Wenn weniger mehr ist

September 14, 2015
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35081125_xxlAdipositas erfolgreich behandeln

Der prozentuale Anteil übergewichtiger und adipöser Menschen in der Bevölkerung nimmt seit einigen Jahrzehnten stetig zu. Dies gilt sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche. Nach dem Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2008 sind 58 Prozent der Erwachsenen in Deutschland übergewichtig. Der Hauptgrund liegt oftmals in der Ernährung: zu fett und zu kalorienreich. Hinzu kommt häufig mangelnde Bewegung, sodass die überschüssigen Kalorien nicht verbrannt werden. Von Fettleibigkeit (Adipositas) sprechen Mediziner ab einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Dieser ergibt sich aus dem Verhältnis des Gewichts zur Körpergröße (kg/m²).

Wo liegen die Ursachen?

Bei adipösen Menschen bedingen meist mehrere Faktoren die Krankheit. Eine große Rolle spielt die genetische Veranlagung. So können bestimmte Gene bewirken, dass der Energieverbrauch verringert wird. Eine falsche Ernährung wird dadurch schnell zum Problem: Viele Kalorien bei geringem Verbrauch führen dazu, dass überschüssige Energie in Form von Fett im Körper eingelagert wird. Moderne Einflüsse wie Zeitdruck, schnell verfügbares Fastfood und zuckerhaltige Softdrinks begünstigen ungesunde Essgewohnheiten. Auch die mangelnde Bewegung ist ein Phänomen der heutigen Zeit. Immer mehr berufliche Tätigkeiten werden im Sitzen ausgeführt, Treppen mit Hilfe von Aufzügen bewältigt und viele Strecken mit dem Auto gefahren. Nur sehr selten entsteht eine Adipositas als Folge anderer Erkrankungen, wie etwa einer Unterfunktion der Schilddrüse.

Gefährliche Folgen

Starkes Übergewicht ist ein Risikofaktor für zahlreiche Zivilisationskrankheiten. Dazu zählen hauptsächlich Erkrankungen der Gefäße und des Herz-Kreislauf-Systems, die vom Bluthochdruck bis zum Schlaganfall und Herzinfarkt reichen können. Aber auch Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Gicht, Arthrose und Demenz können Folgen von Fettleibigkeit sein. Allgemeine Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Gelenkschmerzen und verstärktes Schwitzen stellen häufig eine zusätzliche Belastung im Alltag dar.

Dauerhafte Therapieerfolge

„Die Grundlage jeder Adipositas-Behandlung ist es, die Kalorienzufuhr durch eine dauerhafte Ernährungsumstellung zu reduzieren und gleichzeitig den Kalorienverbrauch durch mehr körperliche Aktivität zu erhöhen“, erläutert Prof. Arved Weimann, Leiter des Adipositaszentrums am Klinikum St. Georg. „Entscheidend für den Erfolg der Therapie sind jedoch die Motivation und der Wille des Patienten, das Essverhalten wirklich dauerhaft zu verändern. Nur so lässt sich das reduzierte Gewicht auch halten.“ Bei einer krankhaften Adipositas ab einem BMI von 40 kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Wenn bereits schwerwiegende Begleiterkrankungen bestehen, wird auch ab einem BMI von 35 operiert. „Da die Operation Risiken birgt und eine erneute Gewichtszunahme nicht ausschließt, versuchen wir im Adipositaszentrum am Klinikum St. Georg die nicht-
invasiven, konservativen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. So arbeiten wir mit der endoskopischen Ballonimplantation“, erklärt Professor Weimann. Bei dieser Methode wird das Volumen des Magens durch den Ballon verkleinert und es tritt schneller ein Sättigungsgefühl ein. Der Ballon verbleibt maximal sechs Monate im Körper, danach wird er wieder herausgenommen. Die weiteren Säulen der über einjährigen Therapie sind eine Formuladiät mit begleitender Ernährungs-, Psycho- und Bewegungstherapie.

Parallel zu der schrittweisen Umstellung bisheriger Essgewohnheiten hilft den Betroffenen eine Verhaltenstherapie. Diese gibt Antworten auf Fragen wie: Warum essen die Betroffenen so viel? Wie belohnen sie sich angemessen? Wie können Misserfolge besser bewältigt werden oder wie lassen sich Sport und Bewegung gut in den Alltag integrieren? „Der Weg aus der Fettleibigkeit ist ein langwieriger Prozess, an dessen Ende kein gertenschlanker Traumkörper steht. Ziel muss es sein, ein Gewicht zu erreichen, das kein gesundheitliches Risiko mehr darstellt und mit dem sich die Patienten wohlfühlen“, fasst Professor Weimann zusammen.

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