Wenn der Schädel brummt

April 01, 2015
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Aktiv gegen Kopfschmerz und Migräne

Fast drei Viertel der erwachsenen Deutschen und knapp 20 Prozent der 8- bis 16-Jährigen leiden regelmäßig unter Kopfschmerzen. Die Symptome und Ursachen sind vielfältig, mehr als 200 verschiedene Arten unterscheidet der Mediziner. Am häufigsten treten Spannungskopfschmerzen und Migräne auf.

Die dumpfen, drückenden Schmerzen vom Spannungstyp treten meistens auf beiden Seiten gleichzeitig auf. Über 60 Prozent der Betroffenen leiden an dieser Form. Der unangenehme Druck ist oft zuerst im Nacken oder am Halsansatz zu spüren und wandert anschließend hoch bis in die Stirn. Die Schmerzepisoden können von 30 Minuten bis 7 Tage anhalten.

Bei Migräne-Attacken, von denen 38 Prozent der Betroffenen heimgesucht werden, tritt der Schmerz anfallartig pochend, pulsierend und oft nur einseitig auf. Die Patienten klagen gleichzeitig über Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Bei körperlicher Anstrengung verschlimmern sich die Schmerzen meist noch. Vereinzelt kommt es auch zu Seh- und Sprachstörungen sowie zum Kribbeln oder Schwächegefühl in den Armen oder Beinen, dann sprechen die Mediziner von der sogenannten Migräne mit Aura. Eine Migräneattacke kann von 4 bis zu 72 Stunden andauern. Betroffen sind mehr Frauen als Männer.

„Viele Patienten behandeln ihre Kopfschmerzen mit freiverkäuflichen Schmerzmitteln aus der Apotheke selbst“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Beuche, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum St. Georg. „Diese Medikamente sollten nicht länger als an drei aufeinander folgenden Tagen und nicht öfter als 10 Tage im Monat genommen werden. Denn sonst können neue chronische Kopfschmerzen entstehen.“

Wird der Kopfschmerz zum Dauerbegleiter, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Formen empfiehlt sich der Besuch eines Neurologen. „In einem KopfschmerScreenshot 2015-03-30 15.40.26ztagebuch sollten Patienten genau festhalten, wann und wie lange die Beschwerden auftraten und wie ausgeprägt diese waren“, rät Prof. Dr. Wolfgang Beuche. „So lassen sich nicht nur die persönlichen Schmerzauslöser schneller aufdecken. Gleichzeitig erhält der Arzt entscheidende Hinweise auf die Art des Kopfschmerzes.“ Nach dem ausführlichen Gespräch untersucht der Mediziner den Patienten. Um andere Krankheiten als Ursache auszuschließen, stehen außerdem verschiedene Diagnosemethoden zur Verfügung. Mit bildgebenden Verfahren wie Magnetresonanz- (MRT) und Computertomografie (CT) kann zum Beispiel das Gehirn untersucht werden. Vermutet der Arzt eine Epilepsie (Anfallsleiden), werden zur Abklärung die Hirnströme mit einem Elektroenzephalografie (EEG) aufgezeichnet. Auch Röntgen oder Ultraschall werden eingesetzt, um unter anderem eine Nasennebenhöhlenentzündung als Auslöser auszuschließen.

Die Therapie von Kopfschmerzen richtet sich nach der Ursache. Diagnostiziert der Arzt eine Migräne oder schwere chronische Kopfschmerzen, ist in der Regel eine effektive Medikation notwendig. So wirken beispielsweise sogenannte Triptane spezifisch bei einem akuten Migräneanfall.

Neben der Einnahme von Medikamenten sollten Patienten insbesondere auch ihren Lebensstil überdenken. „Viele Betroffenen berichten, dass sie Frequenz und Stärke der Schmerzen durch eine Veränderung des eigenen Verhaltens vermindern konnten“, weiß Prof. Dr. Wolfgang Beuche. Betroffene sollten ausreichend trinken, regelmäßig schlafen und sich täglich an der frischen Luft bewegen. Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung können ebenfalls eine gute Prophylaxe sein. Zudem beugen regelmäßige sportliche Aktivitäten Kopfschmerzen vor. Mediziner empfehlen 30 Minuten Ausdauertraining an allen Tagen der Woche, denn dadurch verbessert sich das körperliche Befinden. Wichtig ist, etwas für sich zu tun, an dem man Freude empfindet. Wer allerdings gerade akut unter einer Migräneattacke leidet, sollte keinen Sport treiben, da dieser den Schmerz noch verstärkt.

Wer zudem seine individuellen Auslöser kennt, sollte diese vermeiden. So können beispielsweise zu viel Stress, Ängste, soziale Konflikte oder starke Lärm- und Lichtbelastungen sowie Schlafmangel Kopfschmerzen auslösen. Mitunter sind auch zu viel Alkohol, Zigaretten und Kaffee verantwortlich.

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