Vergrösserte Lymphknoten – Tumor oder nur ein Schnupfen?

September 14, 2018
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Der Hals- und Rachenraum ist mit seinen Schleimhäuten ein empfindlicher Bereich. Er kann nicht nur von Bakterien und Viren angegriffen werden, sondern auch unter einer ungesunden Lebensweise leiden. Im Ernstfall entstehen dann in diesem Areal Tumorzellen, die früh erkannt und behandelt werden müssen.

Das menschliche Lymphsystem ist ein komplexes Netz aus Lymphknoten und Lymphbahnen. Es schützt als Abwehrsystem den Körper vor feindlichen Eindringlingen, kann aber auch körpereigene Zelldefekte oder schädliche Stoffwechselprodukte in Schach halten und wie eine „Kanalisation“ abtransportieren. Mit dem Blutkreislauf unterstützt es die körpereigene „Abwehrpolizei“ im Kampf gegen Viren und Bakterien – aber auch gegen Tumorzellen. In diesem System dienen die Lymphknoten als eine Art Filterfabrik für die Lymphflüssigkeit. Viele dieser Knoten finden sich im seitlichen Hals- und Kopfbereich. Bei Infektionen wie Erkältungen, Schnupfen oder Grippe können sie etwas anschwellen und sich vergrößern, weil die Abwehrpolizei im Körper mehr Arbeit leisten muss. Manchmal jedoch ist das Lymphsystem selbst von Krankheit betroffen. Dazu zählen auch Tumore im Hals-, Mund- und Rachenbereich. Dr. med. Andreas Boehm, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde im Klinikum St. Georg erklärt: „Wenn Lymphknoten im Hals- und Gesichtsbereich vergrößert sind oder anschwellen, kann das als normale Reaktion auf einen Schnupfen, eine Grippe oder eine andere Viruserkrankung geschehen sein. Liegt jedoch keine Erkältung oder ein viraler Infekt vor und bereitet die Schwellung zudem so gut wie keine Schmerzen, sollte man keine Zeit verlieren und die Sache medizinisch prüfen lassen.“ Denn sind Lymphknoten im Halsbereich geschwollen oder über längere Zeit unnatürlich vergrößert, ohne dass ein Infekt vorliegt, kann das ein Hinweis auf eine tumorartige Erkrankung der Lymphknoten sein. Im ungünstigsten Fall könnte es sich sogar bereits um einen unerkannten Tumor im Hals-, Zungen- oder Rachenbereich handeln, der in den Lymphknoten bereits Metastasen gebildet hat. „Der bösartige Lymphdrüsenkrebs wird als Primärerkrankung regelmäßig auch in Halslymphknoten diagnostiziert“, erläutert Dr. Andreas Boehm. Diese Patienten werden dann in der Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie bei Chefärztin Dr. Mantovani-Löffler weiter behandelt. Gelegentlich sind die vergrößerten Lymphknoten das erste Symptom der Erkrankung und werden erst spät als besorgniserregend wahrgenommen. Diese spät erkannten Tumore im Hals-Kopf-Bereich sind problematisch, da sie bereits Tochtergeschwülste in den Lymphknoten angesiedelt haben. Gerade im Zungen- und Rachenraum können sich Tumore bilden, die lange Zeit unerkannt bleiben. Die nahegelegenen Lymphknoten werden dann als erstes von Krebszellen befallen und vergrößern sich entsprechend. Bei bösartig veränderten Lymphknoten im Halsbereich sollten deshalb immer der ganze Mund- und Rachenraum, Kehlkopf, Hals und Zunge untersucht und endoskopisch gespiegelt werden. Denn liegen unerkannte Primärtumore vor, streuen diese zuerst in die nahegelegenen Lymphknoten. Tumorerkrankungen im Hals-Nasen-Rachenbereich können lange beschwerdefrei bleiben und wirken sich später extrem auf die Lebensqualität aus. Eine Früherkennung und hohes Symptombewusstsein sind daher besonders wichtig. Für eine verlässliche Diagnose und erstklassige Behandlung bietet das Klinikum St. Georg in Leipzig unter der Leitung von Dr. Andreas Boehm eine breit aufgestellte Hals-, Nasen-, Ohrenabteilung sowie eine Belegabteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. „Einen Teil der Zunge oder einen Kehlkopf operativ entfernt zu bekommen, ist sehr unangenehm“, weiß der Chefarzt aus jahrelanger Operationserfahrung. „Außerdem sinken die Heilungschancen bei zu spät erkannten Tumoren stark, wenn schon Metastasen in die Lymphkonten eingewandert sind.“ Deshalb sollte man besser nicht rauchen, gesund leben, wenig Alkohol trinken und aufmerksam auf bestimmte Symptome achten, wie lang andauernde Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder eben unnatürlich geschwollene Lymphknoten am Hals. „Je früher wir eingreifen können, desto besser“, so Boehm. „Für die nachwachsende Generation ist die Impfung gegen HPV in jedem Fall – auch für Jungen – zu empfehlen.“

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