlafapnoe ist eine funktionelle Instabilität der oberen Atemwege. Die Atemmuskulatur erhält zwar den „Befehl“ vom Gehirn, Luft zu holen, aber die Kraft der Muskeln reicht nicht aus, um die Luft durch die verengten Atemwege zu bekommen. Faktoren wie Alter, Gewicht, Geschlecht und Lebensstil spielen bei der Verengung der Atemwege eine wesentliche Rolle.

Bei ersten Hinweisen auf eine Schlafapnoe sollten die Betroffenen bereits frühzeitig einen Spezialisten wie einen Lungen- oder HNO-Facharzt aufsuchen. Verhärtet sich der Verdacht einer Schlafapnoe durch die ambulante Messung zu Hause, ist dann in einem nächsten Schritt eine Vorstellung in einem Schlaflabor zwingend erforderlich. Im Robert-Koch-Klinikum werden die Betroffenen in acht speziell ausgestatteten Schlaflaborplätzen während der ganzen Nacht mit komplexer Technik überwacht. Die wichtigsten Körperfunktionen wie Hirnströme, Herzrhythmus oder Atmung werden gleichzeitig erfasst und eine Videokamera zeichnet zusätzlich alle nächtlichen Bewegungen auf. Aus den umfangreichen Daten wird dann in Zusammenhang mit der Krankengeschichte auf die Diagnose der zugrunde liegenden Schlafstörung geschlossen und ermöglicht den Betroffenen dadurch eine optimale Ursachenfindung sowie eine individuell angepasste Therapie im Anschluss. „Die CPAP-Therapie, die Therapie mit der sogenannten Beatmungsmaske, ist die häufigste und wichtigste Behandlungsmöglichkeit der obstruktiven Schlafapnoe“, erläutert der Spezialist. „Diese Maske unterstützt aktiv die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck, der so eingestellt wird, dass die oberen Atemwege offen gehalten werden. Der notwendige Druck wird für alle Schlafstadien und Liegepositionen individuell im Schlaflabor
ermittelt.“ Eine weitere Therapiemöglichkeit ist die Unterkieferprotrusionsschiene, die für eine Verlagerung des Unterkiefers sorgt und damit die Atemwege offen hält.

In vielen Fällen führt schon eine gesündere Lebensweise zu erheblichen Verbesserungen, wie zum Beispiel eine Gewichtsreduzierung oder der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol. Als Alternative werden auch Operationen im Bereich des Rachens angeboten.

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