Vergiftung – nützliche Tipps für Alltag und Notfall

September 14, 2018
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Kinder sind im Alltag mit toxischen Substanzen konfrontiert, die lebensgefährlich sein können. Dabei können Giftstoffe über verschiedene Wege in den Körper gelangen, am häufigsten werden sie jedoch oral aufgenommen – beabsichtigt oder unbeabsichtigt.

In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums St. Georg werden betroffene Kinder in der Abteilung für Interdisziplinäre Pädiatrische Notfall- und Intensivmedizin behandelt. Während kleine Patienten zwischen einem und fünf Jahren eher wegen versehentlicher Einnahme von Medikamenten und Haushaltsreinigern eingewiesen werden, erfahren Jugendliche häufiger Alkohol- und/ oder Drogenvergiftungen. „Hier auf der Intermediate Care (IMC) Station sind wir in der Lage, alle Arten von Vergiftungen zu behandeln. Gemeinsam mit dem Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) können wir auch bei Kindern und Jugendlichen Akutdialysen durchführen, wie es zum Beispiel bei der Aufnahme hoher Mengen an Frostschutzmittel erforderlich werden kann“, erklärt Dr. Norman Händel, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin.

Die grundlegenden Eckpfeiler der Therapie nach Vergiftungen sind die Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen des Kindes sowie die Elimination des Giftes. Über ein Kreislaufmonitoring werden unter anderem Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung der betroffenen Kinder sowie deren Veränderungen überwacht und durch entsprechende Maßnahmen erhalten. „Viele Gifte werden in der Leber verstoffwechselt und über die Nieren aus dem Körper ausgeschieden. Über einen Tropf regen wir Kreislauffunktion, Nierendurchblutung und Giftelimination an. Wir fördern die Urinausscheidung, um das Gift schnell loszuwerden“, erklärt Dr. Händel. Wenn der zeitliche Abstand zum Zeitpunkt der Intoxikation nicht zu groß ist ist, erfolgt die Gabe von Aktivkohle, welche fett- und wasserlösliche Substanzen im Magen-Darm-Kanal bindet. Daher ist der frühe Antransport ins Krankenhaus wichtig. Hat sich das Gift im Körper bereits ausgebreitet, ist Aktivkohle nicht mehr wirksam. „Die Eltern sollten umgehend nach Feststellen der Vergiftung beim Kind eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen und besser nicht den Umweg über den Hausarzt nehmen, um keine Zeit zu verlieren“, betont Dr. Händel. „Das Giftinformationszentrum (GGIZ) hat einen 24/7-Notruf, der Eltern erste Hilfestellungen geben kann.“

Für einige Giftstoff e gibt es Antidots. Das sind Medikamente, welche die Giftwirkung unterbinden oder blockieren. Da nur für eine kleine Zahl an Giftstoff en wirksame Gegenmittel existieren, sind entsprechende Vorsichtsmaß- nahmen der Eltern im Haushalt das A und O: Trinkbehälter sollten unter keinen Umständen mit Reinigungsmitteln oder Ähnlichem gefüllt werden, jedes potenzielle Gift muss außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden. Besonders Medikamente (auch täglich einzunehmende) gehören in einen abschließbaren Medikamentenschrank.

 

 

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