Als X- oder O-Beine bezeichnete Beinachsenfehlstellungen bei Kindern sind gerade in der Wachstumsphase durchaus normal.
Bleibt die Fehlstellung jedoch bestehen, muss diese ärztlich behandelt werden, um Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter
zu vermeiden. Beim O-Bein verläuft die Beinachse auf der Innenseite des Kniegelenks, bei der häufiger im Kindesalter auftretenden X-Bein-Fehlstellung auf der Außenseite. Die Ursachen für X-Beine sind vielfältig: sie können angeboren sein, durch einen falsch verheilten Knochenbruch entstehen oder durch Übergewicht hervorgerufen werden. In einigen Fällen führt eine Stoffwechselerkrankung zu einer Erweichung und nachfolgenden Fehlstellung des Knochens. „Sind die Fehlstellungen bereits im Kindesalter stark ausgeprägt oder begradigen sie sich nach dem 10. Lebensjahr nicht von selbst, muss die Ursache geklärt werden“, betont Dr. Thomas Lehnert, Facharzt der Kinderchirurgie am Klinikum St. Georg. Zu diesem Zweck werden verschiedene Untersuchungs- und Messtechniken angewandt. Für eine exakte Diagnose ist zudem eine Röntgen-Ganzbeinaufnahme notwendig, die Aufschluss darüber gibt, ob die Kniegelenksfehlstellung aus dem Ober- oder dem Unterschenkel resultiert.
Mittel- bis langfristig führt eine Achsfehlstellung zu einer Fehlbelastung der Gelenke und dadurch zu einer vermehrten Abnutzung und zu Beschwerden. Auch die Fehlstellung selbst verursacht Beschwerden, wenn die normale Beweglichkeit nicht mehr gegeben ist. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und dem Ausmaß der Fehlstellung. Daher stellt die Therapie von X-Bein-Fehlstellungen ein multimodales, ganzheitliches Konzept unter kinderärztlicher Aufsicht dar. „Im Vordergrund steht gerade bei übergewichtigen Kindern die nachhaltige Gewichtsreduktion. Bei begleitenden Fehlstellungen im Sprunggelenk können korrigierende Einlagen angewendet werden“, erklärt Dr. Thomas Lehnert die verschiedenen Möglichkeiten. Als letzter Schritt kann bei geeigneter Indikation eine wachstumslenkende Operation genutzt werden. „Ziel dabei ist, das Wachstum am Kniegelenk innenseitig durch sogenannte 8-Plates, die über minimalste Hautschnitte eingesetzt und fixiert werden, zu stoppen und so einen Ausgleich der X-Bein-Fehlstellung zu erreichen“, erklärt der Kinderchirurg das Verfahren. Dies ist jedoch von der individuellen Wachstumsgeschwindigkeit des Patienten, also seinem Alter und dem Geschlecht abhängig. In Nachkontrollen wird der Erfolg vermessen. Sobald ein Ausgleich der Fehlstellung erfolgt ist, kann die Entfernung der 8-Plates erfolgen.
