Angst ist ein urmenschliches Gefühl. Sie mahnt zu Vorsicht und erhöhter Aufmerksamkeit. Auch der Körper reagiert: die Muskeln verkrampfen, das Herz schlägt schneller und Stresshormone werden ausgeschüttet. Ist die Gefahr vorüber, stellt sich wieder Enspannung ein.
Belastet die Angst jedoch ohne reale Bedrohung dauerhaft die Gefühlswelt, beherrscht sie den Alltag und lähmt die Handlungsfähigkeit, spricht man von einer Angststörung. Die Krankheitsbilder sind zahlreich, reichen von Phobien über körperliche und seelische Ängste bis zu Panikattacken. Ebenso vielfältig sind die Beschwerdemuster. Kopfdruck, Erröten, Schwindel, Herzenge, Atemnot oder Essstörungen sind nur einige davon.
Anhaltende Angst lässt sich durch eigene Kraft nicht bewältigen. Schreitet sie fort, kommt es zu einer ausgeprägten Erwartungsangst im Sinne der Angst vor der Angst. Diese lähmt und führt zu einem zunehmenden Rückzugsverhalten. Die Gefahr liegt in den Versuchen, sich mithilfe von Alkohol, Schlaf- und Schmerzmitteln oder Rauschdrogen wie Haschisch und Kokain selbst zu behandeln.
Gegen Angst helfen psychotherapeutische, sozialtherapeutische und medikamentöse Behandlungen. Dabei ist das soziale Umfeld unbedingt als Unterstützung einzubeziehen. „Vor jeder Behandlung steht das Erkennen, dass man an einer Angsterkrankung leidet. Wer sich das eingesteht, sucht dann nach ärztlicher Hilfe. Nicht selten fällt es Betroffenen schwer, sich der eigenen Angsterkrankung zu stellen. Der Grund ist, Angst als Schwäche misszuverstehen. Doch wird Angst nicht behandelt, drohen körperliche Symptome wie Bluthochdruck, Diabetes und andere, denn der Körper leidet an einer überdauernden Stressreaktion“ erklärt Dr. med. Peter Grampp, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Fachkrankenhaus Hubertusburg, das zum Leipziger Klinikum St. Georg gehört.
Eine seiner Patientinnen litt an solch einer starken Angststörung, dass sie das Haus nicht mehr verlassen konnte. „Immer wieder hatte ich Panikattacken mit massivem Kopfdruck und Ohrgeräuschen. Ich sah verschwommen, meine Sprache versagte, ich habe meinen Puls im Hals und in der Schläfe verspürt. Ich dachte, ich könnte umfallen und sterben“, berichtet sie. Nach zahlreichen Besuchen bei verschiedensten Ärzten über Jahre hinweg und einer ambulanten Psychotherapie fand sie schließlich Hilfe in der Psychotherapiestation des Fachkrankenhauses Hubertusburg. Entgegen ihrer Vorstellung, eingesperrt zu sein und die Selbstbestimmung zu verlieren, war die Station offen; auch Notebook, Handy und Besuch waren jederzeit erlaubt. Die Gruppenpsychotherapie vermittelte der Patientin Schutz und Sicherheit, wodurch sie sich erholte und wieder in Leben und Beruf trat. Die ambulante psychotherapeutische Nachbehandlung stabilisiert sie weiterhin.