Schnupfen ist nicht gleich Schnupfen

April 01, 2015
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Wenn mit den ersten Sonnenstrahlen und milden Temperaturen die Augen tränen und die Nase juckt und läuft, kann auch eine Allergie dahinter stecken. Dabei handelt es sich um eine Fehlreaktion des menschlichen Abwehrsystems gegen harmlose Stoffe aus der Umwelt. Beispielsweise Pollen, Lebensmittel, Tierhaare, Hausstaubmilben und Schimmelpilze können eine allergische Reaktion an den Schleimhäuten der oberen Atemwege auslösen. Diese Beschwerden setzen plötzlich innerhalb von Minuten nach Allergenkontakt ein.

Beim Erstkontakt mit einem Allergen kommt es zur Bildung von Antikörpern gegen diesen Stoff. Diese zirkulieren dann im Blutkreislauf. Mediziner sprechen von einer Sensibilisierung. Bei einem erneuten Kontakt lösen die vorhandenen Antikörper die allergischen Reaktionen aus. Die dadurch hervorgerufenen Beschwerden erinnern zunächst an einen Schnupfen. Es kommt zu einem Juckreiz in Nase, Mund und Augen. Die Schleimhäute können anschwellen und eine vermehrte Schleimproduktion führt zum Naselaufen und Augentränen. Auch Hustenreiz und Atemprobleme sind mögliche Folgen.

„Bei den Pollenallergien wiederholen sich die Beschwerden meist im jahreszeitlichen Rhythmus, immer etwas variiert, da der Pollenflug durch das Wetter beeinflusst wird“, erklärt Fachärztin Dr. Gerit Herzog vom Klinikum St. Georg. „So kann bei einem milden Winter die Haselnussblühte schon im Januar oder bei einem strengen Winter erst im März beginnen.“ Die aktuellen Blüte- und Flugzeiten finden Betroffene in Pollenflugkalendern.

Allergieauslöser Nr. 1: Die Hausstaubmilbe

Aber auch wenn nichts blüht, können Allergien Beschwerden machen. Zum Beispiel morgens beim Aufstehen kann eine Milbenallergie eine zugeschwollene Nase verursachen. Die winzigen Spinnentierchen ernähren sich von Hautschuppen und finden in Matratzen, Bettzeug, Polstermöbeln und Kuscheltieren optimale Lebensbedingungen. Die Hausstaubmilbenallergie – hervorgerufen durch Antikörper gegen die eiweißhaltigen Kotballen der Milbe – ist die häufigste Allergieform. Bei geringer Luftfeuchtigkeit in der Heizungsperiode im Winter wird der Milbenkot trocken und kann aufgewirbelt und eingeatmet werden. Daher sollte im Schlafzimmer keine Heizung an sein und für ein gutes Raumklima vor dem Schlafengehen kurz gelüftet werden. Kuscheltiere bleiben durch einen Aufenthalt im Tiefkühlfach milbenfrei. Zudem gibt es milbenundurchlässige Matratzen- und Bettüberzüge, die der Arzt bei diagnostizierter Milbenallergie verordnen kann.

Aufgedeckt werden Allergien durch eine genaue Anamnese. So gibt das erste Gespräch mit dem Arzt über Zeitpunkt und Art der Beschwerden wertvolle Hinweise auf den Auslöser. Daran schließt sich ein Allergiehauttest – der sogenannte Pricktest – an. Dabei werden spezielle Allergenextrakte auf die Haut aufgetragen und angeritzt. Es kommt bei vorhandener allergischer Sensibilisierung zu Quaddelbildung, Juckreiz und Rötung. In einem Bluttest können die spezifischen Antikörper gegen ein Allergen nachgewiesen werden. Eine weitere Testmethode ist der Provokationstest, bei dem das Allergenextrakt auf die Schleimhaut aufgetragen wird und die allergischen Symptome provoziert werden, zum Beispiel in der Nase.

Die Vielzahl der möglichen Allergene bedingt auch die unterschiedlichen Behandlungsmethoden. Am besten ist es, den Kontakt mit dem auslösenden Allergen zu vermeiden. Diese nicht immer praktikable Lösung ist vor allen bei Lebensmittel- und Tierhaarallergien zu empfehlen.

Milderung der Symptome durch Antiallergika

Beim Auftreten von allergischen Beschwerden stehen sogenannte Antiallergika zur Verfügung. „Nasensprays, Augentropfen oder Bronchialsprays können die Symptome lindern“, weiß Dr. Gerit Herzog. „Die zugrunde liegende allergische Sensibilisierung wird hierdurch aber nicht behandelt. Sie führt bei wiederholtem Kontakt zu erneuten, eventuell auch heftigeren Beschwerden.“ Um dieses Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, ist eine spezifische, auf das Allergen gerichtete Therapie notwendig und wichtig. Bei der Hyposensibilisierung erhalten Betroffene über drei Jahre eine Spritze und bei Gräser- und Baumpollen auch Tropfen oder Tabletten. „Die Diagnostik und Therapie einer Allergie trägt die Krankenkasse und ist die einzige Behandlungsmethode, die dem Etagenwechsel, das heißt, der Entwicklung eines allergischen Asthmas, vorbeugen kann“, betont die Fachärztin für Allergologie.

In der HNO-Ambulanz der Poliklinik des Klinikums St. Georg führen HNO-Fachärzte und Allergologen die Allergendiagnostik und Therapieplanung durch. Auch ein Zusammenhang mit Reaktionen auf allergenverwandte Lebensmittel, sogenannte Kreuzallergien, können im individuellen Anamnesegespräch abgeklärt werden. Betroffene können telefonisch unter 0341 909-2383 oder per E-Mail unter hno-Termine@sanktgeorg.de vereinbaren.

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